Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
darauf, dass dieses nicht-fühlende, nicht-denkende Wesen existieren und auch noch von Bedeutung sein könnte?
„Cat ist diejenige, die mit den Fähigkeiten geboren wurde. Wenn sie sagt, dass es so ist, dann ist es auch so“, stellte Linda klar.
Katharina lächelte ihr dankbar zu.
Flint nickte zögerlich. Er hatte zwar Schwierigkeiten, sein Erlebnis zu deuten, doch eines wusste er: Wir hätten keine Vision empfangen, wenn es nicht von Belang gewesen wäre. Also können wir genauso gut Katharinas Kurs folgen und sehen, wohin er uns bringt. Die Macht wird sich schon noch einmal melden, wenn wir auf dem Holzweg sind. Schließlich ist es ja in ihrem Interesse, dass wir Erfolg haben. Wer auch immer diese Macht sein mag …
Dass eine Vision empfangen wurde, stand für ihn außer Frage. Er hatte den Sog an seinem Essenzvorrat gespürt. Er fühlte sich immer noch matt.
Begabte wurden den Verlust von Essenz gewahr. Man konnte es ein wenig mit einem Dauerlauf vergleichen. Wer fünfmal um den Block gerannt ist, der fühlt sich auch nicht mehr so frisch wie zu Beginn. Je mehr Essenz ein Magiewirker verlor, desto erschöpfter fühlte er sich anschließend. Bei nicht magiebegabten Wesen war das ebenfalls der Fall, doch jene konnten ihre Erschöpfung nicht klar zuordnen.
Sie nennen es dann einfach Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Depression und ahnen nicht einmal, wie die Wirklichkeit aussieht.
Essenz war in jedem Lebewesen vorhanden. Sie regenerierte sich, jedoch nur langsam. Der totale Verlust an Essenz bedeutete, dass man starb. Das galt für Essenzanwender genauso wie für jedes andere Wesen. Der Unterschied war nur, dass normale Menschen Essenz nicht aktiv lenken konnten und einen beträchtlich geringeren Vorrat davon besaßen. Sie verfügten ausschließlich über Lebensessenz, während Begabte einen zweiten Magiepool innehatten.
„Wie wollen wir weitermachen? Was tun wir jetzt?“, fragte Flint die anderen. Er hoffte, dass einer seiner Kommilitonen sich melden würde, wenn er oder sie den Eindruck gewann, dass sie auf Risiko spielten.
Alle Blicke wandten sich zu Katharina. Diese hob ihr Kinn ein Stück und sah entschlossener zurück als sie sich fühlte.
„Wir werden abwarten. Wenn ich recht habe und der richtige Moment erst noch kommen muss, dann wird sich die Vision von alleine verändern, sobald er eingetreten ist.“
Die anderen nickten zögerlich. Es war Tamara, die sich als Einzige traute, die kritische Frage zu stellen, die einigen von ihnen gekommen war, und Flint war ihr insgeheim sehr dankbar dafür.
„Und was machen wir, wenn dieser Moment, der Augenblick, an dem dann etwas passieren wird, verstreicht und etwas Schlechtes daraus entsteht? Was, wenn du die Vision erhältst, damit du es verhinderst? Was, wenn dieses Etwas , dieses Werkzeug wirklich eine Waffe ist und wir es , was immer es auch sein mag, aufhalten sollen?“
Betretenes Schweigen war die Antwort.
Man kann Tamara nachsagen, was man will, sie hat einen messerscharfen Verstand und ich hoffe, dass er uns allen (und vor allem Katharina) das Leben retten wird.
„Was, wenn wir überhaupt nur aus diesem Grund darauf angesetzt wurden?“, betonte die Wicce nochmals.
Sie hat „wir“ gesagt , bemerkte der Geisterseher. Sollte Tamara uns tatsächlich als Zirkel akzeptiert haben?
Ihm war vor einiger Zeit bereits aufgefallen, dass Tamara sich neuerdings weniger oft von ihnen abseilte. Sie war gesprächiger und kam von sich aus auf die anderen zu. Im Gegensatz dazu entfernte sich Cendrick immer mehr von ihnen. Der Streit beim heutigen Frühstück war nur einer von vielen Indizien dafür.
Und Tamara hat zu Katharina gehalten.
Allein das rechnete er ihr hoch an.
„Der Gedanke ist natürlich beunruhigend“, stimmte Graciano Tamara zu.
„ Beunruhigend ist noch sehr milde gesagt, würde ich meinen“, erwiderte die Hexe.
„Wenn wir an die letzten Visionen von Cat denken, dann verhielt es sich dort aber anders“, entgegnete Linda.
„Was meinst du damit, Benndorf?“, verlangte Tamara ungeduldig zu wissen.
Zugehörigkeitsgefühl oder nicht – sie kann eben nicht aus ihrer Haut.
„Ich meine damit, dass wir bei der letzten Serie von Visionen gesehen haben, wie die WICCA ein Ritual durchführten. Das haben wir auch nicht verhindern können. Es lag ja bereits Jahre zurück.“
Tamara schüttelte den Kopf, sodass ihre Haare zu allen Seiten durcheinanderwirbelten.
„Das war etwas anderes. Wir sollten das Ritual der WICCA selbst
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