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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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versuchte das Raubtier zu entdecken oder herauszufinden, von wo der Angriff kommen würde.
    »Alyss! Links! Links!« Evanlyns Warnschrei hallte durch den Wald.
    Alyss schwenkte sofort nach links und hob den Schild, während sie etwas auf sich zukommen sah.
    Etwas Mächtiges prallte gegen den Schild und schleuderte Alyss einige Schritte weit. Verzweifelt umklammerte sie die Riemen, um den Schild nicht zu verlieren. Sie krachte mit dem Rücken auf den Boden, schlitterte über den puderigen Schnee und der Atem wurde ihr aus der Lunge gepresst. Dann saß etwas Riesiges, Schweres und unglaublich Starkes auf ihr, und nur der gebogene Holzschild befand sich zwischen ihnen. Sie hatte sich zusammengekrümmt, um Kopf, Körper und Füße zu schützen, aber jetzt versuchte das Tier, den Schild wegzureißen, um an die Beute zu kommen. Ihr gefror fast das Blut in den Adern, als sie das wütende Knurren des Kyofu hörte. Krallen schlugen ins Holz und kräftige Zähnen nagten am Rand des Schilds. Unter den wütenden Hieben splitterte das Holz bereits und das Eisen bekam Dellen.

    Evanlyn hatte die Bewegung am Rande der Lichtung gesehen, als das Grauen seinen Angriff begann. Sie hatte gerade noch Zeit gehabt, Alyss die Warnung zuzurufen, da sprang das Biest auch schon gegen den Schild und schleuderte ihn mitsamt Alyss weg. So weit ging alles nach Alyss’ Plan. Sie hatte es geschafft, den großen Schild zwischen das Raubtier und sich selbst zu bringen. Jetzt war Evanlyn an der Reihe. Sie nahm das zusammengerollte Seil und ließ sich blitzschnell von der Plattform hinab auf den Boden.
    Unten nahm sie sofort ihre Schleuder in die Hand und legte ein schweres, eierförmiges Bleigeschoss hinein. Sie wollte größtmögliche Geschwindigkeit erreichen, also schleuderte sie die Schlinge zweimal über ihren Kopf, dann ließ sie das Geschoss über die Lichtung fliegen.
    Die Szene vor ihr spielte sich wie in Zeitlupe ab. Sie sah, dass das Kyofu eine riesige Katze war – viel größer als die Wüstenlöwen, die Selethen ihr auf ihrer Reise durch Arrida gezeigt hatte. Das Fell war weiß und hatte verschwommene dunkelgraue Streifen.
    Ein Schneetiger, dachte sie, als das Geschoss ihn mit einem dumpfen Geräusch an der linken Schulter traf und die Knochen zerschmetterte. Evanlyn bewegte sich fast wie in Trance, sie lud nach, schleuderte erneut, ließ wieder los.
    Zack! Der zweite Schuss traf die Brust des Tieres. Der Tiger heulte vor Schmerz und Wut auf und drehte den Kopf in Evanlyns Richtung.
    Sogar unter dem Schild hatte Alyss die beiden heftigen Treffer bemerkt. Beim ersten spürte sie, wie der Druck auf ihrer rechten Seite plötzlich abnahm, und beim zweiten wurde das Schild noch etwas leichter. Alyss konnte wieder ihren rechten Arm bewegen. Sie löste die Hand aus dem Halteriemen des Schilds und zog mit der Kraft der Verzweiflung das Sachsmesser aus der Scheide.
    Evanlyn wählte das Ziel ihres dritten Schusses sorgfältig. Sie traf die linke Hüfte des Tieres. Wieder splitterten Knochen. Das linke Hinterbein des Tieres wurde plötzlich schlaff, und dies verhinderte in letzter Sekunde den beabsichtigten Sprung auf die Gestalt, die der Tiger unter einem Baum auf der anderen Seite der Lichtung entdeckt und als seinen Gegner erkannt hatte.
    Verrückt vor Schmerzen schnappte das Tier mit seinen Reißzähnen nach dem Bein.
    In diesem Moment traf Evanlyns vierter Schuss es am Kopf.
    Gleichzeitig streckte Alyss den Arm unter dem Schild hervor, stieß das Sachsmesser in den Bauch des Tieres und verpasste ihm eine fast zwei Ellen lange Wunde.
    Die Bestie brüllte, nicht bedrohlich und grausam, sondern schrill vor Angst. Sterbend fiel sie seitlich in den Schnee, der sich von ihrem Blut rot färbte.
    Verzweifelt drückte sich Alyss mit den Füßen ab, um unter dem Schild hervor nach hinten zu rutschen und so der Reichweite des Raubtiers zu entkommen. Evanlyn rannte zu ihr, zog sie heraus und half ihr auf die Beine. Die beiden Mädchen hielten sich eng umschlungen. Dann gab das Kyofu ein letztes zitterndes Fauchen von sich und lag still.
    »Es … es ist tot«, stammelte Evanlyn wie betäubt.
    Alyss sagte nichts. Nach dem Entsetzen kam nun die Reaktion auf die Angst während der Minuten, die sie unter dem Schild gekauert hatte. Sie merkte, wie ihr Magen sich hob und sie sich übergeben musste.

Neunundvierzig

    A ls das Tageslicht kam, zogen sie das leblose Raubtier mit zwei Pferden, die sie sich in einem Dorf der Hasanu ausgeborgt hatten, zurück zu

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