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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Rolle der Zoria werdet ihr euch eine andere Schauspielerin suchen müssen.« Sie lächelte wieder. »Es dürfte gewiss nicht schwer sein, eine bessere zu finden.«
    »Eigentlich fand ich, Ihr macht Euch ganz gut«, erklärte Feival. »Nicht so gut, dass sie mich vergessen würden, Zosim und den anderen Göttern sei Dank, aber doch ganz ordentlich.«
    »Was er sagt, stimmt«, pflichtete ihm Dowan Birk bei. »Ihr könntet immer noch eines Tages eine große Schauspielerin werden, wenn Ihr nur ein wenig daran arbeiten würdet.« Er sah sich um und wurde rot, als die anderen lachten.
    Briony aber lachte nicht. Es gab ihr einen Stich, ihn so reden zu hören, als könnte es für sie ein Leben geben, in dem alles anders wäre, eins, das sie leben könnte, wie sie wollte — denn das war ganz und gar unmöglich. »Dank Euch, Dowan.« Sie erhob sich. »Habt keine Sorge — wir werden bald eine Unterkunft für euch finden.« Und bis dahin konnte Briony die Schauspieler in ihrer Nähe behalten und über die Idee nachdenken, die ihr gekommen war. »Also, lebt wohl bis zu unserem nächsten Treffen.«
    Als die Schauspieler von zwei Wachen hinausgeführt wurden, löste sich Kennit aus dem Grüppchen und kam noch einmal zu Briony zurück. »Um ehrlich zu sein«, flüsterte er, »in dieser Rolle gefallt Ihr mir besser, Kind. Ihr spielt den Part einer Herrscherin höchst überzeugend. Bleibt dabei, und ich prophezeie Euch glänzende Kritiken.« Er gab ihr einen flüchtigen, von Weindunst begleiteten Kuss — wie war er an Wein gekommen, fragte sie sich, hier in König Enanders Gewahrsam? —, ehe er den anderen nach draußen folgte.
    »Nun denn«, sagte Jino, »das war ja alles höchst ... interessant. Irgendwann müsst Ihr mir erzählen, wie es ist, mit solchen Leuten zu reisen. Doch jetzt erwartet Euch eine gehobenere Vorstellung — eine Hofsondervorstellung, könnte man sagen.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie verstand, was er meinte. »Der König?«
    »Richtig, Hoheit. Seine erhabene Majestät, der König von Syan, wünscht Euch zu sehen.«

    Briony wäre unter den ersten gewesen, die zugaben, dass der Thronsaal zu Hause in Südmark zwar würdevoll und beeindruckend war, doch keineswegs ehrfurchtgebietend. Die Decke zierten kostbare alte Steinmetzarbeiten, aber die waren in dem dunklen Raum schwer zu erkennen, außer an Festtagen, wenn alle Kerzen brannten. Der Saal war hoch, doch nur im Vergleich zu den übrigen Räumen der Burg — in vielen vornehmen Häusern der Markenlande gab es höhere Säle. Und die Buntglasfenster, die einst ihre kindliche Vorstellung vom Himmel geprägt hatten, waren noch nicht mal so schön wie die des großen Trigonatstempels in der äußeren Befestigungsanlage, jenseits des Rabentors. Dennoch hatte Briony immer geglaubt, ihr Zuhause könne sich nicht groß von den anderen Herrscherpalästen Eions unterscheiden. Ihr Vater war schließlich König, und sein Vater und Großvater waren ebenfalls Könige gewesen — die Herrscherlinie ging viele Generationen zurück. Viel prächtiger konnten die Monarchen von Syan, Brenland und Perikal auch nicht leben, hatte sie gedacht. Doch hier im berühmten Weithallpalast waren ihr diese Illusionen schnell genommen worden.
    Seit ihrer Gefangennahme, seit dem Moment, da die von Soldaten umgebene Kutsche das Fallgitter und das Tor passiert hatte und in den Palasthof eingefahren war, fühlte sie sich wie ein dummes Kind. Wie hatte sie je glauben können, ihre Familie sei etwas anderes als schlichter Provinzadel — genau wie die stumpfsinnigen ländlichen Barone an ihrem Hof, über die sie und Barrick sich immer lustig gemacht hatten? Und jetzt stand sie neben Jino hier im Thronsaal, dem riesigen Raum, der jahrhundertelang das Herz des gesamten Kontinents gewesen war und immer noch das Machtzentrum eines der mächtigsten Länder der Welt war, und ihre naive Anmaßung von einst steckte ihr in der Kehle wie ein Hühnerknochen.
    Allein schon die Größe des Weithall-Thronsaals! Er war doppelt so hoch wie der größte Tempel Südmarks, die Decke bemalt und mit so wundervollen, bis ins kleinste Detail meisterlich gestalteten Steinreliefs geschmückt, als hätte ein ganzes Funderlingsvolk hundert Jahre daran gearbeitet. (Und genau so verhielt es sich auch, wie sie später herausfinden sollte, nur dass die Syanesen ihr Kleines Volk
Kallikan
nannten.) Jedes der in leuchtenden Farben prangenden Fenster wirkte so groß wie das Basiliskentor zu Hause in Südmark, und es waren

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