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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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auf eine Gelegenheit gewartet, Walt mit diesem gespielt ungläubigen Gesichtsausdruck anzusehen.
    Die Verärgerung des Waldläufers wich.
    »Also gut. Vielleicht hätte ich es nicht getan«, gab er zu. Dann warf er Horace einen scharfen Blick zu. »Und hör auf, mich mit dieser hochgezogenen Augenbraue anzusehen. Du bekommst das sowieso nicht richtig hin. Deine andere Augenbraue geht ebenfalls hoch.«
    »Ja, Walt, aber natürlich, Walt«, sagte Horace in übertrieben eilfertigem Ton. Zugleich verspürte er eine unglaubliche Erleichterung, dass Walt langsam wieder ganz der Alte wurde. Vielleicht brauchten sie Malcolm ja gar nicht.
    Er bereitete für Walt eine leichte Mahlzeit aus Brühe und Brot. Zuerst wollte er den Waldläufer füttern. Walts empörte Weigerung hob Horace’ Stimmung noch mehr.
    »Ich bin doch kein Invalide! Gib mir diesen verdammten Löffel!«, rief Walt, und Horace musste sich wegdrehen, um sein Grinsen zu verbergen.
    Später am Nachmittag, als Walt ruhig schlief, entdeckte Horace etwas. Oder besser gesagt, er merkte, dass etwas fehlte. Seit dem Morgen hatte er die Blicke des Genovesen gespürt. Aber jetzt war dieses Gefühl weg.
    Möglichst unauffällig suchte er den Horizont ab. Er wusste, wo der Genovese Posten bezogen hatte. Einige Male hatte Horace eine leichte Bewegung auf dem Hügelkamm wahrgenommen, als der Mann seine Stellung geändert oder seine verkrampften Muskeln gelockert hatte.
    »Du würdest nie einen Waldläufer abgeben, Junge«, murmelte Horace und dachte an die fast unheimliche Fähigkeit von Walt und Will, eine Stellung stundenlang beizubehalten, ohne sich zu rühren. »Andererseits«, fuhr er grinsend fort, »gilt das auch für mich.«
    Als die Schatten länger wurden und die Sonne sich dem Horizont zuneigte, kam er zu einer Entscheidung. Er würde vor Einbruch der Dunkelheit einen kurzen Rundgang machen. Ein solches Vorhaben würde nicht das Misstrauen des Genovesen erregen. Also legte Horace sein Kettenhemd an, setzte den Helm auf, nahm Schwert und Schild und marschierte los. Er begann seinen Rundgang einige Hundert Schritte von der letzten Position des Genovesen entfernt und patrouillierte dann in einem großen Bogen die Anhöhe entlang nach Süden.
    Mit dem Schild über dem linken Arm fühlte er sich schon sicherer. So konnte er auch einen Schuss aus der Armbrust abwehren. Horace vertraute auf seine eigenen Reaktionen.
    Er marschierte zum Hügelkamm und vollführte bewusst ein kleines Schauspiel, indem er allzu offensichtlich nach Feinden Ausschau hielt. Als er das vermutete Versteck erreicht hatte, sah er sich sehr genau um. Das Gras war niedergedrückt, als ob hier jemand längere Zeit gelegen hätte. Die Stelle war ein idealer Beobachtungsort. Die Anhöhe hatte hier ihren höchsten Punkt und bot einen ausgedehnten Blick über das Land. Horace blickte zurück zum Lager und sah den Rauch des Feuers aufsteigen und die Gestalt, die in Decken gehüllt daneben schlief.
    Aus einer Eingebung heraus stieg er die andere Seite des Hügels hinab und suchte links und rechts den Boden ab. Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatte er gefunden, was er suchte: einen Haufen frischer Pferdeäpfel im Gras. Hier
hatte der Genovese sein Pferd abgestellt  – verborgen vor den Blicken des feindlichen Lagers, aber nahe genug, um schnell entkommen zu können.
    »Er war hier«, sagte Horace zu sich. »Und jetzt ist er weg. Die Frage ist, kommt er zurück? Und wenn ja, wann?«
    Er ging zurück zum Lager, und als es dunkel wurde, bereitete er eine Mahlzeit. Vorsichtig weckte er Walt und war erleichtert, als der Waldläufer sofort die Augen öffnete.
    »Abendessen«, sagte Horace.
    Walt schnaubte. »Wird aber auch Zeit. Die Bedienung hier lässt zu wünschen übrig.«
    Bereitwillig nahm er seinen Teller entgegen und aß mit großem Appetit. Nachdem er seinen ersten Hunger gestillt hatte, hielt er ein Stück Fladenbrot hoch, das Horace selbst gebacken hatte.
    »Hast du das gemacht?«, fragte er.
    Voller Stolz versicherte ihm Horace, dass er es tatsächlich ganz allein gemacht hatte. Er brauchte nicht lange darauf zu warten, bis Walt ihm einen Dämpfer versetzte.
    »Und was ist es?«, fragte er.
    Horace sah ihn beleidigt an. »Ich glaube, du hast mir besser gefallen, als du zu krank zum Reden warst.«
    Später, als Walt wieder schlief, legte Horace ausreichend Feuerholz nach und zog sich dann aus dem flackernden Feuerschein zurück. Etwa zwanzig Schritte entfernt lag ein umgestürzter Baum, gegen

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