Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
lachen.

    »Dann wollt Ihr also sagen, es ist
unmöglich,
Funderlingsstadt zu verteidigen?«, fragte Vansen.
    »Nein, Hauptmann«, sagte Zinnober. »Aber das hier ist keine befestigte Stadt wie Südmarksburg über uns. Je weiter man nach Funderlingsstadt hineinkommt, desto mehr Straßen sind zu verteidigen. Dutzende!«
    »Dann sollten wir den Tempel selbst verteidigen«, sagte Chert.
    »Was soll der Unsinn, Blauquarz?« Nickel mochte Chert ebenso wenig wie Chert ihn, so viel war klar. »Das hier ist eine heilige Stätte, kein Schlachtfeld.«
    »Ein Schlachtfeld ist da, wo eine Schlacht stattfindet, Bruder Nickel«, erklärte Zinnober. »Wir versuchen zu verhindern, dass der Tempel der Metamorphose-Brüder und Funderlingsstadt Schlachtfelder werden. Jedenfalls glaube ich, dass es das ist, was Chert sagen will.«
    »Mehr oder weniger.« Der kleine Mann sah sich um, als wäre ihm die ganze Aufmerksamkeit plötzlich unbehaglich. »Aber es ist doch so: Die alten Straßen, derer sich die Zwielichtler wohl am ehesten bedienen werden, die Straßen unter der Bucht, vom Festland herüber, führen am Tempel vorbei, lange bevor sie die Stadt erreichen. Und nicht nur das, diese Straßen und jene, die an sie anschließen, beginnen direkt über uns, sich zu gabeln, sodass am Rand der Stadt aus den ursprünglich nur wenigen Zugangswegen fast hundert mehr geworden sind — viel zu viele, um sie zu verteidigen.«
    »Und wenn wir sie blockieren?«, fragte Vansen. »Stein habt ihr doch, bei den Göttern, genug. In Große Tiefen habe ich gesehen, wie Kituyiks Sklaven Schießmehl benutzten ...«
    Zinnober schüttelte den Kopf. »Sprengpulver nennen wir es. Ja, das haben wir, und Stein auch, aber man müsste ein Jahr lang Steine brechen und bräuchte zehnmal so viele Männer wie wir haben, um alle Zugangswege nach Funderlingsstadt zu blockieren. Von der Stadt aus gibt es Straßen zu einem halben Dutzend verschiedener Steinbrüche und Süßwasserbassins und einem Dutzend äußerer Wohnviertel, mal ganz abgesehen von den natürlichen Kavernen und Gängen, die wir noch nicht ausgebaut haben. Die müssten wir alle hermetisch verschließen.« Er seufzte. »Chert hat recht. Wenn die Zwielichtler Sturmsteins Straßen unter der Bucht hindurch nehmen, müssen wir sie hier aufhalten, wo wir die Zahl der Zugangswege nach Funderlingsstadt auf einige wenige beschränken können, oder wir werden sie gar nicht aufhalten.«
    »Ihr könnt doch nicht ernsthaft beabsichtigen, aus dem Tempel ein Heerlager zu machen?«, setzte Nickel an, doch ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach ihn, und der kräftige junge Bruder Antimon kam herein, rot im Gesicht. »Verzeiht, Ihr Herren, verzeiht mir? Es ist nur ... einige der Brüder ... da war ... sie haben Geräusche gehört ...«
    Zinnober zog eine Augenbraue hoch. »Wovon, beim tödlichen Steinschlag, redet Ihr, Bursche? Was für Geräusche? Wo? Und warum sollten sie keine Geräusche hören?«
    Antimon tat sein Bestes, seine Gedanken zu sammeln. »Bei den Bohrlöchern in den Äußeren Hallen, Magister — einer Gruppe von Höhlenzellen, die durch Gänge verbunden sind, draußen hinter den äußersten Tempelgärten. Einige Novizen hörten Stimmen aus der Tiefe heraufdringen und schickten jemanden, um es uns zu melden.«
    »Warum sind sie nicht zuerst zu mir gekommen?«, wollte Nickel wissen.
    Zinnober bedeutete dem älteren Mönch mit einer Handbewegung, still zu sein.
    »Ich verstehe die Beunruhigung nicht recht, Bruder Antimon. Sie fasten doch, diese Novizen? Man hört und sieht doch häufig Dinge, wenn der Magen lange Zeit leer ist.«
    Antimon beugte den Kopf, sprach jedoch unbeirrt weiter. »Ja, Magister. Sie fasten, und sie hören und sehen Dinge. Aber mehrere von ihnen haben dasselbe gehört, Stimmen, die flüsterten wie der Wind, und diese Stimmen sprachen keine Sprache, die die Novizen kannten.«
    Chert beugte sich vor. »Antimon, haben diese Gänge irgendwo Verbindung zu Sturmsteins Straßen?«
    Antimon nickte. »Jenseits der Bohrlöcher, ja, gewiss, Magister Blauquarz. Die Schwarzlampenstraße verläuft unterhalb der Zellen, und nach der beginnen dann Sturmsteins Straßen.«
    »Wenn also die Zwielichtler ... die Qar ... beschlossen hätten, vom Festland den Weg unter der Bucht hindurch zu nehmen, wäre das eine Richtung, aus der sie kommen könnten«, sagte Vansen.
    »Und wir haben noch nicht einmal begonnen, die Straßen hier um den Tempel herum zu sichern«, sagte Zinnober finster. »Felsriss und

Weitere Kostenlose Bücher