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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren sich einig, dass es sich nicht um ein natürliches Geschöpf handelte.
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    Ich muss gestehen, dass ich nichts von alldem verstehe, Chaven«, sagte Ferras Vansen kopfschüttelnd. »Götter, Halbgötter, Monster, Wunder ... und jetzt auch noch Spiegel! Ich dachte, Hexerei sei eine Sache von Giften und dampfenden Kesseln.«
    Das Lächeln des Arztes wirkte etwas gezwungen. »Wir sprechen nicht von Hexerei, Hauptmann, sondern von
Wissenschaft«,
sagte er. »Der Unterschied ist, dass hierbei gelehrte Männer durch Beobachtung Regelhaftigkeiten erkennen und sie anderen gelehrten Männern mitteilen, damit auf diese Weise ein Wissenskorpus entsteht. Und darum brauche ich Eure Hilfe. Bitte erzählt es mir noch einmal.«
    »Ich habe Euch alles erzählt, woran ich mich erinnern kann. Ich bin in Große Tiefen ins Dunkel gefallen. Bin gefallen und gefallen, lange Zeit. Dann war es, als ob ich schliefe und träumte. Ich erinnere mich nur an Fetzen dieser Träume, und die habe ich Euch geschildert. Dann bin ich aus dem Dunkel hinausgegangen — ja, an diesen Teil erinnere ich mich sehr genau. Ich bin ins Dunkel gefallen, aber hinaus bin ich auf eigenen Beinen gegangen. Ich befand mich mitten in Funderlingsstadt — obwohl ich das natürlich zuerst nicht wusste, da ich ja noch nie dort gewesen war.«
    »Aber Ihr standet auf dem Spiegel, ist das richtig? Dem großen Spiegel, der die Statue des Gottes der Funderlinge widerspiegelt, das Abbild desjenigen, den sie den Herrn des Heißen Nassen Steins nennen — Kernios für uns Trigonatsgläubige?«
    Vansen wurde allmählich müde und verstand nicht, warum Chaven so viele Fragen dazu stellte, wie er in den Midlanfels zurückgekehrt war. Hatte er das nicht alles schon am ersten Tag erzählt?
    »Ich stand auf dem Spiegel, ja. Ich wusste nicht, dass ihn die Funderlinge anders nennen, aber es ist eindeutig eine Darstellung des Kernios. Wenn ich mir's recht überlege, war es das, was dieses einäugige Monster Kituyik von Anfang an vorhatte — er wollte eine Tür zum Haus des Kernios öffnen, was immer das heißen sollte. Aber ich habe in der Situation selbst nicht groß darüber nachgedacht, weil ich rasch merkte, dass ich andere Sorgen hatte.« Er lächelte leise. »Eine Horde Funderlinge zum Beispiel, bewehrt mit allen möglichen scharfen und spitzen Gegenständen. Und wenn ich mich recht erinnere, wart Ihr ihr Anführer, Chaven, also kann ich Euch von da an nichts erzählen, was Ihr nicht schon wüsstet.«
    »In gewisser Weise ergibt das alles einen Sinn«, sagte der Arzt langsam und nachdenklich, als hätte er Vansens letzte Worte gar nicht gehört. Ja, es hatte ausgesehen, als hätte er ab dem Moment nicht mehr zugehört, da Vansen das Haus des Kernios erwähnte. »Vielleicht war da ja ein anderer Spiegel im Dunkel der Stollen von Große Tiefen, wo Ihr hinabgefallen seid«, sinnierte er, »oder etwas, das ebenso funktionierte — wir haben keine Ahnung von all dem Wissen, das die Qar noch immer besitzen oder das die Götter einst mit ihnen geteilt haben.« Chaven begann, im Refektorium auf und ab zu gehen, einem der wenigen Orte im Tempel der Metamorphose-Brüder — außer der heiligen Kapelle selbst —, der so groß war, dass die beiden normalwüchsigen Männer aufrecht stehen und sich ungehindert bewegen konnten. »Und am anderen Ende ein heiliger Ort in Funderlingsstadt — ebenfalls dem Gott geweiht, unter einem anderen Namen zwar, aber dennoch. Als ob ein und dasselbe Haus eine Tür nach Eion hätte, und eine zum sonnigen Xand!«
    »Ich kann Euch schon wieder nicht folgen, Doktor.« Ferras Vansen konnte nur eine gewisse Zeit damit zubringen, über solche Dinge zu reden, nachzudenken, zu spekulieren. Er war schließlich Soldat — sein Land war in Gefahr, und es trieb ihn, etwas dagegen zu unternehmen.
    »Aber, bitte, vergeudet Eure Kraft nicht darauf, es mir erklären zu wollen. Für so etwas bin ich zu schlicht.«
    »Ihr unterschätzt Eure Intelligenz, Hauptmann, wie immer.« Chaven lachte. »Die Frage ist: Habt Ihr Euch selbst überzeugt? Kümmert Euch nicht um mich. Ich habe viel nachzudenken, ehe ich auch nur anfangen kann, aus alldem irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Das Schreckliche ist, dass Bruder Okros einer der Besten in dieser Materie war und es mich danach verlangt, dies alles mit ihm zu besprechen und seine Meinung dazu zu hören, während ein anderer Teil von mir ihm am liebsten das Herz aus dem Leib

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