Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
den lehnte er sich, eine Decke um die Schultern und das Schwert griffbereit über den Knien. Er verbrachte eine schlaflose Nacht und hielt nach einem Feind Ausschau, der nicht kam.
Doch am Morgen war der Genovese wieder da.
Z wei Reiter, die ein drittes Pferd mit sich führten, tauchten im Norden am Horizont auf.
Horace verspürte ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung, als sie näher kamen und er sie erkannte. Insgeheim hatte er sich Sorgen gemacht, dass Will am Ende den Heiler gar nicht antreffen würde, weil er gerade zu einem anderen Kranken gerufen worden war.
Horace lief ihnen ein Stück entgegen, und als sie ihn sahen, ließen sie die Pferde statt im Schritttempo im Trab laufen. Reiter und Pferde sahen erschöpft aus. Reißer hatte immerhin noch genügend Energie, um den Kopf zu heben und Horace mit einem Wiehern zu begrüßen. Es war, als wolle er Kobold an seine Pflicht erinnern, denn das große Schlachtross hob daraufhin ebenfalls den Kopf und begrüßte seinen Herrn.
Auf den letzten Schritten wurden sie wieder langsamer, bis sie schließlich vor Horace anhielten. Horace hob die Hand zum Gruß und nahm dann die schmale Hand des Heilers in seine eigenen.
»Schön, dich zu sehen«, sagte er. »Danke fürs Kommen, Malcolm.«
Malcolm verzog das Gesicht und zog seine Hand zurück.
»Wie hätte ich Nein sagen können? Versuchst du eigentlich immer, bei der Begrüßung die Hände von Freunden zu zerquetschen?«
»Entschuldigung. Das ist wahrscheinlich die Erleichterung, dich zu sehen.« Horace grinste.
»Wie geht es Walt?«, fragte Will besorgt. Das war die Frage, die ihn unablässig geplagt hatte. Horace’ fröhliches Verhalten war beruhigend. Es legte nahe, dass sich Walts Zustand nicht verschlechtert hatte. Trotzdem wollte er es mit eigenen Ohren hören.
»Um ehrlich zu sein, ich denke, sein Zustand bessert sich«, sagte Horace. Er sah, wie Wills Schultern erleichtert nach unten sackten. Malcolms Reaktion erstaunte ihn jedoch. Der Heiler runzelte die Stirn.
»Er bessert sich?«, fragte er sofort. »Inwiefern?«
»Na ja, vor zwei Tagen hat er sich noch herumgewälzt und wirres Zeug geredet. Und er hat mich für jemand anderen gehalten.«
Malcolm nickte. »Verstehe. Und wie kommst du darauf, dass es ihm jetzt besser geht?«
»Gestern kam die Wende. Er wachte auf und wusste ganz genau, wo er war, was passiert war und wer ich bin.« Er grinste Will an. »Er war ärgerlich, dass du einen Heiler für ihn holen wolltest. Sagte, du hättest stattdessen lieber Tennyson verfolgen sollen.«
Will schnaubte. »Na, er hätte das natürlich sofort gemacht, wenn ich vergiftet worden wäre.«
Horace lachte. »Genau das habe ich ihm auch gesagt, und schließlich hat er mir sogar recht gegeben. Dann beschwerte er sich über meine Kochkünste.«
»Klingt wirklich, als sei er auf dem Weg der Besserung«, stimmte Will ihm zu. Sie hatten das Lager erreicht und Malcolm stieg aus Abelards Sattel. Er war kein geübter Reiter und schwang den Fuß über den Sattelknauf, sodass er unbeholfen herunterrutschte. Horace fing ihn auf.
»Danke«, sagte der Heiler. »Ich schau ihn mir besser gleich an. Hat er lange geschlafen?«
Horace überlegte kurz. »Ein paar Stunden. Er ist heute Morgen aufgewacht, dann wieder eingeschlafen. Gegen Mittag ist er noch einmal aufgewacht. Er schläft inzwischen viel ruhiger«, fügte er hinzu und fragte sich, warum Malcolm so ein Gesicht machte. Konnte es sein, dass er verärgert war, weil er die weite Reise so überstürzt angetreten hatte, nur um festzustellen, dass er nun doch nicht gebraucht wurde? Das konnte sich Horace eigentlich gar nicht vorstellen. Er wandte sich an Will.
»Warum ruhst du dich nicht aus?«, schlug er vor. »Ich kümmere mich um die Pferde.«
Aber Will hatte eine strenge Schule durchlaufen. Er fühlte sich nie richtig wohl, wenn ein anderer sich um sein Pferd kümmerte.
»Ich versorge Reißer«, sagte er. »Du kannst die anderen übernehmen.«
Sie führten die Pferde hinunter zum Teich, wo sie trinken konnten. Danach sattelten sie alle Tiere ab und rieben sie trocken. Kobold war erfreut, seinen Herrn wiederzusehen. Er hatte es von allen Pferden am einfachsten gehabt. Malcolm hatte ihn entsetzt betrachtet, als er mit Will losreiten sollte.
»Du erwartest doch nicht etwa, dass ich darauf reite?«, hatte er gefragt. »Dieses Pferd ist ja so groß wie ein Haus!«
Entsprechend hatte er den größten Teil des Weges auf Abelards Rücken zurückgelegt. Der
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