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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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strublig, klein von Wuchs, breitschulterig, hatte dicke Lippen, sehr dichte, überhängende, hellblonde Augenbrauen, eine finstere Stirn und einen unfreundlichen, hartnäckig auf den Boden gerichteten Blick, als ob er sich über etwas schämte. Unter seinem Haare gab es einen Büschel, der sich absolut nicht glattkämmen ließ und immer in die Höhe stand. Er war ungefähr siebenundzwanzig oder achtundzwanzig Jahre alt. »Ich wundere mich nicht mehr darüber, daß seine Frau von ihm weggelaufen ist,« bemerkte Warwara Petrowna einmal, nachdem sie ihn aufmerksam betrachtet hatte. Er bemühte sich trotz seiner außerordentlichen Armut, sich sauber zu kleiden. An Warwara Petrowna wandte er sich auch jetzt nicht um Hilfe, sondern schlug sich durch mit dem, was ihm der Zufall an Verdienst zuführte; auch bei Kaufleuten war er tätig. Einmal war er Verkäufer in einem Laden; dann sollte er auf einem mit Waren beladenen Dampfschiffe als Gehilfe des Faktors wegfahren, wurde aber unmittelbar vor der Abfahrt krank. Man kann sich schwer eine Vorstellung davon machen, eine wie arge Armut er zu ertragen imstande war, ohne an sie überhaupt zu denken. Warwara Petrowna schickte ihm nach seiner Krankheit heimlich und anonym hundert Rubel. Er erfuhr indes das Geheimnis, überlegte, was er tun sollte, nahm das Geld an und ging zu Warwara Petrowna, um sich zu bedanken. Diese empfing ihn mit freundlicher Wärme; aber auch jetzt täuschte er schmählich ihre Erwartungen: er blieb nur fünf Minuten sitzen, während welcher Zeit er schwieg, stumpfsinnig zu Boden blickte und dumm lächelte; dann plötzlich stand er an der interessantesten Stelle des Gespräches auf, ohne zu Ende zu hören, was sie sagte, verbeugte sich schief und ungeschickt, schämte sich furchtbar, stieß an ihren Nähtisch an, warf dieses kostbare, mit eingelegter Arbeit verzierte Möbelstück um, so daß es zerbrach, und ging, halbtot vor Beschämung, weg. Liputin schalt ihn nachher heftig dafür aus, daß er diese hundert Rubel, als eine Gabe seiner ehemaligen Gutsherrin und Despotin, nicht mit Verachtung zurückgewiesen und nicht nur angenommen hatte, sondern sogar noch hingegangen war, um sich zu bedanken. Er lebte einsam am Rande der Stadt und sah es nicht gern, wenn jemand zu ihm kam, mochte es sogar einer von uns sein. Zu den abendlichen Zusammenkünften bei Stepan Trofimowitsch erschien er regelmäßig und las dort Zeitungen und Bücher.
    Zu diesen Abenden erschien auch noch ein junger Mensch, ein gewisser Wirginski, ein hiesiger Beamter, der einige Ähnlichkeit mit Schatow hatte, wiewohl er anscheinend in jeder Hinsicht das volle Gegenstück zu ihm war; aber auch er war »Ehemann«. Er war ein kümmerlicher, außerordentlich stiller junger Mensch, übrigens schon ungefähr dreißig Jahre alt, mit einer nicht unbeträchtlichen Bildung, die er sich größtenteils selbst angeeignet hatte. Er war arm, verheiratet, und unterhielt eine Tante und eine Schwester seiner Frau. Seine Frau, sowie auch die übrigen Damen der Familie, hatten die extremsten Ansichten; aber alles kam bei ihnen etwas grob heraus; gerade hier konnte man sagen, daß »die Idee auf die Straße geraten war«, wie sich Stepan Trofimowitsch einmal bei anderem Anlaß ausgedrückt hatte. Diese Damen hatten alles aus Büchern geschöpft, und auf den ersten Wink aus den fortschrittlichen Konventikeln der Residenz waren sie bereit, jede beliebige ältere Anschauung, die sie noch hatten, aus dem Fenster zu werfen, wenn man ihnen dazu riet. Madame Wirginskaja übte bei uns in der Stadt den Beruf einer Hebamme aus; in ihrer Mädchenzeit hatte sie lange in Petersburg gelebt. Wirginski selbst war von einer Reinheit des Herzens, wie man sie selten findet, und selten ist mir ein ehrlicheres Feuer der Seele vorgekommen. »Niemals, niemals werde ich diese leuchtenden Hoffnungen aufgeben,« sagte er zu mir mit strahlenden Augen. Über diese »leuchtenden Hoffnungen« sprach er immer ruhig, mit einem Wonnegefühl, beinah flüsternd, als ob es sich um ein Geheimnis handelte. Er war von ziemlich großer Statur, aber sehr dünn und in den Schultern schmal, und hatte recht spärliches Haar von rötlicher Färbung. Alle hochmütigen Spöttereien Stepan Trofimowitschs über einige seiner Ansichten nahm er mit Sanftmut hin und gab ihm manchmal mit großem Ernste Erwiderungen, durch die er ihn nicht selten verblüffte. Stepan Trofimowitsch verkehrte mit ihm freundlich, wie er sich denn uns allen gegenüber eines väterlichen

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