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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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musterte ich die menschliche Fracht, diesen Kiran, oder wie er hieß. Warum in Khalmets Namen wollte ein Nobelsprössling nach Kost und dann auch noch auf diese Art und Weise? Er schien ein bisschen zu alt zu sein, als dass er aus jugendlichem Trotz gegen seine Familie abhaute. Nobelleute trieben genau solche Machtspiele miteinander wie die Leute von der Straße, aber von einem solchen Fall hatte ich noch nie gehört.
    Den kurzen Austausch zwischen Bren und mir hatte er ernst und schweigend verfolgt. Seine schwarzen Haare waren vorne so lang, dass sie ihm bis über die Augen fielen, wodurch man deren Ausdruck nicht gut sehen konnte. Es war nur zu erkennen, dasssie hell waren, wahrscheinlich blau, mehr nicht. Menschen mit so heller Haut wie seiner hatte ich schon gesehen, die stammten aus dem hohen Norden, hatten aber nicht so schwarze Haare wie er. Das wollte allerdings nicht viel heißen, da wir in Ninavel alle von Einwanderern abstammten, die noblen wie die einfachen Leute. An seiner Kleidung befand sich kein Wappen einer Familie oder eines Handelshauses, doch das zeigte nur, dass er kein kompletter Idiot war, sofern er dieses Treffen geheim halten wollte.
    »Und die Bedingungen?«, fragte ich Bren.
    »Sind die gleichen wie immer. Du sorgst dafür, dass es keine Fragen und keine Auffälligkeiten gibt, und bringst ihn über die Grenze nach Kost, zusammen mit meinem Päckchen. Zehn Prozent im Voraus plus Spesen, den Rest bei Rückkehr mit dem Beweis der Ablieferung.«
    Er ließ es so einfach klingen. Gewöhnlich war es das auch, wenn es sich bloß um ein Päckchen handelte und es genügend Zaster für die sogenannten Spesen gab. Doch ich bezweifelte ernsthaft, ob ein Mensch so leicht zu verstecken sein würde, egal was für Hohlköpfe die alathischen Magier waren.
    »Und der Lohn?« Wäre besser für Bren, wenn er mir jetzt eine anständige Summe nannte.
    »Das Dreifache wie sonst plus Spesen.«
    Ich schnaubte aufgebracht. Bren hatte mich in der Hand, aber ich war auch nicht ganz ohne Druckmittel. Wahrscheinlich gab es keinen anderen, der so verzweifelt war, den Auftrag zu übernehmen. »Das Dreifache, Spesen und zehn amuletttaugliche Edelsteine von Gerran für jedes abgelieferte Stück.« Gerran war sein Partner in Kost, der die Ware an die Käufer weitergab. Seine rechtmäßigen Geschäfte bestanden in der Einfuhr von Edelsteinen, Metallen und Erzen.
    Jetzt war es Bren, der empört schnaubte. »Damit wird Gerran nicht einverstanden sein, und das weißt du.« Er sah mich forschend an und trommelte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. Ich schwieg. Schließlich sagte er: »Vermutlich kann ich ihn zu fünf amuletttauglichen Edelsteinen überreden. Aber das gilt nur für diese eine Tour, verstanden?«
    Meine Überraschung verbarg ich tunlichst. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass Bren so viele Steine hergäbe, allenfalls, dass er mir im Ganzen zwei oder drei bietet und meinen Pauschallohn erhöht. Hui. Dieser Kiran zahlte ihm offenbar ein Vermögen. Oder mir war das Entscheidende an dem Auftrag bislang entgangen.
    »Noch etwas, das ich wissen sollte?«
    Trotz meines spitzen Tons verzog Bren keine Miene. »Es ist ein recht einfacher Auftrag.« Sein entschiedener Blick sagte mir, dass ich mehr nicht aus ihm herausbekäme. Ich wog den Lohn gegen das nagende Gefühl des Unbehagens ab.
    »Abgemacht«, sagte ich dann. Brens Lächeln reichte von einem Ohr zum anderen.
    Mit einer kleinen Steilfalte zwischen den Brauen hatte Kiran uns zugesehen. »Dann sind wir uns also einig? Wann reisen wir ab?« Er sprach leise, aber klar und mit einem schwachen Akzent, den ich nicht bestimmen konnte. Das machte mich umso neugieriger. Man hört in Ninavel alle möglichen Sprachfärbungen, und ich hatte bis dahin geglaubt, alle zu kennen.
    Bren wandte sich breit lächelnd unserem Auftraggeber zu. »So ist es, alles abgemacht. Du wirst bei Dev in guten Händen sein, das versichere ich. Ihr werdet mit dem ersten Handelszug nach Kost die Stadt verlassen.« Er legte den Kopf schräg und sah mich an.
    »Übermorgen«, sagte ich. »Wir treffen uns zwei Stunden vor Sonnenaufgang am Aranbrunnen beim Weißfeuertor. Du weißt, wo das ist?« Kiran nickte. »Du brauchst nichts mitzubringen. Ich sorge für die Ausrüstung.« Tausend Kenets hätte ich gewettet, dass er kein einziges gebirgstaugliches Kleidungsstückbesaß. Ich musterte seine glatten, zarten Hände und seufzte. Handschuhe waren unerlässlich. Und Salbe. Dabei fiel mir noch etwas ein.

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