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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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triumphiert, das Böse bestraft wird und das Publikum zufrieden nach Hause geht. Der Allmächtige Lektor weiß alles. Daher weiß er auch, was den Leuten gefällt.«
    Asthma spannte plötzlich alle vier Pfoten an und sprang senkrecht in die Luft. Das tat er viermal.
    »Warum haben Sie das gemacht?«, fragte Loo.
    »Aus purer Freude. Das geht mir jedes Mal so«, gestand Asthma. »Es ist das schönste Gefühl der Welt. Glaubt ihr«, fragte Asthma, während er sich leckte, »glaubt ihr, dass man nach Auferstehung süchtig werden kann?«
    Die Mädchen zuckten mit den Schultern. Ihnen war das ziemlich gleichgültig, und im Übrigen wurde es etwas frisch.
    »Und nun«, sagte Asthma, »tretet zurück, Kinder. Ich glaube, ich muss...«
    Asthmas Körper begann zu beben, und er gab merkwürdige kehlige Kotzgeräusche von sich. Dann sahen die Mädchen etwas höchst Wundersames, etwas, das sie mit Sicherheit nie vergessen würden: einen fast drei Pfund schweren Haarballen.
    Asthma räusperte sich. »Schon viel besser«, sagte er. »Und jetzt: Fangt mich, wenn ihr könnt!« Mit einem Satz war er im Unterholz.
    »Oh, Mann«, sagte Sue. »Ich will nach Hause.«
    Müde folgten die Mädchen Asthma - oder dem bisschen, was sie in dem dunklen, matschigen Wald von ihm sehen konnten. Innerhalb weniger Minuten waren sie von Zweigen zerkratzt und voller blauer Flecke, weil sie ständig über Wurzeln stolperten. Sie riefen und verfluchten den Kater, aber Asthma blieb nicht stehen. Schließlich fanden sie sich vor dem Schloss der Feisten Hexe wieder.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Asthma. »Ich bin der Letzte, den sie hier erwartet. Kommt, wir schleichen uns rein und jagen ihr einen Mordsschrecken ein. Was gebt ihr mir, wenn ich sie dazu bringe, sich in die Hose zu machen?«
    »Ah, nichts«, sagte Sue. Asthma schien seit seiner Wiedergeburt sehr viel lebenslustiger zu sein, aber bei Erwachsenen machte Frohsinn sie eher nervös. »Moment, das ist ein Privatgrundstück!«, sagte sie, als der Kater loslief.
    Loo stolperte ein paar Schritte hinter ihrer Schwester aus dem Wald. »Jetzt hab ich auch noch meinen zweiten Schuh verloren«, sagte sie.

Sue und Loo bestaunten die Buttercremefiguren. Alle waren in genau der Haltung erstarrt, die sie in dem Moment eingenommen hatten, als die Feiste Hexe sie verzauberte. Und alle hatten dies genutzt, um mit anstößigen Posen ihrer tief empfundenen Geringschätzung Ausdruck zu verleihen. Die Zimperlicheren unter ihnen machten einfach eine obszöne Geste, während jene Geschöpfe, die eine Hose trugen, diese heruntergelassen hatten, um ihrer Kontrahentin den nackten Po zu präsentieren.
    Viele dieser Hinterteile sahen ohnehin nicht gerade appetitlich aus, aber das, was sich Sue und Loo nun darbot, war der reinste Alptraum. Die meisten Figuren waren durch die plötzliche Erwärmung stark geschmolzen und sahen daher aus wie Kerzen mit leicht pornographischem Einschlag. Die ungewohnte Wärme hatte außerdem eine Fliegenplage hervorgerufen, und die Insekten umschwärmten die Buttercremestatuen wie Wolken von Schweißgeruch.
    Asthma durchsuchte rasch das Haus. »Sie ist nicht da«, sagte er. »Na ja... Aber die Idee war gut.« Er wollte gerade gehen, als ein Schrei ihn stoppte. Loo hatte Herrn Dummnuss entdeckt.
    »Da ist er ja!«, brüllte sie. »Asthma, Asthma, Sie müssen ihn zurückverwandeln! Er schuldet mir ein Mixtape.«
    »Ein was?«, fragte Asthma verständnislos.
    »Ein Mixtape«, erklärte Sue. »Eine selbst aufgenommene Zusammenstellung verschiedener Songs. Jungs verschenken so was an Mädchen, die sie...«
    »Machen Sie ihn wieder lebendig, Asthma!«, sagte Loo. »Sie können ihn doch zurückverwandeln, oder?«
    Asthma zögerte. »Das könnte ich wohl, Loo, aber...«
    »Kein Aber! Ich will mein Tape!«, sagte Loo und stampfte mit dem Fuß auf. Wenn man bedenkt, was sie in Blarnia alles durchgemacht hatte, war es nur allzu verständlich, dass sie das haben wollte, weshalb sie überhaupt hergekommen war.
    »Aber Loo, wenn ich’s bei ihm mache, müsste ich es auch bei all den anderen tun«, sagte Asthma. »Das wäre nur gerecht.«
    »Haben Sie an einem Dienstag um vier Uhr morgens etwa noch was Besseres vor?«, fragte Sue.
    »Aber... Wenn der Allmächtige Lektor sie so hat erstarren lassen, dann wird er sicher seine Gründe dafür haben. Sie wieder zum Leben zu erwecken, würde...«
    »Asthma, wenn Sie meinen Freund nicht wieder zum Leben erwecken, zeigen wir allen die Bilder, die wir gemacht haben,

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