Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
Gefühlsregung. 
    Rowarn konnte spüren, dass er nichts unterdrückte. Der Visionenritter sprach schlicht die Wahrheit. Zumindest, was »die meisten Lebewesen« betraf. » Ich bin Euch aber nicht gleichgültig.«
    »Das habe ich nie behauptet.«
    »Und Ihr habt meine Frage schon wieder nicht beantwortet.«
    »Also gut. Dieses eine Mal noch.« Der Visionenritter wirkte nun deutlich ungehalten, aber immerhin zeigte er sich weiterhin gesprächsbereit. »Nein, ich hätte dich nicht liegen gelassen. Man lässt niemanden auf dem Schlachtfeld zurück. Genauso, wie wir gemeinsam von Sternfall geflohen sind und nun mit Tamron nach Farnheim reisen. Ich achte dich, Rowarn von Weideling, und ich halte dich für ein großes Talent. Deine besondere Seele leuchtet aus dir. Du hast ein schweres Los, aber genau wie jeder andere wirst du es tragen. Du bist dabei nicht allein, du hast Freunde und Förderer, die für dich da sind. Aber ich werde keiner von ihnen sein. Du bist nicht mein Schüler, und ich bin nicht dein Lehrmeister. Verstanden?«
    »Ihr habt mich schon viel gelehrt«, sagte Rowarn leise.
    »Das bleibt nicht aus, wenn man älter wird«, erwiderte Angmor. »Man gefällt sich in weisen Sprüchen. Ich habe dir Ratschläge erteilt, weil du mich irgendwie immer wieder dazu verleitest. Aber das wird nicht zur Gewohnheit.«
    Rowarn schwieg verletzt.
    »Sieh mich an, Junge«, sagte Angmor nach einer Weile deutlich sanfter. Er hob leicht die behandschuhten Hände. »Du weißt nicht, wer ich bin. Du kannst mein Gesicht nicht sehen, weder in meinen Augen noch in meiner Miene lesen. Alles, was du siehst, ist ein Mann in einer Rüstung und mit einer Maske. Du kennst nicht einmal meine Vergangenheit, bevor ich dem Orden beitrat. Als Visionenritter bin ich nur ein Begriff, kaum mehr als ein Name. Du hast keine Vorstellung davon, was ich denke und fühle, und was ich in meinem langen Leben getan habe.« Er machte eine kurze Pause und wandte den Kopf ab, wohl um den Blick in weite Ferne zu richten. Dann schloss er: »Meine Sonne nähert sich dem Untergang. Deine geht gerade erst auf.«
    Rowarn schmollte eine Weile. Er hatte fast erwartet, dass Angmor aufstehen und gehen würde, aber der Verhüllte blieb sitzen, die Gesichtsmaske dem Feuer zugewendet. Seine Haltung war völlig entspannt. Wahrscheinlich hatte er die Unterhaltung, sogar Rowarns Anwesenheit, bereits vergessen, und sein Geist weilte in Sphären, die für den jungen Mann unerreichbar waren.
    Graum hingegen war bei ihm und verlangte laut schnurrend nach Streicheleinheiten. Er drückte sich an Rowarns Bein und streckte sich lang aus. Als Rowarn ihn traurig streichelte, drehte er sich wohlig auf den Rücken und gähnte. Vorsichtig legte er eine große Samtpranke auf Rowarns Arm. Sein Brust- und Bauchfell war unglaublich weich und seidig und lud dazu ein, sanft mit den Fingern hindurchzugleiten. 
    Rowarn fühlte sich durch die deutliche Zuneigung des Tieres getröstet. Vielleicht verlangte er ja wirklich zu viel. Und war zu neugierig. Er sollte am besten einfach den Mund halten und sich nicht mehr um Angmor kümmern. Akzeptieren, dass sie nur Weggefährten waren, aber nicht mehr.
    Dann platzte doch noch etwas aus ihm heraus. »Empfindet Ihr denn überhaupt irgend etwas?«
    Angmor lachte daraufhin leise und tief. »Hass und Liebe, unschuldiges Kind, und das voller Leidenschaft. Tot bin ich noch lange nicht.«
    Damit gab sich der junge Ritter endlich zufrieden.

    Sie brachen nach einer ruhigen Nacht bereits in der Morgendämmerung auf. Angmor schien es jetzt eilig zu haben, und Rowarn war das nur recht. Der Visionenritter kehrte allerdings nicht zur Straße zurück, sondern nahm einen Waldtierpfad, eine Abkürzung, wie er behauptete. Wahrscheinlich aber wollte er niemandem begegnen und seine Ankunft nicht vorzeitig ankündigen. Es war auch möglich, dass Angmor doch einen Angriff befürchtete und sich erst aus sicherer Deckung überzeugen wollte, ob alles in Ordnung war. Aber nach der deutlichen Abfuhr gestern Abend hatte Rowarn nicht mehr die Absicht, Fragen zu stellen oder eine neue Debatte anzuzetteln. Er war zudem immer noch gekränkt.
    Das Wetter hielt sich. Der Spätsommer schob den Herbst noch ein Stück hinaus, es konnte ein weiterer milder Mondwechsel vor ihnen liegen. Je nachdem, wie weit sie vom Norden entfernt waren, mochte es hier ohnehin nicht so strenge Winter geben. 
    Rowarn schaute ab und zu nach Graum, der beschwingt neben ihm lief, die Ohren in ständiger

Weitere Kostenlose Bücher