Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
und war nicht immer über alles informiert. Nachtfeuer konnte längst auf Burg Dubhan weilen, vielleicht hatte er auch Femris geholfen, das Bewusstsein wiederzuerlangen.
Der Schattenluchs kam zu Rowarn und schmiegte sich schnurrend an ihn. Heute wollte er offensichtlich nicht bei seinem Herrn liegen, warum auch immer. Rowarn war zuerst ein wenig verlegen, aber dann dachte er sich, dass es nicht sein Problem war. Katzen entschieden immer selbst, ohne sich beeinflussen zu lassen. Und dem Visionenritter schien ohnehin das meiste gleichgültig zu sein, was um ihn herum geschah, wenn es nicht gerade um Kampf und Verteidigung ging.
Rowarn aß allein, wie stets, aber er wusste immerhin, dass Angmor auch etwas zu sich nahm, denn er verschwand für eine Weile mit seinem gefüllten Teller. Selbst Visionenritter mussten also ab und zu etwas essen.
Manchmal dachte Rowarn an Gaddo und Moneg. Wo mochten sie jetzt sein – vorausgesetzt, sie waren Heriodons Häschern entkommen, und Moneg hatte die schwere Verletzung überlebt? Würde Gaddos größter Wunsch, geliebt zu werden, eines Tages in Erfüllung gehen? Es war seltsam, aber je länger diese Ereignisse zurücklagen, desto geringer wurde Rowarns Hass auf den Verräter. Irgendetwas wenigstens annähernd Achtbares musste Moneg doch in sich haben, wenn er von einem anderen bis zur Selbstaufgabe angebetet wurde. Wer weiß, vielleicht war er nicht immer so ein selbstsüchtiger, gewalttätiger Mensch gewesen. Genau wie bei Gaddo war auch Monegs Geist, sein Wille schwach. Er konnte viel durchgemacht haben, bevor er sich zum Dienst für Ardig Hall meldete. Gaddo hatte gesagt, dass Moneg sich von allen verraten fühlte und deshalb selbst zum Verräter wurde.
Was würde aus mir werden, wenn ich Heriodon für lange Zeit ausgeliefert wäre? , dachte Rowarn. Würde er mich brechen, um mich dann neu zu formen, nach seinem Willen? Gäbe es einen anderen, der mich für diese Schwäche verachten würde?
»Hör auf, an Heriodon zu denken«, unterbrach Angmors strenge Stimme seine Gedanken. »So verschaffst du ihm Zutritt.« Der Visionenritter kam genau in diesem Moment zurück und ließ sich am Feuer nieder.
Dunkelheit senkte sich gleichzeitig über den Wald herab, und es wurde still um sie.
Rowarn blickte ihn verstört an. Also achtete er doch auf alles! »Woher wisst Ihr ...«
»Dein Gesichtsausdruck, Junge. Nackte Angst.« Angmor schien nach Graum greifen zu wollen, doch der Schattenluchs entzog sich ihm und rückte noch enger an Rowarn.
Dem trat der Schweiß auf die Stirn. »Er beherrscht mich also immer noch ...«, krächzte der junge Ritter.
»So schnell kann man das nicht abschütteln. Heriodon ist ein mächtiger Mann. Er vereint die Lebenskraft der Menschen, die Essenz der Dämonen und den eisernen Willen der Warinen in sich. Er besitzt eine ungewöhnliche Gabe, die es hoffentlich nur einmal gibt, und er versteht es, sie anzuwenden. Du bist um Jahrzehnte jünger als er, unerfahren und ... unbedarft. Trotz des Krieges immer noch voller Unschuld. Natürlich kannst du ihm nicht viel entgegensetzen.« Angmor stocherte in der Glut. »Aber du bist stärker als er, Rowarn. Und mächtiger. Schon jetzt in deiner Jugend. Vertrau darauf.«
»Es tut mir leid, wenn ich Euch enttäusche.«
»Mich enttäuschen? Wie solltest du?« Angmor hielt inne und wandte sich Rowarn zu. Dann sagte er langsam: »Hör zu, Junge. Der Krieg hat uns zusammengebracht. Wir sind Schicksalsgefährten. Da ich Ardig Hall gegenüber mit einem Eid verpflichtet bin, muss ich auf dich als Ylwas Sohn achten und dich in Sicherheit nach Farnheim bringen. Aber das ist alles, was zwischen uns besteht.«
»Ich dachte ...«
»Dass wir Freunde sein können? So wie du und Tamron? Nein.«
Es klang so hart und endgültig, dass Rowarn unwillkürlich schlucken musste. Dennoch gab er nicht so leicht auf. »Warum versagt Ihr Euch Freundschaft, Herr Angmor?«
»Ich bin ein Einzelgänger«, antwortete Angmor ruhig. »Graum und Aschteufel sind die Einzigen, die ich aus verschiedenen Gründen in meiner Nähe dulde.«
»Dann hätte ich Euch auf dem Schlachtfeld liegen lassen sollen?«, fragte Rowarn herausfordernd.
»Das musst du wissen, nicht ich. Es war deine Entscheidung.«
»Hättet Ihr es an meiner Stelle getan?«
»Du willst wissen, ob ich Mitgefühl kenne? Oder gar empfinde? Nein, das tue ich nicht. Und den meisten Lebewesen stehe ich absolut gleichgültig gegenüber.« Angmors Stimme klang unbeteiligt, ohne jegliche
Weitere Kostenlose Bücher