Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
wichtig zu wissen, mit wem du es zu tun hast«, antwortete Walt. Er ließ den Blick über das Gelände schweifen. Zum größten Teil war der Boden ziemlich eben, doch es gab eine Stelle, die mit Steinbrocken übersät war. Hinter den Felsen im Osten fiel das Land an einer Stelle zwar nicht tief, aber steil ab. Und auch im Süden senkte sich die Ebene in Richtung der Zelte ab.
»Das ist unsere Position«, sagte Walt und zeigte es Will. »Diese steilen Klippen werden unserer linken Flanke etwas Schutz bieten und die Senshi müssen zudem hangaufwärts angreifen.«
Sie kehrten zu ihren wartenden Kameraden zurück und hielten noch einen kurzen Kriegsrat ab. Will beschrieb die Klippen auf der linken Seite.
»Dort fangen wir an«, erklärte er. »Von dort rücken wir in einer Linie vor. Stellt die Männer in zwei Reihen, damit wir eine längere Front haben. Selethen, Ihr positioniert Eure Männer rechts von Horace’ Goju und etwa zehn Schritte dahinter. Horace, denk auch an den Plan, den wir gestern Abend ausgearbeitet haben.«
»Ich weiß. Ich schließe das Tor mit meiner zweiten Reihe«, sagte Horace. »Ich mache das nicht zum ersten Mal, weißt du.«
»Entschuldige«, sagte Will. »Später werde ich auch noch Eulen nach Athen tragen.«
Die beiden alten Freunde grinsten einander an. Shigeru und Selethen sahen beide etwas verwirrt drein.
»Warum will er denn Eulen nach Athen tragen?«, fragte Shigeru.
Der Wakir zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.« Er blickte zu Walt, doch der Waldläufer winkte ab.
»Wenn Ihr davon noch nichts gehört habt, ist jetzt auch nicht die passende Gelegenheit zur Erklärung.«
»Oh, Shigeru-san«, fiel es Will noch ein. »Der feindliche Kommandant hat einen grünen Ochsen als Symbol. Sagt Euch das irgendetwas?«
Der Kaiser nickte. »Das ist General Todoki. Er ist einer von Arisakas leidenschaftlichsten Unterstützern. Seine Männer haben unsere Palisade angegriffen. Er wird begierig sein, diese Niederlage zu rächen.«
»Bestens«, sagte Walt. »Das bedeutet, dass er sehr wahrscheinlich handelt, ohne nachzudenken. Es ist immer gut, gegen einen Feind zu kämpfen, der wütend ist.«
»Dann lasst uns loslegen!«, sagte Will. Alle fünf schüttelten sich die Hände und nahmen dann ihre Posten ein.
Auf einen Befehl hin standen die Männer der beiden Gojus , die sich zum Ausruhen hingesetzt hatten, sofort auf. Sie bildeten drei Reihen und verfielen in einen Dauerlauf. Ihre Ausrüstung und ihre Waffen klimperten im Rhythmus ihrer Schritte. Als die beiden Gojus ihre Positionen erreicht hatten, wechselten Walt, Will und Shigeru zu einem Erdbuckel, von wo aus sie alles genau beobachten konnten. Moka, der Kommandant der Kaiserlichen Leibwache, hatte sie begleiten wollen, doch Shigeru hatte abgelehnt.
»Die Kikori sollen sehen, dass ich unbegrenztes Vertrauen in sie habe«, hatte er gesagt.
Moka war mit zehn Senshi am Eingang zu Mikerus Pass geblieben. Wenn es zum Schlimmsten käme, wäre es deren Aufgabe, den Pass gegen Arisakas Männer zu verteidigen, während die Kikori über den Geheimweg flohen.
Die Gojus stellten sich jetzt auf und bildeten zwei breite Reihen mit jeweils fünfundzwanzig Mann. Jeder Mann in der zweiten Reihe hielt zwei Speere. Die vordere Reihe war nur mit Stichklingen ausgestattet. Aber alle hatten natürlich ihre riesigen Schilde über dem linken Arm.
Bemerkenswerterweise gab es keinerlei Reaktion vom feindlichen Lager. Keiner der herumlümmelnden Wachposten schien bemerkt zu haben, dass plötzlich in kaum hundertfünfzig Schritten Entfernung eine Armee von hundert Mann aufgetaucht war.
Walt schüttelte missbilligend den Kopf. »Genau das dachte ich mir schon«, sagte er. Er holte einen Feuerpfeil heraus, den er am Abend zuvor mit einem ölgetränkten Lappen präpariert hatte. »Gib mir Feuer, Will.«
Der junge Waldläufer hantierte kurz mit Feuerstein und Stahl und innerhalb von wenigen Sekunden hatte er den Lappen in Brand gesetzt. Walt wartete, bis er sicher war, dass die Flamme nicht wieder ausging, schätzte die Entfernung zum feindlichen Lager ab, hob den Bogen, zog und schoss.
Der Feuerpfeil zog eine dünne Rauchspur, als er in den bedeckten Morgenhimmel stieg, und kurz darauf sah Will eine helle Flamme an Todokis Pavillon auflodern. Innerhalb kürzester Zeit stand das ganze Dach, das mit Öl getränkt worden war, um es wasserfest zu machen, in Flammen, und man konnte Rufe aus dem Lager hören, während einige Männer aus dem Zelt rannten
Weitere Kostenlose Bücher