Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
sich noch niemand die Mühe gemacht, sich mal dahinterzuklemmen und es herauszufinden?“
Nun erntete er von allen dreien ein hämisches Grinsen. Wie er das hasste!
„Schon in Ordnung, ihr braucht es mir nicht zu sagen. Ich kann auch einfach Cendrick fragen. Der erzählt es mir sicher gerne.“
Das gewünschte Ergebnis stellte sich im Handumdrehen ein. Das Grinsen hatte einem angewiderten Gesichtsausdruck Platz gemacht.
„Jeder Orden hat seine eigenen Methoden, um das Ordenswissen zu schützen und vor den anderen geheim zu halten. Die Hetaeria Magi haben eine eigene kleine Armee aufgestellt. Sie sind komplett ausgerüstet. Stell sie dir einfach wie ein SWAT-Team vor. Der Unterschied ist, dass sie keine Uniformen, sondern teure Designeranzüge tragen“, erklärte Graciano.
„Und was ist mit euch und euren Orden?“
„Ja, auch unsere Familien haben Schwüre abgelegt“, kam es vage von Linda.
„Ihr drei ebenfalls?“
„Nun … nein … noch nicht. Man legt seinen Schwur nach dem Vollenden des 18. Lebensjahres ab.“
„Also habt ihr nichts versprochen!“
„Ja … schon … aber …“ Linda schüttelte energisch den Kopf. „Darüber können wir nicht sprechen! Wir sind über unsere Familien gebunden. Selbst wenn wir es nicht wären, das … das geht einfach nicht!“
Nun fand Valerian das Thema überhaupt nicht mehr spaßig. Der Spieß hatte sich umgedreht. Die drei vor ihm hatten alle ein ach so wichtiges Geheimnis zu hüten und er war der Einzige, der nichts zu melden hatte.
Verdammt! Wie ist das schon wieder passiert?!
Der Montag brach an. Fowler und Foirenston wurden bereits beim Frühstück entdeckt und im Speisesaal machte die Neuigkeit von Tamaras Rückkehr schnell die Runde.
Valerian wurde die Nachricht von Linda überbracht.
„Ich möchte, dass ihr euch wieder vertragt!“, verkündete sie.
Die Züge des Unsterblichen verdüsterten sich.
„Hast du Tollwut? Niemals!“
Leider blieb die blinde Seherin hart. Sie verlange, dass er sich mit der Hexe aussöhne, oder sie wolle nie wieder etwas mit ihm zu tun haben. Es wäre besser für alle Beteiligten, wenn Valerian zeige, dass er der Vernünftigere sei.
Also beschloss er, sich mit Tamara auszusöhnen. Er konnte sie zwar nicht leiden und ihm wäre es nur recht gewesen, wenn sie fort geblieben wäre, doch Linda war nun mal seine Freundin und er hätte sie vermisst, wenn sie ihre Drohung wahrgemacht hätte. Davon abgesehen hieß „aussöhnen“ nicht, dass man ab sofort nett zu der Person sein musste.
Eben! Ist mehr ein angedachter Waffenstillstand.
Valerian hatte den Zeitpunkt zwischen Frühstück und Kursbeginn zum idealen Moment auserkoren, um mit Tamara zu sprechen.
„He, ich habe beim Frühstück gesehen, dass du wieder bei uns bist. Äh … sehr gut! Ich hoffe, dass zwischen uns alles okay ist. Denke, dass wir uns beide dämlich verhalten haben, und … na ja … sind wir quitt?“
Er streckte ihr die Hand entgegen und blickt sie abwartend an.
Tamara blickte erst zu Prof. Lichtenfels, der gerade den Raum betrat, und schüttelte dann mit einem hämischen Grinsen Valerians Hand.
„Jetzt sind wir quitt.“
Valerian kam nicht mehr dazu nachzufragen, worauf sich diese merkwürdige Andeutung bezog, denn das allgemeine Schnell-hinsetzen-um-nicht-störend-bei-Lichtenfels-aufzufallen-Getümmel hatte begonnen und er verzog sich zu seinen Freunden.
„Guten Morgen. Heute möchte ich Ihnen allen ein Produkt größter Kompetenz und mächtigstem Einfallsreichtum vortragen, denn dies darf unter keinen Umständen der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Sicher erinnern Sie sich noch an die schriftliche Ausarbeitung der Herrschaften Benndorf, Maienbach und Wagner. Wie es scheint, hatte Herr Wagner eine besonders kuriose Idee.“
Als Lichtenfels ein Blatt Papier aus seiner Mappe zog, warf Valerian Tamara in schlimmer Vorahnung einen Blick zu. Er fühlte sich von ihrem selbstgefälligen Grinsen bestätigt.
Lichtenfels räusperte sich und begann dann zu lesen: „Zusammenfassung der ersten Stunde in ‚Magische Theorie‘. Von Valerian Wagner: In der ersten Stunde im Kurs ,Magische Theorie‘ befassten wir uns mit Beschwörungen. Beschwörungen sind Sachen mit Dämonen und so. Gemacht wird das, indem man dann halt ’nen Kreis mit ’nem fünfzackigen Stern zeichnet. Am besten mit frischem Blut. Und dann ruft man ganz laut den Namen von Satan, auch Satanas, Luzifer oder Beelzebub genannt. Beschwörer sind böse Menschen und alle fürchten
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