Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
Graciano mit einfühlsamer Stimme.
„Es war nicht schlimmer als sonst auch. Nur … Wie sage ich das am besten? Unbefriedigender?“, überlegte das Medium.
„Können wir etwas für dich tun?“, bot Linda hilfsbereit an.
„Ehrlich gesagt … ja, das könnt ihr.“
Katharina blickte in die Runde. Neugierige Gesichter blickten zurück.
„Oh, oh, oh. Ich ahne, was jetzt kommt.“
Valerian hatte bis eben wieder in der Volxbibel gelesen. Nun senkte er das Buch und bedachte Cat mit einem bedeutungsschwangeren Blick.
„Mir schwant Übles! Mich deucht, die Dame benötigt eine Essenzbatterie“, kommentierte er gestelzt.
„Was liest du gerade? Die Stadt der geschwollenen Worte ?“, wollte Linda amüsiert wissen. Dann nickte sie Katharina lachend zu. „Natürlich helfen wir dir bei deiner Visionssuche. Ist doch klar! Dafür sind wir schließlich ein Zirkel.“
„Was sind wir?“, verlangte Tamara zu wissen. Sie näherte sich gerade mit einem Tablett und zog sich einen zusätzlichen Stuhl zum Tisch.
„Wir sind ein Zirkel“, wiederholte Linda.
„Tatsächlich?“, stellte Tamara mit begründeter Skepsis infrage.
„Das haben wir doch bereits geklärt“, seufzte Cendrick konsterniert.
„Oh, ich hatte gehofft, das sei ein verhandelbarer Rahmen“, grinste die Hexe frech und biss in ihr Vollkornbrötchen.
„Du sahst aber auch schon mal besser aus“, bemerkte Tamara zu Cat, als sie das Medium entdeckte.
„Danke.“ Katharina verzog das Gesicht.
„Und du bist so einfühlsam wie immer“, fügte sie hinzu.
„Einfühlsam wie eine Dampfwalze“, kam es gedämpft hinter der Volxbibel hervor.
„Uh, ich wusste doch, dass noch jemand gefehlt hat. Und wie immer schmeißt er im Glashaus mit Steinen … Sag mal, Valerian: Was meinst du als Unbeteiligter eigentlich zum Thema Intelligenz?“, säuselte sie.
Cendrick grinste schadenfroh und nahm einen Schluck von seinem Orangensaft. Valerian griff nach der Studentenzeitschrift, die er als Lesezeichen missbrauchte, und legte sie gewichtig zwischen die Seiten.
„Oha, jetzt kommt’s!“, meinte die Hexe mit spöttischem Unterton und lehnte sich lässig im Stuhl zurück.
„Tamara, mein Hasenpfötchen, wenn jemand zur gebildeten Elite gehört, dann ganz gewiss ich.“
Die Wicce hob spöttisch die Brauen.
„Oh, das muss unbedingt in die nächste Ausgabe der Studentenzeitschrift! Ich sehe schon die Überschrift vor mir: Und es denkt doch! Intensive Recherchen haben ergeben, dass Valerian Wagner, Mumpitz des Chaoszirkels, tatsächlich denkt! Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse haben außerdem gezeigt, dass er im spätkindlichen Stadium sogar das Schachspiel von dem Schimpansen Gogo erlernte. Ja, doch, das hat was. Vielleicht wird Schach eine neue Cromwell-Sport-Disziplin. Deine Fans werden sich nicht mehr einkriegen – vor Lachen.“
Vergebens bemühte sich Linda, ihr amüsiertes Glucksen zu kaschieren. Valerian warf ihr einen säuerlichen Blick zu. Cendrick grinste ebenfalls.
„Danke, mein Zuckerpferdchen, aber von deinen Schreibtalenten habe ich im letzten Semester genug profitiert “, erklärte Valerian mit einem gequälten Lächeln.
Tamara lachte laut los.
„Nicht witzig!“, grummelte der Unsterbliche.
„Ach, komm! Du musst zugeben, dass meine Hausarbeit damals bei Lichtenfels sehr kreativ war“, schmunzelte sie.
„ Hmpf … sage ich nur!“
Im letzten Semester hatten Valerian, Flint und Linda eine Strafarbeit für Professor Lichtenfels schreiben müssen. Er hatte den Stoff jener Kursstunden von ihnen verlangt, in denen er die drei vor die Tür gesetzt hatte. Eine Aufgabe, die sie nicht ohne Hilfe lösen konnten, darum hatten sie Katharina um ihre Mitschrift gebeten.
Valerians Version der Arbeit hatte sich jedoch im Unterricht auf einmal erheblich von denen der anderen unterschieden. Lichtenfels hatte es sich nicht nehmen lassen, diese laut vorzulesen und Valerian zum Gespött des Kurses zu machen.
Cat hatte sich schon damals gewundert, warum Valerian solch einen sinnfreien Text geschrieben haben sollte, doch nun war alles klar: Tamara hatte die Strafarbeit gefälscht und die Blätter vertauscht!
Gerissen!
„Leute, ich will kein Spielverderber sein, doch wir sind vom Thema abgekommen“, brachte sich Katharina in Erinnerung.
„Oh, sorry! Und was war noch mal das Thema?“, wollte die Hexe wissen.
„Cat hatte eine Vision“, erklärte Linda, „und jetzt benötigt sie unsere Hilfe, um ein Ritual durchzuführen.“
„Ach nee!
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