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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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geschickt, wie Ihr sagt?«
    »Sie ist jedenfalls um einiges besser als ich mit dem Speer«, antwortete Alyss. »Also ist es logisch, dass ich der Köder bin und sie die Jägerin. Einer unserer Freunde behauptet, sie könne mit einem Schuss aus ihrer Schleuder einer Mücke das Auge ausschlagen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich so gut bin«, warf Evanlyn zweifelnd ein.
    Alyss hob eine Augenbraue. »Das ist nicht gerade die beste Gelegenheit, mir das zu sagen.«
    Evanlyn erwiderte darauf nichts. Sie wusste, dass Alyss’ Sarkasmus von ihrer Nervosität herrührte. Ihre Gefährtin begab sich in eine besonders große Gefahr. Sie mochte das herunterspielen, doch es war nur natürlich, dass sie Angst hatte.
    »Auf jeden Fall«, fuhr Alyss fort, »werde ich sicher unter meinem Schild versteckt sein. Du wirst diejenige sein, die ungeschützt draußen unterwegs ist und mit der großen Miezekatze fertigwerden muss.«
    Sie deutete auf den hölzernen Schild, der auf ihre Anweisungen hin angefertigt worden war. Rechteckig und etwa mannshoch, ähnelte er jenen, die von den Kikori benutzt wurden. Alyss hatte vor, sich damit vor einem Angriff des Kyofu zu schützen.
    Nimatsu stieß einen tiefen Seufzer aus. Er bewunderte diese tapferen Mädchen und fürchtete, dass sie die kommende Nacht nicht überleben würden.
    »Mir gefällt diese Idee immer noch nicht«, sagte er, auch wenn ihm klar war, dass er sie nicht umstimmen könnte.
    In einem Anflug von Galgenhumor lächelte Alyss ihn an.
    »Ich bin auch nicht gerade begeistert davon. Aber uns bleibt nichts anderes übrig.«

    Irgendwo in der Nähe heulte eine Eule in regelmäßigen Abständen. Als Alyss das Geräusch zum ersten Mal gehört hatte, waren ihr die Haare zu Berge gestanden. Jetzt hatte sie sich daran gewöhnt und es war Teil der nächtlichen Umgebung geworden, zusammen mit dem gelegentlichen Rascheln der kleinen Waldtiere und dem sanften Windhauch in den Bäumen.
    Sie stand mit dem Rücken zum größten Baumstamm weit und breit, den schweren Schild vor sich und den Arm im Halteriemen, bereit, den Schild jederzeit in Stellung zu bringen. Nur ihr Kopf sah über den Rand des Schildes heraus. In einer Scheide an ihrer rechten Hüfte trug sie Evanlyns Sachsmesser. Die kürzere Waffe war leichter zu handhaben als ihr langer Säbel – immer vorausgesetzt, alles verlief nach Plan. Ihre beiden Speere waren mit der Spitze nach unten neben ihr in die Erde gerammt. Sie bezweifelte, dass sie von Nutzen wären, aber sie hatte sie trotzdem mitgenommen. Ihr Kopf, Gesicht und rechter Arm waren mit starken Lederbändern überzogen, um sie gegen die Klauen des Kyofu zu schützen. Inzwischen war sie überzeugt, dass es irgendeine riesige Raubkatze war. Sie hatte Geschichten von Tigern und deren fast übernatürlichen Fähigkeit gehört, sich ihrer Beute leise und unbemerkt zu nähern. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein großes und eher plumpes Tier wie ein Bär so etwas schaffte.
    Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baum. Ihre Beine schmerzten. Sie stand nun schon seit einigen Stunden hier und die erbarmungslose Kälte kroch die Beine hinauf und ließ die Muskeln steif werden. Wie sehnte sie sich danach, sich für ein paar Minuten hinzusetzen. Aber das durfte sie nicht. Aus dem Stand konnte sie sich sofort bewegen, den Schild hochziehen, um einen Angriff von vorne oder von den Seiten abzuwehren. Der Baum schützte sie von hinten.
    Sie bewegte die Beine, um das Blut wieder in Gang zu bekommen, und wechselte ihr Gewicht von der einen auf die andere Seite. Die momentane Erleichterung machte das Unbehagen nur schlimmer, wenn sie ihr Gewicht wieder zurückverlagerte. Sie fragte sich, wie spät es wohl war. Die schmale Mondsichel war längst verschwunden und die Schatten unter den Bäumen waren pechschwarz. Sie blickte hoch zu der Plattform am gegenüberliegenden Baum. Sie konnte nur Evanlyns Umrisse erkennen, die Wache hielt. Zumindest kann Evanlyn sitzen, ging es ihr durch den Kopf. Und das war …
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Sie spürte es. Etwas im Wald hatte sich verändert. Ihr Herz klopfte heftig, als sie den Unterschied herausfinden wollte. Dann wusste sie es.
    Die Eule hatte aufgehört zu heulen. Alyss hatte nach jedem Schrei in Gedanken gezählt. Meist kam der Schrei, wenn sie bei hundertfünfzig oder hundertsechzig war. Doch jetzt war sie längst darüber hinaus.
    Da war etwas. Ganz in der Nähe. Sie spähte angestrengt über den Rand des Schildes, suchte die Schatten ab,

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