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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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künstlichen, ihm ähnlich sehenden Miene lag ein starres Lächeln. »Alles in Ordnung, Sir. Kein tödliches Gas, keine elektrischen Entladungen gefährlichen Grades, kein Gift im Wasserspender, keine Schießscharten für Laserflinten, keine verborgenen Höllenmaschinen. Ich würde meinen, Sie können sicher eintreten.« Das Simulacrum blieb klackend stehen und verfiel in Schweigen.
    »Ist dir niemand begegnet?« fragte Baines mißtrauisch.
    »Es ist noch keiner da«, sagte das Simulacrum. »Abgesehen natürlich von dem Heb, der den Saal reinigt.«
    Baines, sein Leben lang an Vorsichtsmaßnahmen gewöhnt, öffnete die Tür nur so weit, wie es der Sicherheit dienlich war, und erhaschte einen kurzen Blick auf den Heb.
    Der Heb – ein Mann – schrubbte den Boden auf die für seine Klasse typisch langsame, monotone Weise. Außerdem zeigte sein Gesicht den typisch blöden Heb-Ausdruck, als würde seine Tätigkeit ihn erheitern. Möglicherweise konnte er diesen Gesichtsausdruck monatelang aufrechterhalten, ohne sich zu langweilen. Hebs wurden ihrer Aufgaben schon deswegen nicht überdrüssig, weil sie sich nicht mal die Vorstellung einer Ablenkung vorstellen konnten. Natürlich, dachte Baines, hat auch die Einfalt ihren Wert. Ignatz Ledebur, der berühmte HebFrömmler, dessen Seele Glanz verbreitete, wenn er von Ort zu Ort wanderte, um die Wärme seiner harmlosen Persönlichkeit zu verbreiten, hatte ihn zum Beispiel beeindruckt. Und der hier sah auch nicht gerade gefährlich aus…
    Immerhin unternahmen die Hebs – nicht einmal die Tugendhaftesten von ihnen – nie den Versuch, einen zu ihrem Glauben zu bekehren, wie etwa die Schizo-Mystiker. Die Hebs wollten ausnahmslos nur in Ruhe gelassen werden; sie wollten sich einfach nicht vom Dasein beuteln lassen, deswegen entsagten sie den Verwicklungen des Lebens von Jahr zu Jahr mehr. Sie kehrten wohl, stellte Baines sich vor, in die pure Dummheit zurück, die für einen Heb der Idealzustand war.
    Baines überprüfte seine Laserpistole – sie war in Ordnung – und faßte den Entschluß, einzutreten. Also ging er Schritt für Schritt in den Sitzungssaal des Hohen Rates hinein, nahm sich einen Stuhl und wechselte dann abrupt zu einem anderen. Der erste war zu nah am Fenster gewesen: Dort bot er für jeden, der sich draußen aufhielt, ein zu gutes Ziel.
    Um seine Stimmung ein wenig zu heben, während er auf die Ankunft der anderen wartete, entschloß er sich, den Heb auf den Arm zu nehmen. »Wie heißen Sie?« fragte er.
    »J-jacob Simion«, sagte der Heb. Er schrubbte, ohne sein dämliches Standardgrinsen zu verändern, weiter den Boden. Hebs merkten es nie, wenn man sie aufzog. Und wenn sie es merkten, machte es ihnen nichts aus. Sie waren allem gegenüber apathisch eingestellt; so war ihre ganze Art.
    »Gefällt Ihnen die Arbeit, Jacob?« fragte Baines und steckte sich eine Zigarette an.
    »Klar doch«, sagte der Heb. Dann kicherte er.
    »Haben Sie schon immer Böden geschrubbt?«
    »Häh?« Der Heb war offenbar nicht in der Lage, die Frage zu verstehen.
    Die Tür öffnete sich, und die schwerfällige, hübsche Annette Golding, die Poly-Delegierte, erschien mit einem Täschchen unter dem Arm. Ihr rundes Gesicht war gerötet, und ihre grünen Augen leuchteten, als sie nach Luft schnappte. »Ich dachte schon, ich hätte mich verspätet.«
    »Nein«, sagte Baines. Er stand auf, um ihr einen Stuhl anzubieten, und musterte sie mit professionellem Blick. Nichts deutete an, daß sie ihre Waffe mitgebracht hatte. Aber sie konnte eingekapselte wilde Sporen in den Backentaschen versteckt haben. Er dachte sofort darüber nach, als er wieder Platz nahm – und diesmal einen Stuhl am hinteren Tischende wählte. Entfernung…ein nicht zu unterschätzender Faktor.
    »Wie warm es hier ist«, sagte Annette, immer noch schwitzend. »Ich bin alle Treppen hochgerannt.« Sie lächelte ihn auf die unkünstliche Weise an, die manche Polys auszeichnete. Sie wirkte anziehend auf ihn. Hätte sie doch nur ein bißchen abnehmen können. Aber Annette gefiel Baines auch so, deswegen nutzte er die Gelegenheit, sie ein bißchen zu necken, wobei durchaus erotische Untertöne mitklangen.
    »Annette«, sagte er, »du bist ein sehr erfreulicher und angenehmer Anblick. Es ist eine Schande, daß du nicht heiratest. Wenn du mich heiraten würdest…«
    »Ja, Gabe«, sagte Annette lächelnd, »dann hätte ich einen Beschützer. – Lackmuspapier in jeder Zimmerecke; Atmosphären-Analysatoren, die ständig vor

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