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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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werden sie einem Feind gegenüberstehen, dem sie sich vorher stets unterlegen fühlten. Unsere größte Gefahr morgen wird sein, dass jene, die immer eine starre Rangordnung erlebt haben, ihr Selbstvertrauen verlieren. Und wenn das passiert, dann werden sie versagen. Sie werden zwar tapfer kämpfen, aber sie werden dabei tapfer sterben – denn sie werden glauben, dass sie kein Recht haben zu gewinnen.«
    »Aber …«, begann Will, doch nun mischte sich auch Horace ein.
    »Es ist tatsächlich so, Will«, sagte er. »Wenn sie wissen, dass Shigeru bei ihnen ist und an sie glaubt, dann werden sie größeres Selbstvertrauen haben.«
    »Er könnte getötet oder gefangen genommen werden«, protestierte Will.
    »Nein«, entgegnete Horace. »Deine Männer werden das nicht zulassen. Und er weiß, dass er bei ihnen sein muss.«
    »Er ist ein großartiger Mann«, sagte Selethen leise. »Ein Mann, dem zu dienen eine Ehre ist.«
    »So empfinden es auch die Soldaten«, sagt Walt und deutete auf die Soldaten, in deren Mitte sich Shigeru wie in einem Meer aus Helmen und Speerspitzen bewegte. »Sie brauchen das, wenn sie siegen wollen.« Er machte eine Pause und betrachtete die Szene, die sich ihnen bot.
    »Und sie werden siegen«, fügte er hinzu. Er sah, dass Will immer noch seine Zweifel hatte, und schlug ihm aufmunternd auf die Schultern. »Hab doch ein wenig Vertrauen in deine Männer, Will. Zumindest so viel wie der Kaiser.«
    »Kann ich Shigerus Vorhaben denn gar nicht verhindern?«, fragte Will kläglich, und diesmal war es Horace, der ihm auf die Schulter schlug.
    »Aber natürlich«, sagte er. »Überleg dir einfach, wie man einem Kaiser etwas verbietet, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Das sollte doch für jemanden, der so teuflisch schlau ist wie du kein Problem sein.«
    Seine drei Freunde grinsten Will an. Dann deutete Walt zu dem Hohlweg, der zum geheimen Pass führte.
    »Gehen wir. Wir haben morgen eine Schlacht zu gewinnen.«

Zweiundvierzig

    E vanlyn hatte von Kopf bis Fuß eine Gänsehaut. Sie unterdrückte den Wunsch, aufzuspringen, sich umzudrehen und dem unbekannten Wesen hinter sich gegenüberzustehen – wobei die Vernunft ihr natürlich sagte, dass es ein Hasanu war. Ihr war die Stimme weggeblieben, als die Hand in ihr Blickfeld gekommen war. Mit zitternder, unsicherer Stimme fing sie wieder leise an zu singen.
    »Ihrem Schatz war’s nicht genug,
    er nach mehr Verlangen trug.«
    Evanlyn meinte, Kaugeräusche zu hören. Sie nahm noch ein Stück Kandisfrucht und steckte es in den Mund. Dann, so als sei ihr die Idee gerade erst gekommen, nahm sie ein zweites Stück und legte es auf den Baustamm.
    »Für dich«, sagte sie, dann summte sie weiter die Melodie des Liedes. Nach ein paar Sekunden tauchte die Hand wieder auf und nahm die Kandisfrucht. Evanlyn kaute zu Ende und schmatzte begeistert. »Mmmm. Gut.«
    »Mmmmmm«, kam das Echo hinter ihr.
    Evanlyn holte tief Luft und legte wieder ein Stückchen auf den Baumstamm.
    »Für dich.«
    Wieder tauchte die Hand auf. Diesmal schnellte sie nicht vor und gleich wieder zurück, sondern nahm die Kandisfrucht langsamer. Dann hörte Evanlyn die Stimme – heiser und etwas undeutlich. Es war nur ein Wort.
    »’rigato.«
    Arigato , das wusste Evanlyn, hieß auf Nihon-Jan »Danke«. Sie suchte verzweifelt in ihrem Gedächtnis nach der richtigen Antwort in der Landessprache, doch es fiel ihr einfach nicht ein. Also musste sie sich mit »Bitte sehr« begnügen.
    Sie hatte noch eine Kandisfrucht übrig. Evanlyn wartete, bis sie keine Kaugeräusche mehr hinter sich hörte, dann legte sie das letzte Stück auf den Baumstamm.
    Diesmal passierte lange Zeit gar nichts. Dann sagte die Stimme: »Ié, ié!«
    Das hieß »Nein, nein!«. Es war die Art, wie man auf Nihon-Jan höflich ablehnte. Die Hand tauchte auf, nahm die Kandisfrucht und legte sie ganz nahe neben Evanlyn auf den Baumstamm zurück.
    Evanlyn lächelte. Alyss’ Sorge um ihre Karierre war offensichtlich unbegründet. Ganz beiläufig zog sie ihr Sachsmesser. Sofort hörte sie ein aufgeregtes Rascheln.
    »Ié, iè!« , sagte sie rasch und versuchte dabei, möglichst beruhigend zu klingen. Das Rascheln hörte auf. Sie spürte, dass der Hasanu ein paar Schritte zurückgewichen war. Jetzt schnitt sie die Kandisfrucht mit dem Messer in zwei Hälften. Sie steckte das Messer wieder in die Scheide, nahm eine Hälfte der kandierten Aprikose und legte sie ein Stückchen weiter weg auf den Baumstamm. Die Geräusche verrieten

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