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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Bewegung. Der Schattenluchs wirkte seltsam fröhlich und erwartungsvoll – und er hielt sich immer noch von seinem Herrn fern. Was wohl vorgefallen war? Angmor achtete jedenfalls nicht auf ihn, und er hatte heute früh auch nicht auf Aschteufels morgendlichen Anfall schlechter Laune reagiert. Bevor der Hengst so richtig die Ohren anlegen und die Zähne blecken konnte, war der Sattel mit Wucht auf seinem breiten Rücken gelandet, und das Gebiss steckte im Maul. Der Schwarzgraue war so verdutzt, dass er sich nicht mehr rührte, als der Visionenritter den Bauchgurt mit einem kurzen, aber heftigen Ruck anzog und sich auf seinen Rücken schwang.
    Rowarn hielt sich hinter dem schweigsamen Maskierten. Der Weg war zu schmal, aber er wollte ohnehin nicht neben ihm herreiten. Der Visionenritter wirkte heute finsterer und abweisender denn je, und der junge Nauraka wollte sich davon nicht anstecken lassen. Wer weiß, welche Gedanken und Pläne der ältere Mann wälzte und ausbrütete. Nun ja, vielleicht hatte er auch Schmerzen, und seine Augen machten ihm wieder zu schaffen. Aber wenn er nicht darüber sprach und jegliche Freundschaft ablehnte, musste er eben allein damit fertig werden.
    Der Tag war viel zu schön, um die Dunkelheit der Seele herauszulassen. Farnheim war nicht mehr fern, und Rowarn war schon sehr gespannt darauf. Er blieb auf Abstand und lauschte vergnügt den vielfältigen Vogelstimmen, ohne besondere Gedanken oder Vorstellungen. Die Tiere dieses Waldes waren überhaupt nicht scheu, das gab es nicht einmal rund um Weideling. Rowarn hatte das Gefühl, als wäre Lúvenors Atem immer noch zu spüren, der Abdruck seiner Füße sichtbar und warm. So sicher und behütet hatte der junge Nauraka sich zuletzt als Kind gefühlt.
    Wenigstens so lange, wie sein Blick nicht nach vorne auf die beiden finsteren Gestalten schweifte, den großen Mann auf dem schweren Hengst, die nur Dunkelheit um sich zu verbreiten schienen. Die Distanz zwischen ihnen schien sich immer mehr zu vergrößern.
    Rowarn achtete nicht darauf. Er gab Windstürmer die Zügel frei, der schnurstracks hinter Aschteufel herzockelte, und träumte ausgeglichen für sich, versunken in Kindheitserinnerungen. 
    Sein Pferd war es zufrieden. Der kleine Falbe erholte sich zusehends, sein struppiges Fell glättete sich und nahm bereits einen leichten Glanz an, und der Bauch war trotz der anstrengenden Reise wohlgerundet. Auch die Augen zeigten wieder das feurige Funkeln und lebhafte Anteilnahme. Er fing sogar an, ein wenig mit Graum zu spielen, prustete ihn an und trat betont schwungvoll mit dem rechten Vorderhuf aus. Der Schattenluchs ging darauf ein, und beinahe hätten sie alles um sich herum vergessen und wären springend und buckelnd davongestürmt, wenn Rowarn nach dem ersten Satz, der ihn beinahe aus dem Sattel gehoben hätte, nicht rechtzeitig in die Zügel gegriffen hätte. Tamrons Trage wäre das ziemlich abträglich gewesen, sie hielt ohnehin nur noch mit gutem Willen zusammen. Für den Unsterblichen war es an der Zeit, dass sie das Ziel erreichten.
    Und da, als hätten sie ein Einsehen, wichen plötzlich die Bäume zurück. Hinaus ging es aufs Freiland, und Rowarn erkannte, dass sie auf einer Anhöhe herauskamen. Er atmete tief ein, als er endlich wieder freien Himmel über sich sah, über den vereinzelte Wolken ruhig dahinzogen. Es wurde gleich wärmer im hellen Sonnenschein. Am liebsten wäre Rowarn mit Windstürmer den Hügel hinabgaloppiert, über die ausgedehnten Wiesen hinweggefegt, um dann irgendwo in einen Teich zu springen und den Rest des Tages faulenzend unter einem Baum zu verbringen, von dem ab und zu Äpfel herabfielen.
    Der kleine Falbe schien ganz ähnlich zu denken, denn auf einmal wurde er unruhig, fing an, auf der Stelle zu trippeln, und spannte die Muskeln unter dem Sattel an. Rowarn musste die Zügel stärker annehmen, um ihn zur Vernunft zu bringen, und streichelte sanft seinen Hals. »Ein andermal«, wisperte er. »Wir holen es nach, mein Kleiner, versprochen, aber denk dran, dass wir immer noch Tamron schützen müssen.«
    Seufzend gab Windstürmer nach und warf seinem Herrn einen unglücklichen, aber folgsamen Blick zu.
    Der Visionenritter hielt Aschteufel am Rand des Hügels an, und Rowarn schloss zu ihm auf.
    Angmor deutete vor sich und sprach das erste Wort an diesem Tag: »Farnheim.«
    Staunend blickte Rowarn nach unten.

    Ein grünes Tal breitete sich unter ihm aus, ein weites Land inmitten des Waldes, im großen Umkreis

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