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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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so erheitert wie er. Ihr Gesicht hatte sich verdüstert und der Appetit auf das Dessert schien wie weggeblasen. Ob sie es ihm geben würde?
    „Du bist also der Ansicht, dass Begabte, die sich intuitiver Magie bedienen, banal sind? Dass es für sie keine Kunst ist, ihre Fähigkeiten zu nutzen, und dass sie keines ausgewogenen Trainings bedürfen, um ihre Gabe einzusetzen?“
    Cendrick schien erst jetzt aufzufallen, dass eine blinde Seherin mit am Tisch saß, und er schaltete sofort auf Prince Charming um.
    „Selbstverständlich gehören Seher nicht zur Kategorie der intuitiven Magiewirker. Das Sehen ist ja eine aktive Kraft, die ein hohes Maß an Konzentration und Talent voraussetzt. Ganz zu schweigen von der hohen moralischen Verantwortung seiner Umgebung gegenüber.“
    Oh Mann, was für ein elender Schleimer!
    Linda ließ sich von diesen Worten etwas besänftigen, auch wenn sie immer noch nicht Cendricks Meinung war. „Alle Magiewirker haben eine hohe moralische Verantwortung, was ihre Gabe angeht. Es ist die Pflicht der älteren Begabten, der jüngsten Generation genügend Wissen zu vermitteln, damit wir unsere Fähigkeiten mit Bedacht einsetzen.“
    Zu ihrer Ausführung schürzte Cendrick nur unbeeindruckt die Lippen. Offenbar sah er sich keiner moralischen Verantwortung unterworfen.
    „Auch jemand, der Telekinese beherrscht, muss mit seiner Kraft sorgsam umgehen. Oder fändest du es lustig, wenn du eines Abends nach Hause kämst und alle Türschlösser wären auf magische Weise verbogen und deine Wohnung ausgeräumt worden? Ganz bestimmt nicht!“, schloss die Seherin.
    „Liebe Linda“, setzte Cendrick in einer honigsüßen Stimme an, „selbstverständlich bedarf es bei jedem Menschen einer moralischen Erziehung, ohne die ein Zusammenleben überhaupt nicht möglich wäre. Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass das Niveau der moralischen Verantwortung mit der Stärke der Kraft einhergeht – und das ist bei jeder magischen Fähigkeit unterschiedlich.“
    „Was ist eigentlich ein Konvent?“, schaltete Valerian sich vorsichtshalber in das Gespräch ein.
    Cendrick schien über diese Gelegenheit, erneut zu glänzen, erfreut, denn er antwortete bereitwillig: „Ein Konvent ist ein regionaler Verbund von Begabten der gleichen … hm … nennen wir es Gattung. Innerhalb Deutschlands gibt es davon sehr viele. Magierkonvente, Hexenkonvente und so weiter. Diese verschiedenen Konvente sind überregional in Orden aufgeteilt. Alle Magierkonvente bilden zusammen einen Magierorden. Wie Fowler schon gesagt hat, gab es 7 große Orden. Natürlich gibt es noch weit mehr, aber hier in Deutschland sind es 7 große gewesen. Jetzt sind es wohl 9. Selbstverständlich achtet jedes Land darauf, dass es eine magische Zahl ist. Meine Familie“, er zeigte mit einer gewichtigen Geste auf seine Brust, „ist schon seit Jahrhunderten Mitglied des Hetaeria Magi.“
    Schweigen. Valerian blinzelte und sah fragend in die Runde.
    „Der Geheimbund des Magus?“, versuchte Cendrick zu verdeutlichen.
    Immer noch keine Reaktion.
    Von der herrschenden Unkenntnis – ganz zu schweigen von dem offenkundigen Desinteresse – enttäuscht, setzte Cendrick zum nächsten erklärenden Redeschwall an: „Der Hetaeria Magi geht auf Simon Magus, auch Simon der Magier, Simon von Samarien oder Simon von Gitta genannt, zurück. Er war ein samaritanischer Gnostiker und lebte um 65 n. Chr. in Rom. Wirklich nie gehört?“
    Valerian, der gedanklich immer noch mit Lindas Dessert beschäftigt war, starrte den anderen ertappt an und schüttelte vorsichtshalber den Kopf.
    Cendrick klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Na, macht nichts! Wir sind ja in einem Kurs – und wie lange war noch die Regelstudienzeit?“ Er zwinkerte ihm vielsagend zu.
    Acht Semester.
    Auf einmal erschien Valerian diese Zeit furchtbar lang und trostlos.
    Vier Jahre lang diese Laberbacke ertragen. Wie ätzend!
    „Aber jetzt muss ich leider los. Wir sehen uns sicher später noch. Kommst du auch mit, Cat?“
    Cendrick hatte sich an seine Schwester gewandt. Die nickte und verabschiedete sich dann von den anderen.
    Linda beugte sich zu Valerian hinüber.
    „Nur fürs Protokoll: Meine Familie gehört der Sapientia Oracularum an. Das heißt übersetzt ‚Die Weisheit der Orakel‘ und geht auf das Orakel von Delphi zurück. Man braucht kein Geschichtsprofessor zu sein, um zu wissen, dass WIR etliche Hundert Jahre älter sind.“
    Sie hatte so energisch gesprochen, dass Valerian

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