Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Stimmen.
„Ich hatte dich von Anfang an im Auge! Du bist eine Schande für die magiebegabte Welt! Wenn die Hetaeria Magi in Cromwell das Sagen hätten, dann wären Leute wie du hier nicht willkommen!“, gellte Cendricks Stimme durch das Treppenhaus.
Valerian reckte verwundert den Hals. Cendrick klang aufgebracht und verärgert. „Was hat er denn diesmal?“, murmelte der Unsterbliche vor sich hin.
„Keine Ahnung“, gab Linda leise zurück.
„Cendrick, ich möchte mich nicht mit dir streiten …“, versuchte eine männliche Stimme, den Magier zu besänftigen.
„Natürlich nicht! Das ist ja das Problem mit euch Nullen. Ihr habt kein Rückgrat. Hältst mir sicher lieber noch die andere Wange hin, was? Nur zu, meine Faust wird sich freuen!“
Linda lehnte sich zu ihrem Begleiter hinüber und sagte leise: „Das ist Graciano. Ich habe ihn heute Morgen in der Messe bei Pater Ignatius getroffen. Er ist auch ein Wächter des Lichts.“
„Wächter des Lichts?“, erkundigte sich Valerian gedämpft.
„Ja, Custodes Iluminis, der Wächterorden. Genau wie der Pater auch.“
„Und wieso ‚Licht‘?“
„Na, ich vermute mal, Gottes Licht. Keine Ahnung. Ich kenne deren Geschichte nicht.“
„Moment! Du warst in der MESSE?“
„Pssst! Nicht so laut!“, zischte sie zurück.
Sie erreichten nun den ersten Stock und hatten Einblick in die Begebenheiten des Streites. Auf der einen Seite stand Cendrick. Er hatte ein paar Leute um sich geschart und sah sehr wütend aus. Seine Schwester hielt sich mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck dezent im Hintergrund.
Die Gegenpartei war der eben genannte Graciano. Ein braungebrannter, gut aussehender Südländer, dem Pater gar nicht unähnlich. Und neben ihm – Flint.
Wer hätte das gedacht? Kaum lässt man den mal aus den Augen, gibt es Streit!
Besser die Angelegenheit schleunigst klären, ehe sie aus den Fugen geriet.
„He, Cendrick, alter Kumpel! Was ist denn hier los?“, meinte Valerian betont lässig und schlenderte zu dem wutentbrannten Supermodel hinüber.
„Dieser … Penner … mischt sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen!“
Valerian warf zuerst einen Blick auf Graciano und dann wieder zurück zu Cendrick.
„Worum geht’s denn?“
„Dein ‚Freund‘ hier hat meine Schwester auf unflätige Weise angegraben und jetzt entzieht er sich der verdienten Prügel.“
„He, ich kenne Graciano nicht mal!“
„Ich rede von dem Psycho!“
Autsch! Flint gräbt Katharina an? VOR dir? Mach den Kerl platt!
Valerians Blick wurde sofort unfreundlicher. „Flint, hast du sie noch alle?“
„Ich habe sie nicht angegraben!“
„Hat er wirklich nicht“, kam es gleichgültig von hinten. Katharina warf einen gelangweilten Blick auf ihre Fingernägel, während sie sprach.
„Ruhe! Ich kläre das!“, bellte Cendrick dazwischen.
Nun schob sich Linda in den Vordergrund. „Es ist doch mehr als offensichtlich, was hier abgeht. Du suchst nur einen Grund, um auf Graciano herumzuhacken.“
„Misch dich nicht ein, kleine Seherin! Das erledigen hier jetzt die richtigen Männer.“
„Du und ein richtiger Mann? Ha! Ich lach mich gleich tot!“
„Nur zu!“
„Was ist denn hier los?“
Die Worte waren wie ein eisiger Schauer, der die überhitzten Gemüter sofort auf den Nullpunkt herabkühlte. Prof. Lichtenfels war ebenfalls auf den Gang getreten und näherte sich mit gefährlich langsamen Schritten. Seine Haltung war aufrecht und kalt, doch sein Gesicht war von Zorn erfüllt. Sämtliche Parteien beschlossen sofort stillschweigend, dass sie nur gewinnen konnten, wenn sie hier und jetzt einer Meinung waren, oder sie würden alle der aufflammenden Wut des Professors zum Opfer fallen.
„Gar nichts, Professor. Hat sich schon erledigt“, antworteten Cendrick, Flint und Valerian wie aus einem Munde.
Graciano schwieg.
Vermutlich darf er nicht lügen, das Weichei … Na ja, ist auch besser so. Nachher versaut er es noch.
„Ich erwarte, dass hier sofort Ruhe einkehrt! Gehen Sie Ihren Beschäftigungen so leise und unauffällig wie möglich nach und geben Sie mir keinen Grund, noch eine weitere Suspendierung auszusprechen!“
Der warnende Blick ging in erster Linie an Cendrick.
Aha! Da hat wohl jemand Angst, dass dem Hetaeria Magi Schande bereitet wird , dachte Valerian schadenfroh.
Das Grinsen gefror allerdings nur zu schnell wieder, als Lichtenfels’ Blick als Nächstes zu ihm wanderte. Valerian nickte schnell und atmete erleichtert auf, als sich der
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