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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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ihr, dass ihr Besucher näher kam. Diesmal machte er sich nicht die Mühe, leise zu sein, sondern schnappte sich die Hälfte der Frucht.
    »Ich denke, es wird Zeit, dass wir uns einmal kennenlernen«, sagte Evanlyn freundlich. Sie achtete darauf, keine schnelle Bewegung zu machen, als sie sich von ihrem Platz erhob. Sie blieb einen Moment lang stehen, setzte ein Lächeln auf und beschloss, dass dieses Lächeln dort bleiben würde, egal, was sie sähe.
    Langsam drehte sie sich um.
    Die Gestalt, die auf dem Boden hinter dem Baumstamm kauerte, war riesig. Langes, zottiges rötliches Haar hing bis auf die Schultern und wurde von einem ebenso langen, zottigen Bart ergänzt. Der riesige Körper schien ebenfalls mit rotbraunem Haar bedeckt zu sein. Im ersten Moment konnte Evanlyn überhaupt keine Gesichtszüge erkennen. Sie behielt das Lächeln bei und kam sich vor wie eine Marionette. Dann vollführte sie einen anmutigen Knicks, die Arme seitlich ausgebreitet, den Kopf gesenkt.
    Der Hasanu richtete sich auf. Sie blickte immer noch lächelnd hoch und hielt die Luft an. Er war mindestens fünf Köpfe größer als sie selbst, und jetzt sah sie, dass die lange rötliche Körperbehaarung nichts weiter als ein langer Mantel war – aus Fell oder zottiger Wolle, das konnte sie nicht genau beurteilen. Der Hasanu verbeugte sich unbeholfen und dann standen sie beide aufrecht voreinander.
    Jetzt konnte sie mehr von seinen Gesichtszügen erkennen. Er hatte vorstehende Wangenknochen und eine breite, fla che Nase. Die Augen unter den schweren, buschigen Brauen waren schmal und standen weit auseinander, doch in dem Blick lagen unverkennbar Intelligenz und Neugierde. Dann lächelte er. Seine Zähne waren groß und gleichmäßig. Sie waren gelblich und fleckig, aber es waren normale menschliche Zähne und keine Reißzähne.
    Evanlyn legte die Hand auf ihre Brust. »Evanlyn«, sagte sie und betonte dabei jede Silbe. »Ev-an-lyn.«
    Er runzelte die Stirn. Diese Art von Namen war ihm nicht vertraut, doch er versuchte, ihn nachzusprechen.
    »Eh-van-in.«
    »Gut!« Sie lächelte aufmunternd und er lächelte zurück. Sie machte eine ausholende Bewegung und deutete auf das Kajak draußen auf dem See, wo Alyss ungeduldig wartete.
    »Alyss«, sagte sie. »Meine Freundin. Al-yss.«
    »Ah-yass«, wiederholte er.
    »Na also«, sagte sie leise und fuhr dann laut fort: »Alyss, Evanlyn … Freunde.« Sie unterstrich ihre Worte mit Gesten. Sie deutete auf sich und dann auf Alyss und schlang dabei ihre Arme um sich, um Freundschaft zu verdeutlichen. Der Riese verzog nachdenklich das Gesicht. Dann sah Evanlyn Verständnis in seinen Augen aufblitzen und er ahmte ihre Geste nach.
    »Feunde. Hai !«
    Hai bedeutete »ja«, das wusste Evanlyn. Sie deutete auf ihn und dann auf sich selbst.
    »Du … Evanlyn … Freunde, hai ?« Sie wiederholte die umarmende Geste und ihr kam dabei der erschreckende Gedanke, dass er sich zu einer tatsächlichen Umarmung aufgefordert fühlen könnte. Sie wusste nicht, ob ihre Rippen eine solche Umarmung von diesem Waldriesen überständen.
    Zum Glück machte er keinerlei Anstalten, sie zu umarmen, sondern deutete auf sich selbst.
    »Kona«, sagte er.
    Sie blickte übertrieben fragend drein und deutete auf ihn.
    »Du … Kona?«
    Er nickte und lächelte wieder. »Hai! Kona.« Er deutete auf sie, dann auf sich. »Eh-van-in. Kona.«
    »Freunde«, sagte sie nachdrücklich und deutete von sich auf ihn. Das war keine Frage, es war eine Feststellung, und er nickte eifrig.
    » Hai ! Feunde.«
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte sie leise zu sich selbst. Er legte den Kopf schief und überlegte anscheinend, was sie eben gesagt hatte, doch sie winkte rasch ab.
    »Egal«, sagte sie und nahm sich vor, in Zukunft derartige Bemerkungen zu unterlassen. Kona sah vielleicht wie ein riesiger zottiger Affe aus, aber er war kein Narr, das stand fest. Sie deutete auf das kleine Lager und winkte ihn heran.
    »Komm.« Sie griff nach seiner großen Hand.
    Zögernd ließ er es geschehen und lächelte angesichts des Größenunterschiedes ihrer Hände. Sie führte ihn zum Ufer hinunter, wo sie seine Hand losließ und Alyss zuwinkte, die in einiger Entfernung im Wasser trieb. Ihre Gefährtin winkte zurück.
    »Alles in Ordnung?«, rief Alyss übers Wasser, und Evanlyn musste unwillkürlich grinsen.
    »Nein. Er hat mich in Stücke gerissen! Natürlich ist alles in Ordnung! Komm zurück!«
    Als Alyss anfing zu paddeln, wandte Evanlyn sich wieder Kona zu und sagte:

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