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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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übernehmen, wobei Walt diese Verantwortung vollständig seinem einstigen Lehrling übertragen hatte.
    »Es sind deine Männer«, hatte er gesagt. »Du hast sie ausgebildet, und es ist immer gut, wenn sie von dem Anführer kommandiert werden, der sie kennt und ihnen vertraut.«
    Will nickte nervös. Walt hatte natürlich recht. Dennoch war er froh, dass der erfahrene graubärtige Waldläufer in der Nähe blieb. Er sah zu Horace, der ihn erwartungsvoll anblickte, und nickte. Der junge Ritter holte Luft, dann rief er mit lauter Stimme den Befehl.
    »Hyaku!«
    Die Männer hatten breitbeinig in Habachtstellung gestanden, im ausgestreckten Arm den Speer mit dem Schaft am Boden. Bei dem Kommando stampften sie auf, stellten die Füße aneinander und zogen die Speere nah an den Körper.
    »Offene Formation!«, rief Horace.
    Die vordere Reihe machte zwei große Schritte nach vorn, die hintere Reihe zwei zurück. Die drei Reihen waren jetzt durch eine breite Lücke getrennt, sodass die Kommandanten genug Platz hatten, hindurchzulaufen und sie zu inspizieren.
    Das war Horace’ und Selethens Aufgabe. Beide traten vor ein Goju und schritten dann die Reihen entlang, prüften die Ausrüstung und achteten darauf, dass jeder Mann drei kurze Stoßspeere in einem Behälter hatte, der einem Köcher ähnelte und an der rechten Hüfte getragen wurde. Sie überprüften, ob die Schilde in Ordnung oder vielleicht irgendwo die Riemen locker waren, kontrollierten die Speerspitzen, ob sie fest angebracht waren und vom frischen Schärfen glänzten.
    »Sieht gut aus«, sagte Walt leise.
    Horace und Selethen hatten bereits die Hälfte der Inspektion absolviert und bisher hatte keiner von ihnen angehalten, um etwas zu bemängeln. Offensichtlich war das Ergebnis nahezu perfekt. Horace blieb nur einmal kurz stehen und zog den Riemen am Kinn eines Soldaten etwas fester, doch das war auch schon alles.
    Die Kikori hatten sich ihrer Aufgabe gewachsen gezeigt und Will war stolz auf sie. Es war noch gar nicht so lange her, da waren sie einfache Handwerker gewesen. Jetzt waren sie Soldaten im Dienste des Kaisers.
    »Truppen inspiziert und bereit«, berichtete Horace.
    Will nickte. »Reihen schließen. Sie sollen bequem stehen, Horace.«
    Der junge Ritter gab die Befehle und die vordere und hintere Reihe kehrten zurück auf ihre ursprüngliche Position. Einhundert Füße stampften auf und einhundert Speere wurden angewinkelt.
    Will machte einen Schritt auf die Soldaten zu, damit sie ihn alle deutlich verstehen konnten. Er musterte die Gesichter unter den Leder- und Eisenhelmen. Die Männer waren grimmig entschlossen, in manchen Blicken lag sogar eine erwartungsvolle Neugier. Zu seiner großen Erleichterung sah er weder Sorge noch Furcht.
    »Goju Kuma! Goju Taka!« , sagte er und jetzt blickten alle auf ihn. Sie hatten jedes Goju nach ihrem Anführer benannt. Goju Kuma bedeutete so viel wie »Bär fünfzig« und wurde von Horace angeführt, der inzwischen jedem als Kurokuma bekannt war. Goju Taka bezog sich auf den Namen, den man Selethen gegeben hatte. Taka bedeutete Falke, und Will nahm an, dass man sich dabei auf Selethens ausgeprägte Nase bezog, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem gebogenen Schnabel eines Raubvogels hatte.
    »Morgen ist die Zeit gekommen, um euer großes Bemühen seinem Ziel zuzuführen«, verkündete Will. »Morgen ist der Tag, an dem ihr den ersten Schlag des Kaisers gegen den Verräter Arisaka führen werdet!«
    Bei der Erwähnung des verhassten Rebellenführers ging ein wütendes Raunen durch die Reihen.
    »Tut einfach genau das, was wir geübt haben, dann werdet ihr einen großen Sieg für unseren Kaiser erringen. Vergesst nie, was ihr gelernt habt. Seht euch jetzt um. Seht auf die Männer neben euch und hinter euch! Seht in ihre Gesichter.«
    Er machte eine Pause, während einhundert Köpfe sich drehten und die Männer sich in die Augen sahen und einander zunickten. »Diese Männer sind eure Kameraden, eure Brüder«, fuhr er schließlich fort. »Diese Männer kämpfen mit euch. Sie vertrauen darauf, dass ihr neben ihnen seid, sie vertrauen darauf, dass ihr fest an ihrer Seite steht! Erweist euch dieses Vertrauens würdig!«
    Wieder ging ein tiefes Raunen durch die Reihen der Soldaten. Will fand, dass er genug gesagt hatte. Er hielt nichts von wortreichen, pathetischen Ansprachen eines Kommandanten am Vorabend der Schlacht. Die dienten ohnehin meist nur dem Selbstwertgefühl des Kommandanten. Es gab nur noch eines, woran er die

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