Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Mannschaft und die Passagiere die Küste nach verdächtigen Anzeichen absuchten.
»Bist du schon einmal hier gewesen, Atsu?«, fragte Selethen.
Atsu schüttelte den Kopf. »Nicht in dieser Provinz, mein Herr«, antwortete er. »Ich kenne die Bewohner dieses Landstriches nicht. Aber die Kikori sind Kaiser Shigeru treu ergeben. Ich werde einfach mit den Stämmen Verbindung aufnehmen.«
»Sieh zu, dass du nicht stattdessen Arisakas Männern über den Weg läufst«, sagte Walt trocken.
»Wir haben keinerlei Anlass anzunehmen, dass seine Männer so weit im Nordwesten Fuß gefasst haben«, sagte Atsu.
Walt zuckte mit den Schultern. »Wir können aber auch nicht mit Sicherheit sagen, dass sie es nicht haben. Es ist immer besser, auf das Schlimmste gefasst zu sein. So ist man nicht überrascht, wenn es tatsächlich eintrifft.« Dann wandte er sich an Gundar. »Ihr könntet auf der Insel, die wir gerade passiert haben, das Lager aufschlagen, statt hier auf dem Festland.«
Der Skirl nickte. »Das war auch mein Gedanke. Wir werden Wochen, vielleicht sogar Monate hier bleiben müssen, bis der Winter vorbei ist. Da sind wir auf der Insel sicherer.«
Es war beschlossene Sache, dass Gundar und seine Männer sie nicht in die Berge begleiten würden. Ein Kapitän verließ nur ungern sein Schiff, nicht einmal für kurze Zeit, und sie konnten womöglich monatelang in Ran-Koshi festgehalten werden. Stattdessen würden die Nordländer Atsu nach Iwanai bringen, dann wieder zurückkommen, um den Winter über ihr Lager aufzuschlagen. Das Schiff würden sie hoch über die Flutgrenze ziehen, um es vor Winterstürmen zu schützen. Im Schutz des Waldes würden sie Hütten bauen. Nordländer überwinterten auf ihren langen Reisen oft so. Gundar hatte den Proviant aufgestockt, während sie in Iwanai waren, also hatten sie ausreichend Nahrungsmittel an Bord. Außerdem konnten sie auf dem Festland jagen und Trinkwasser herbeischaffen, falls es auf der Insel keines gäbe. Die Insel war ein Glücksfall. Nicht weit von der Küste entfernt, bot sie ihnen Sicherheit, da mögliche Angreifer frühzeitig bemerkt würden.
»Setzt uns mit dem Ruderboot ab«, schlug Walt vor. »Dann ankert vor der Insel. Wir werden heute Nacht am Strand lagern, während Atsu versucht, Verbindung mit den Einheimischen aufzunehmen.«
Etwa eine halbe Stunde später sah das kleine Grüppchen an der Küste dem Wolfsschiff nach.
Als die Wolfswill die Landzunge umrundet hatte und außer Sichtweite war, fühlte Will sich eigenartig allein. Aber für solche Betrachtungen war nicht lange Zeit. Es gab viel zu tun.
»Also gut«, sagte Walt. »Schlagen wir ein Lager auf. Atsu, willst du bis morgen warten oder wirst du noch heute Abend zu den Einheimischen gehen?«
Atsu blickte zur tiefstehenden Sonne. Sie hatten noch etwa eine Stunde Tageslicht.
»Es wäre vielleicht besser, wenn ich sofort gehe«, meinte er. »Bestimmt hat man uns schon gesehen. Je früher ich ihnen unsere Absichten erkläre, desto besser.«
Walt nickte, und während die anderen sich daran machten, die kleinen Zelte aufzustellen und Steine für eine Feuerstelle zu sammeln, ging Atsu in den Wald.
Will sah ihm nach, dann drehte er sich um und zog seine Zeltleine fest. Selethen, der neben ihm stand, war mit den Araluanischen Zelten nicht vertraut und versuchte, aus der vorhandenen Ausrüstung schlau zu werden. Will kam ihm zu Hilfe.
»Danke«, sagte der Wakir. Mit einem leichten Lächeln fügte er hinzu: »Normalerweise habe ich einen Bediensteten, der das für mich erledigt.«
»War mir ein Vergnügen, Euch behilflich zu sein«, sagte Will. »Solange Ihr etwas von Eurem Kaffee mit mir teilt.«
»Gute Idee«, erwiderte der Arridi und begann in seinem Bündel herumzuwühlen. Seine Kaffeebohnen waren besser als der Vorrat der beiden Waldläufer. Sie hatten mehr Geschmack und waren aromatischer. Während der Reise hatten sie ihre Vorräte sorgfältig rationiert – Kaffee schien in Nihon-Ja unbekannt zu sein. Doch jetzt, dachte Will, war es Zeit, eine gute Tasse zu genießen.
Evanlyn und Alyss hatten ein Stück landeinwärts einen Süßwasserfluss entdeckt und waren dorthin unterwegs, um die Wasserschläuche aufzufüllen. In der Zwischenzeit machten Will und Selethen sich daran, eine Feuerstelle anzulegen. Walt, der mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt dasaß, blickte auf. Will zögerte.
»Dürfen wir denn ein Feuer machen, Walt?«, fragte er.
Der ältere Waldläufer dachte einen Augenblick nach.
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