Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
hineinlegen.«
»Genau«, stimmte Walt zu und holte einen Lederriemen heraus, der an einem Ende verknotet war und am anderen eine Schlinge hatte. Er schlang das verknotete Ende um die Nut des Schafts und band ihn überkreuz, führte ihn unter Spannung den Schaft entlang, wobei er nun mit der Lederschnur eine Schlaufe und eine Art Griff bildete.
Erstes Begreifen blitzte in den Augen des jungen Mannes auf.
»Versuch es jetzt mal«, sagte Walt.
Mikeru grinste, nahm die Brustplatte ins Visier, lehnte sich zurück und warf. Der Lederriemen diente als Verlängerung seines Arms und gab dem Wurf zusätzlichen Schwung. Als das Wurfgeschoss loszischte, löste sich das Leder vom Pfeil und baumelte um Mikerus Handgelenk.
Der Wurfpfeil verfehlte die Brustplatte nur knapp und schlug dann einige Schritte weiter in den Boden. Mikeru schüttelte beeindruckt den Kopf.
»Das ist gut«, sagte er. »Sehr gut.« Er wollte losgehen, um den Wurfpfeil zu holen, aber Walt hielt ihn auf und deutete auf die Tuchrolle. Es lagen noch drei weitere Exemplare darin.
Mikeru war sehr athletisch und bereits ein geübter Speerwerfer. Es dauerte nicht lange, bis er sich an diese neue Technik gewöhnt hatte. Sein vierter Wurf traf mit voller Wucht die Lederrüstung und die schwere Eisenspitze riss ein gezacktes Loch hinein.
Walt schlug ihm anerkennend auf den Rücken.
»Zeig das deinen Freunden«, sagte er. »Fertigt weitere Wurfpfeile dieser Art an und übt mit ihnen, bis ihr es alle beherrscht. Wir haben vielleicht acht Wochen bis zum Frühling, und ich möchte, dass dreißig von euch gut mit diesen Waffen umgehen können, wenn wir Arisaka gegenüberstehen.«
Mikeru nickte eifrig. Es hatte ihn schon lange gestört, dass er in der Schlacht gegen Arisakas Männer nicht selbst teilnehmen konnte. Und er wusste, dass es seinen Freunden ähnlich erging. Dies wäre nun ihre Gelegenheit, sich zu beweisen.
»Wir werden bereit sein, Walto-san«, sagte er ernst und verbeugte sich.
Die beiden Waldläufer überließen es Mikeru, die Wurfpfeile zu holen, um seine neue Wurfkunst weiter zu verbessern.
»Jetzt werden wir ja sehen, was passiert, wenn sie versuchen, uns über die Flanke zu erwischen«, sagte Walt.
Achtundvierzig
B ist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte Evanlyn besorgt.
Alyss war gerade dabei, ihre Ausrüstung zu überprüfen, und blickte auf.
»Nein, bin ich nicht. Aber es ist eine Idee und es ist die einzige, die wir haben. Ich hoffe, dass du mit deiner Schleuder so gut bist, wie du immer sagst.«
»Ich habe nie gesagt, ich sei so gut. Andere Leute haben das vielleicht gesagt, nicht ich«, protestierte Evanlyn.
Alyss warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Vielleicht. Aber ich hab nie gehört, dass du widersprochen hättest.«
Das Gespräch wurde von einem Klopfen an der Tür ihres gemeinsamen Zimmers unterbrochen.
»Herein!«, rief Alyss.
Die Schiebetür wurde aufgezogen und der Burgherr trat ein. Mit besorgtem Gesicht sah er sie an und entdeckte auch gleich Alyss’ Ausrüstung auf dem Bett.
»Ariss-san«, sagte er mit einer Verbeugung, »ich sehe, Ihr seid entschlossen, weiterzumachen.«
»Ich fürchte, es bleibt mir nichts anderes übrig, werter Nimatsu-san. Eure Leute werden erst durch diesen Wald gehen, wenn wir das Grauen vernichtet haben. Und dies ist die beste Möglichkeit, die mir einfällt.«
»Könntet Ihr es denn nicht mit einem anderen Schwein … oder einer Ziege als Köder versuchen?«, fragte Nimatsu.
Alyss schüttelte den Kopf. » Das Grauen hat gezeigt, dass es nicht an Tieren interessiert ist. Es hat das Ferkel nur getötet, um es zum Schweigen zu bringen, damit wir seine Anwesenheit nicht bemerken. Sobald das geschehen war, rührte es den Kadaver nicht mehr an. Es saß stundenlang unter unserem Baum und wartete auf uns. Es will Menschen. Es ist ein Menschenfresser. Also bin ich eben das Ferkel.« Sie wartete einen Moment und blickte Evanlyn an. »Du kannst dieser Namensgebung gern widersprechen«, forderte sie sie auf.
Evanlyn winkte ab. »Die Sache ist zu ernst, um darüber Witze zu machen, Alyss. Du bringst dich selbst in furchtbare Gefahr. Und du setzt ganz schön viel Vertrauen in meine Fähigkeiten mit der Schleuder. Warum losen wir nicht, um zu entscheiden, wer den Lockvogel spielt?«
Nimatsus Blick wanderte während dieses Wortwechsels zwischen den beiden Mädchen hin und her. Er nickte einige Male.
»Ihr geht ein großes Wagnis ein, Ariss-san. Ist Ev-an-in-san tatsächlich so
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