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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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der Stelle!«
    »Ich habe diese Worte gesagt; aber ich habe Kindern nichts Böses getan,« sagte Stawrogin, aber erst nach sehr langem Stillschweigen.
    Er war blaß geworden, und seine Augen glühten.
    »Aber Sie haben es gesagt!« fuhr Schatow herrisch fort, ohne seine funkelnden Augen von ihm abzuwenden. »Ist es wahr, daß Sie gesagt haben, Sie wüßten hinsichtlich der Schönheit keinen Unterschied zwischen einer wollüstigen, tierischen Handlung und irgendwelcher Großtat, selbst wenn sie in der Hingabe des Lebens für die Menschheit bestehe? Ist es wahr, daß Sie gefunden haben, an beiden Polen sei die Schönheit gleich groß und der Genuß identisch?«
    »Auf eine solche Frage zu antworten ist mir nicht möglich ... ich will nicht darauf antworten,« murmelte Stawrogin, der sehr wohl hätte aufstehen und weggehen können, aber trotzdem nicht aufstand und nicht wegging.
    »Ich weiß ebenfalls nicht, warum das Böse häßlich und das Gute schön ist; aber ich weiß, warum das Gefühl für diesen Unterschied sich bei Herren von Ihrer Art verwischt und verliert,« setzte ihm Schatow, der am ganzen Leibe zitterte, noch weiter hartnäckig zu. »Wissen Sie, warum Sie sich damals so schmählich und unwürdig verheiratet haben? Gerade deshalb, weil da die Schande und die Sinnlosigkeit bis zur Genialität gingen! Oh, Sie schlendern nicht vom Rande des Abgrundes hinweg, sondern stürzen sich kühn kopfüber hinab. Sie haben sich verheiratet aus Leidenschaft für die Selbstquälerei, aus Leidenschaft für Gewissensbisse, aus seelischer Wollust. Ihr Nervensystem war zerrüttet. Die gesunde Vernunft herauszufordern, das erschien Ihnen sehr reizvoll! Stawrogin und eine häßliche, lahme, schwachsinnige, bettelarme Frauensperson! Als Sie den Gouverneur ins Ohr bissen, haben Sie da ein Gefühl der Wollust gehabt? Ja? Sie müßig umherbummelndes Herrchen, haben Sie dabei ein solches Gefühl gehabt?«
    »Sie sind ein Psychologe,« versetzte Stawrogin, der immer blasser geworden war, »wiewohl Sie sich über die Beweggründe zu meiner Ehe teilweise geirrt haben ... Wer könnte Ihnen übrigens all diese Nachrichten geliefert haben?« fügte er mit erzwungenem Lächeln hinzu. »Etwa Kirillow? Aber der war nicht beteiligt ...«
    »Sie sind ja ganz blaß geworden?«
    »Was wollen Sie denn aber eigentlich von mir?« fragte Nikolai Wsewolodowitsch, der jetzt endlich ebenfalls die Stimme erhob. »Ich habe nun eine halbe Stunde lang unter Ihren Peitschenhieben dagesessen, und Sie könnten mich wenigstens in höflicher Form entlassen ... wenn Sie wirklich keinen vernünftigen Zweck damit verfolgen, daß Sie so mit mir umgehen.«
    »Einen vernünftigen Zweck?«
    »Ohne Zweifel. Sie waren mindestens verpflichtet, mir endlich Ihren Zweck anzugeben. Ich habe immer darauf gewartet, daß Sie das tun würden, habe aber bei Ihnen nichts als wütende Bosheit gesehen. Ich bitte Sie nun, mir das Tor zu öffnen.«
    Er stand vom Stuhle auf. Schatow eilte wie ein Rasender hinter ihm her.
    »Küssen Sie die Erde, tränken Sie sie mit Tränen, bitten Sie um Verzeihung!« schrie er und packte ihn an der Schulter.
    »Ich habe Sie aber doch an jenem Vormittage nicht totgeschlagen ... sondern ich habe beide Arme auf den Rücken genommen ...« sagte Stawrogin beinah schmerzlich mit niedergeschlagenen Augen.
    »Sprechen Sie alles aus, sprechen Sie alles aus! Sie sind hergekommen, um mich vor einer Gefahr zu warnen; Sie haben mich reden lassen; Sie wollen morgen Ihre Ehe öffentlich bekannt geben! ... Ich sehe Ihnen ja am Gesichte an, daß ein schrecklicher neuer Gedanke Sie niederdrückt ... Stawrogin, warum bin ich dazu verurteilt, lebenslänglich an Sie zu glauben? Könnte ich etwa mit anderen so reden? Ich bin keusch, habe mich aber meiner Nacktheit nicht geschämt, weil ich mit Stawrogin sprach. Ich habe mich nicht gescheut, einen großen Gedanken durch meine Berührung zu karikieren, weil mein Zuhörer Stawrogin war ... Und wenn Sie werden fortgegangen sein, werde ich sicherlich Ihre Fußspuren küssen! Ich kann Sie mir nicht aus dem Herzen reißen, Nikolai Stawrogin!«
    »Es tut mir leid, daß ich Sie nicht lieben kann, Schatow,« erwiderte Nikolai Wsewolodowitsch kalt.
    »Ich weiß, daß Sie das nicht können, und ich weiß, daß Sie nicht lügen. Hören Sie, ich kann alles in Ordnung bringen: ich werde Ihnen einen Hasen verschaffen!«
    Stawrogin schwieg.
    »Sie sind ein Atheist, weil Sie ein Herrensohn sind, im höchsten Grade ein Herrensohn. Sie haben

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