Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
ich mal gehen. Bis später“, sagte sie und schob ihre unangerührte Nachspeise zu Valerian hinüber.
„Ja, mach’s gut, Cat!“, verabschiedete Linda sie freundlich.
Flint warf ihr noch einen sehnsüchtigen Blick nach, ehe er sich seinem restlichen Essen widmete. Es schmeckte mit einem Mal etwas fad.
Kapitel 11
Es kommt immer anders als man denkt, sinnierte Cat am Freitagmorgen.
Sie hatte mal wieder richtig ausgeschlafen und erwachte nun so erholt wie schon lange nicht mehr. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen hatte sie die Vision in der letzten Nacht verschont. Das war noch nie zuvor passiert. Normalerweise wurde sie immer wieder aufs Neue von den Bildern geplagt, bis sie einen Weg fand, deren geheime Botschaften zu entschlüsseln.
Heute ist wohl ein ganz besonderer Tag , überlegte Katharina, als sie sich zum Speisesaal aufmachte. Womöglich teste ich heute einmal das Frühstück, schließlich hatte mein Magen heute Nacht Schonzeit. Das sollte ich fast ausnutzen.
Im Speisesaal roch es nach frischen, warmen Brötchen.
Mmmmmh! Lecker!
Der Raum war fast vollständig leer. Entweder schliefen die Studenten noch oder sie hatten sich bereits auf den Heimweg gemacht. Freitage waren in Cromwell tatsächlich Frei-Tage.
Katharina wählte einen leeren Tisch in der Nähe der Fensterfront und griff nach einem Vollkornbrötchen. Sie schnitt es in zwei Hälften und ließ Honig in die Mitte träufeln. Die goldene Flüssigkeit breitete sich langsam aus und verströmte ein herrlich süßes Aroma. Allein der Anblick versprach kulinarische Gaumenfreuden. Cat legte ihre Füße auf den Stuhl gegenüber, lehnte sich zurück, biss genüsslich in ihr Honigbrötchen und betrachtete behaglich die sonnige Landschaft vor dem Fenster. Sie fühlte sich wohl und zufrieden …
Ein lauter Knall neben ihr ließ sie erschrocken zusammenzucken.
„Ach, Shit! So ein Mist aber auch!“, fluchte die Wicce lautstark.
Sie hatte ihr Tablett abstellen wollen, doch dabei war ihre Teetasse umgekippt und der Inhalt ergoss sich nun über Tisch und Boden.
„Ich hasse diese Tage!“, knurrte sie.
Katharina beeilte sich, ihr mit einer Serviette beim Trocknen zu helfen.
„Was ist denn passiert?“, erkundigte sich das Medium noch immer entspannt.
„Heute Morgen wollte ich mal schön ausschlafen. Doch was ist? Linda hat vergessen, ihren Wecker auszustellen, also plärrt dieses Ding laut los!“
Sie hatte ihre Putzaktion beendet und griff nach der unversehrten Müslischale.
„Dann ist die Gute einfach wieder eingeschlafen. Und rate mal, wem das nicht gelungen ist …“
Sie schob sich einen Löffel milchbedeckter Haferflocken in den Mund und kaute.
„Dir vermutlich. Echt blöd. Und dann bist du aufgestanden?“
Tamara schluckte und nickte.
„Ja, bin ich. Ich dachte: Nutze die Zeit wenigstens für eine ausgiebige Dusche. Doch was ist? Mitten im Duschen geht mir das heiße Wasser aus. Ich hätte so schreien können! Das habe ich dann auch.“
Sie streute etwas Zucker über die Milch.
Katharina konnte ihr Schmunzeln kaum verbergen.
„Und von wegen, es könne nicht mehr schlimmer kommen … Als ich endlich die Dusche verlassen habe, stecke ich den Fön ein – und was passiert?“
„Er geht nicht?“, riet Cat.
„Richtig – und nicht nur das! Das Scheißteil hat mir einen Stromschlag versetzt. Kannst du das glauben?“
„Sind die Dinger nicht geprüft?“
Katharina sah die andere verwundert an.
„Möchte man meinen. Jedenfalls habe ich das Teil sofort in den Mülleimer gepfeffert. Das fasse ich nie wieder an! Aber denke jetzt ja nicht, dass das schon alles gewesen wäre: Endlich angezogen, schnappe ich mein Lernzeug und will in die Bibliothek gehen. Und was ist? Dort kriege ich mich mit diesem Hanswurst in die Haare.“
„Mit wem?“
„Ach, Hansen – oder wie der Bibliothekar-Kerl auch immer heißen mag.“
„Ach so!“, gluckste das Medium.
Tamara verdrehte die Augen.
„Der Kerl ist eine Nervensäge. Jedes Mal macht er ein Drama drum, wenn ich ein Buch ausleihen will. Erst sieht er einen so vorwurfsvoll an, als hätte man gerade irgendetwas Klebriges angefasst und wollte jetzt absichtlich seine Bücher ruinieren, und dann labert er die Ausleihregeln runter. Meine Güte! Ich leihe seit über einem halben Jahr hier Bücher aus! Ich kenne sie! Boah!“
Katharina lachte mittlerweile schallend und Tamara schien es zu gefallen, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
„Der Mann hat doch Komplexe, da kannst
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