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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mädel, und tragt die Kleider, als
wärt
Ihr die Figur?«
    Briony musste unwillkürlich lächeln. »Ich glaube, ich hab's verlernt.«
    Der lüsterne Nevin Kennit betrachtete sie ebenfalls staunend. »Bei den Göttern, es ist wirklich wahr. Welch ein Gedanke — wenn ich mich nur etwas mehr bemüht hätte, hätte ich eine leibhaftige Prinzessin pudern können!«
    Estir Makswell schnappte nach Luft. Ihr Bruder Pedder fiel von der Bank, und zwei Wachen senkten die Hellebarden, für den Fall, dass dies der Beginn eines allgemeinen Aufruhrs war. »Heilige Zoria, bewahre uns!«, rief Estir heiser und starrte auf die scharfen Hellebardenblätter. »Kennit, du Narr, du bringst uns noch alle aufs Schafott?«
    Briony musste innerlich lächeln, hatte aber das Gefühl, vor Jino und den Wachen keinen allzu vertrauten Umgang mit den Schauspielern an den Tag legen zu dürfen. »Seid versichert, dass, sollte ich empört sein, allein Kennit den Preis für seine unbezähmbare Zunge zu zahlen hätte.« Sie sah den Stückeschreiber streng an. »Und wenn ich die Anklageschrift gegen ihn verläse, würde ich damit beginnen, wie er einmal meinen Bruder und mich ›die Zwillingswelpen, gezeugt vom Windspiel Dünkel mit der läufigen Hündin Dummheit' nannte. Oder vielleicht auch mit seiner Äußerung über meinen verschleppten Vater, er sei ›Ludis Drakavas königliches Arschspielzeug‹. Ich denke doch, jeder dieser Punkte würde genügen, um den Scharfrichter seines Amtes walten zu lassen.«
    Nevin Kennit stöhnte etwas zu laut, um einen überzeugenden reuigen Sünder zu geben — der Mann war entweder ziemlich furchtlos oder vom jahrelangen Trinken abgestumpft. »Seht ihr?«, wandte er sich an seine Gefährten. »Das hat man von Jugend und Nüchternheit. Ihr Gedächtnis ist entsetzlich gut. Welch Fluch, nie auch nur die kleinste törichte Bemerkung zu vergessen. Hoheit, ich bemitleide Euch.«
    »Ach, haltet den Mund, Kennit«, sagte Briony. »Ich werde Euch nicht für Dinge zur Verantwortung ziehen, die Ihr gesagt habt, als Ihr nicht wusstet, wer ich bin, aber Ihr seid nicht halb so charmant oder brillant, wie Ihr Euch einbildet.«
    »Danke, Hoheit.« Der Stückeschreiber und Schauspieler deutete eine Verbeugung an. »Da ich eine recht hohe Meinung von mir habe, belässt mir das immer noch ein formidables Maß an Charme.«
    Briony konnte nur den Kopf schütteln. Sie wandte sich an Dowan, den sanften Riesen, den sie besonders gern hatte. »In Wahrheit bin ich nur gekommen, um mich von euch allen zu verabschieden. Ich werde mein Bestes tun, damit sie Finn bald freilassen.«
    »Dann ist es also wirklich wahr?«, fragte Dowan Birk. »Ihr seid wirklich ... die, von der sie sagen, dass Ihr's seid, Fräulein? Hoheit?«
    »Ich fürchte ja«, sagte sie. »Ich wollte Euch nicht belügen, aber ich hatte Angst um mein Leben. Ich werde nie vergessen, wie freundlich Ihr zu mir wart.« Sie wandte sich an die übrigen und brachte selbst für Estir ein Lächeln auf. »Ihr alle. Ja, selbst Meister Kennit, obwohl in seinem Fall die Freundlichkeit mit Lüsternheit und der unerschöpflichen Begeisterung für den Klang seiner eigenen Stimme gepaart war.«
    »Ha!« Pedder Makswell rappelte sich wieder hoch, jetzt schon besserer Dinge. »Wieder ein Treffer für sie, Kennit.«
    »Was kümmert's mich«, sagte der Stückeschreiber obenhin. »Wo doch die Herrscherin aller Südmärker erklärt hat, dass ich die Hälfte des Charmes des charmantesten Mannes der Welt mein eigen nenne.«
    »Aber ich bin nicht die Herrscherin aller Südmärker.« Briony sah zu Erasmias Jino hinüber, der der gesamten Vorstellung mit einem höflichen Lächeln gefolgt war, wie ein Theaterzuschauer, der am Vorabend Besseres gesehen hatte. »Und deshalb dürft ihr nicht dorthin zurück — noch nicht.« Sie wandte sich an den syanesischen Adligen: »Die Nachricht, dass ich hier bin, wird doch nach Südmark gelangen?«
    Er zuckte die Achseln. »Wir werden es nicht geheim halten — wir stehen nicht im Krieg mit Eurem Land, Prinzessin. Ja, uns hat man gesagt, Tolly schütze nur den Thron bis zur Rückkehr Eures Vaters ... oder wohl auch der Euren.«
    »Das ist gelogen. Er wollte mich töten.«
    Jino hob die Hände. »Sicher habt Ihr recht, Prinzessin Briony. Aber es ist ... kompliziert.«
    »Seht ihr?«, fragte sie jetzt wieder die Schauspieler. »Deshalb müsst ihr hier in Tessis bleiben, zumindest, bis ich genauer weiß, was ich tun werde. Spielt eure Stücke. Ich fürchte allerdings, für

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