Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
für jede Farbe gab es eine positive, reine, und eine negative, unreine, Qualität. Alles zusammen gab Aufschluss über das momentane Charakterbild ihres Gegenübers.
Die Farben des Emotionsspektrums glichen denen des Regenbogens: Rot, Orange, Gelb, Gold, Grün, Blau, Violett, Weiß. Rot stand für Menschen, die dem Materiellen anhafteten. Zugleich zeigte es aber auch eine hohe Aktivität, Tatkraft und Bodenständigkeit. Das Thema Leidenschaft und Sexualität spielte eine große Rolle. Allerdings auch Spott, Ärger, Wut und Streitsucht. Orange deutete auf Gesundheit, Spontaneität, Humor und Lebensfreude hin, während die negative Seite Ich-Bezogenheit und Ruhelosigkeit offenbaren konnte. Gelb war dem Intellekt und erworbenem Wissen zugeordnet. Schien es hell, dann konnte es auf eine hohe Spiritualität, Leichtigkeit und Freude hindeuten. War es jedoch ein schmutziger Gelbton, dann enthüllte es Habgier, Ziellosigkeit und Oberflächlichkeit. Gold stellte die reinste aller Farben dar. Von ihr existierte nur eine gute Variante. Sie versinnbildlichte die bedingungslose Liebe und das Göttliche im Menschen. Sie war überaus selten in einer Aura anzutreffen. Am häufigsten sah man sie bei jungen Eltern, wenn ihr neugeborenes Baby in der Nähe war. Grün repräsentierte die Farbe der Harmonie, der Heilung und aller bejahenden Gefühle gegenüber der Natur (Tierliebe, Liebe zu einem Garten, einer Pflanze). Die abträgliche Form zeigte Gier, Neid und Eifersucht. Blau drückte Einfühlungsvermögen, Religiosität und Mystik aus. Erschien das Blau schmutzig, dann illustrierte es das eigene Unvermögen zum Loslassen, eine Pervertierung der Religiosität und einen Hang zum Dunklen. Fanatiker und Sektenführer zeigten diese schmutzige Version am häufigsten. Violett verkörperte die höhere Stufe des Blaus. Sie kam bei hochsensiblen Menschen mit einer ausgeprägten Spiritualität und einer tiefen Hingabe zum Göttlichen vor. Die ungute Ausprägung verriet die Tendenz zu Tagträumen oder einer krankhaften Ablehnung von allem Materiellen. Weiß veranschaulichte eine hohe Bewusstseinsstufe und hohe Energie. Erleuchtete Menschen zierte viel Weiß in ihrer Aura. Es galt als ein Zeichen für spirituelle Vollkommenheit. Darüber hinaus verband es die positiven Eigenschaften der anderen Farben. Weiß verfügte, genau wie Gold, über keine schlechte Affirmation. Es verkörperte das Beste im Menschen. Wenn es sich mit anderen Farben mischte, so deutete das eine Aufwertung derer an.
Außerdem existierten noch drei Farben, die die Auren am häufigsten verdunkelten: Braun, Grau und Schwarz. Während Braun noch eine positive Seite vorweisen konnte (darin war noch etwas Rot enthalten), gehörten zu Grau und Schwarz nur negative Eigenschaften. Je dunkler, desto stärker. So wie Weiß das Gute, charakterisierte Schwarz das Schlechte im Menschen.
Glücklicherweise war Schwarz ein Zustand, den man praktisch nie antraf. Solch ein Mensch hätte abgrundtief böse sein oder mit dunklen Mächten im Bunde stehen müssen.
Magiebegabte besaßen noch eine weitere Farbe. Die Farbe der Magie war wunderschön, wenn auch schwer zu beschreiben. Sie glich dem hellen Türkisblau eines Aquamarin, das sich in einem weißen Kristall brach und sich in einem prächtigen Kaleidoskop an Blautönen darstellte. Dabei war der Farbton nie gleichmäßig, sondern schien zu pulsieren, wie das Pochen eines Herzens – lebendig – magisch. Je stärker die Kraft und die Fähigkeit, diese zu nutzen, desto heller erstrahlte es. Diese Farbe wurde „Color Magicus“ oder „Color Micare“ genannt, weil sie auf magische Weise funkelte und strahlte. Aus pragmatischen Gründen wurde jedoch meist nur „Color“ gesagt.
Jeder Mensch hatte eine so genannte Grundfarbe, die darüber Aufschluss gab, wie er am häufigsten dachte und fühlte. Daran erkannte Linda ihre Mitmenschen. Darüber hinaus gab es bestimmte flüchtigere Farbkomplexe, die die momentane Stimmung der Person verrieten. Es war gleichermaßen ein Segen und ein Fluch, die Aura anderer Wesen (denn nicht nur Menschen besaßen Auren) lesen zu können. Jede Notlüge und Halbwahrheit war sofort offenkundig. Linda konnte man nicht vormachen, sie zu mögen. Sie sah es unmittelbar. Die Fähigkeit, andere zu durchschauen, hatte ihr als Kind nur wenige Freunde eingebracht. Sie hatte still darunter gelitten und akzeptieren gelernt, dass Menschen keine Heiligen waren. In Flint sah sie einen Leidensgenossen. Vielleicht hatte er nicht
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