Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
einstürzt.«
Sie schlugen ihr Lager auf dem ebenen Gelände hinter den Palisaden auf. Vorerst würden sie in Zelten übernachten, doch Horace plante mit den Kikori bereits, wo die Hütten und das Lazarett stehen sollten. Dabei gab Horace auch gleich Anweisungen für die Instandsetzung und Verstärkung der Palisade, wobei es am wichtigsten war, zunächst einmal die eingestürzte linke Seite wieder aufzubauen.
Er war froh, wenigstens diese Last von Reitos Schultern nehmen zu können, sodass dieser sich um Shigeru kümmern konnte. Reito war ein Senshi, aber er gehörte zur Leibgarde und war nicht im Felde geschult. Also würde Horace sich um die Verteidigungsanlagen von Ran-Koshi kümmern. Mit neuer Energie durchschritt er das Tal, gefolgt von etwa einem Dutzend Anführern der Kikori. Zu seiner großen Erleichterung hatten sie sofort akzeptiert, dass er die Planung in die Hand nahm. Und was noch besser war: Sie waren bereit, miteinander zusammenzuarbeiten. Jegliche Rivalitäten, die zwischen den verschiedenen Dörfern existiert haben mochten, waren in der jetzigen Situation vergessen.
Einer der Männer wies darauf hin, dass im Tal wenig Bauholz zur Verfügung stand, und schlug vor, Holzfällertrupps zurück in den Wald zu schicken, damit sie Bäume fällen und sie ins Fort ziehen konnten.
Horace nickte zustimmend.
»Morgen ruhen wir uns noch aus«, sagte er, »und danach machen wir uns an die Arbeit.«
Die versammelten Kikori nickten zustimmend. Ein Tag Pause ließ die Arbeit hinterher besser von der Hand gehen, das wussten sie alle.
»Am besten, ihr unterrichtet nun eure Leute«, schlug Horace vor. Die Ältesten deuteten alle eine kurze Verneigung an, die Horace ohne nachzudenken erwiderte.
Bemerkenswert, wie schnell man sich das angewöhnen kann, dachte er. Dann sah er sich nach Eiko und Mikeru um. Die beiden waren nie weit weg, und während der vergangenen Wochen hatte er sich angewöhnt, ihnen besondere Aufgaben zuzuteilen.
»Eiko, kannst du Kundschafter zurückschicken, damit sie Arisakas Kommen ankündigen?«
»Ich gehe selbst, Kurokuma«, sagte der bullige Holzfäller, doch Horace schüttelte den Kopf.
»Nein. Dich kann ich hier besser brauchen. Schick Männer, denen du vertraust.«
»Soll ich mit ihnen gehen, Kurokuma?« Das war Mikeru, der junge Mann, der sie aus dem ersten Kikori-Dorf geführt und so dem Angriff von Arisakas Patrouille entkommen war. Er war aufgeweckt und tatkräftig und immer auf der Suche nach etwas, das die Monotonie des langen, harten Marsches unterbrach. Er war bestens geeignet für das, was Horace im Sinn hatte.
»Nein. Ich brauche dich für etwas anderes. Nimm dir drei oder vier Freunde und erkunde das Tal. Finde den Geheimweg hinaus ins flache Land.«
Mikeru und Eiko runzelten beide verblüfft die Stirn.
»Geheimweg, Kurokuma ? Es gibt einen Geheimweg?« Mikeru sah sich um und musterte die Felswände, die sie einschlossen.
Horace lächelte grimmig. »Dies war ein Fort. Aber es ist auch eine Falle. Eine Sackgasse. Kein militärischer Befehlshaber würde seine Männer in einem solchen Fort stationieren, wenn es nicht auch einen Geheimweg hinaus gäbe. Glaubt mir. Er wird schmal sein und nicht leicht zu begehen, aber es gibt ihn. Ihr müsst ihn nur finden.«
Achtundzwanzig
D ie Wolfswill glitt unter leichten Ruderschlägen in die schmale Bucht. Es war völlig windstill und bis auf die von den Ruderschlägen verursachten Wellen und das sich kräuselnde Kielwasser war die Oberfläche des Wassers ruhig.
Vor vier Tagen hatten sie Iwanai verlassen und waren die Westküste von Nihon-Ja entlanggesegelt. Gundar hatte alle Segel gehisst und der lebhafte Südwind hatte sie übers Meer getragen.
Wie Walt beim Studium der Karten richtig erkannt hatte, ersparten ihnen diese drei Tage auf dem Segelschiff viele Wochen Fußmarsch durch die Berge. Außerdem vermieden sie es dadurch, die Aufmerksamkeit von Arisakas Patrouillen auf sich zu ziehen. Jetzt hatten sie den Nordteil der Insel erreicht und irgendwo nicht allzu weit im Inland musste das Fort von Ran-Koshi liegen.
»Das ist weit genug, denke ich, Gundar«, sagte Walt leise. Gundar raunte einen Befehl und die Ruderer hielten inne. Es schien ihnen angebracht, die Stimmen zu senken. Alles hier war so still, so friedlich.
Zumindest im Moment. Noch wussten sie nicht genau, was hinter der waldbedeckten Küste lag, wo sich Berge erhoben, deren Spitzen bereits schneebedeckt waren.
Die Wolfswill glitt ruhig weiter, während ihre
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