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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Jakowlewitsch; ja sie sahen auch durch Lorgnetten, Pincenezs und sogar durch Operngläser nach ihm hin; wenigstens benutzte Ljamschin ein solches. Semjon Jakowlewitsch überschaute sie ruhig und lässig mit seinen kleinen Augen.
    »Liebäugler, Liebäugler!« rief er halblaut mit seiner heiseren Baßstimme.
    Die Unsrigen fingen alle an zu lachen: »Was heißt das: Liebäugler?« Aber Semjon Jakowlewitsch versank in Schweigen und aß seine Kartoffeln weiter. Endlich wischte er sich mit einer Serviette den Mund, und es wurde ihm Tee gereicht.
    Er trank den Tee gewöhnlich nicht allein, sondern ließ auch den Besuchern welchen eingießen, aber bei weitem nicht einem jeden; gewöhnlich bezeichnete er selbst denjenigen von ihnen, der beglückt werden sollte. Diese Anordnungen überraschten immer dadurch, daß sie völlig unberechenbar waren. Manchmal befahl er mit Übergehung der Reichen und Vornehmen, einem Bauer oder einer hinfälligen alten Frau Tee zu reichen; ein andermal überging er die geringen Leute und bedachte irgendeinen wohlgenährten, reichen Kaufmann. Der Tee wurde auch in verschiedener Weise gereicht; die einen erhielten ihn mit Zucker darin; anderen wurde ein Stück Zucker zum Abbeißen dazugelegt; wieder andere bekamen ihn ganz ohne Zucker. Diejenigen, die diesmal beglückt wurden, waren der fremde Mönch, der ein Glas Tee mit Zucker darin erhielt, und der alte Wallfahrer, dem er ganz ohne Zucker gegeben wurde. Dagegen wurde dem dicken Mönche aus unserem Kloster, dem mit der Sammelbüchse, aus unverständlichem Grunde überhaupt kein Tee gereicht, obgleich dieser bisher täglich sein Glas erhalten hatte.
    »Semjon Jakowlewitsch, sagen Sie mir doch etwas; ich habe schon so lange gewünscht, Ihre Bekanntschaft zu machen,« sagte in singendem Tone, lächelnd und die Augen ein wenig zusammenkneifend, die elegante Dame aus unserem Wagen, die vorhin bemerkt hatte, daß man keine Zerstreuung von der Hand weisen dürfe, wenn sie nur interessant sei.
    Semjon Jakowlewitsch blickte gar nicht nach ihr hin. Der kniende Gutsbesitzer seufzte laut und tief, so daß es klang, wie wenn ein großer Blasebalg angehoben und niedergedrückt wurde.
    »Mit Zucker darin!« befahl Semjon Jakowlewitsch plötzlich, auf den Kaufmann mit den hunderttausend Rubeln weisend.
    Dieser trat nach vorn und stellte sich neben den Gutsbesitzer.
    »Gib ihm noch mehr Zucker!« befahl Semjon Jakowlewitsch, als das Glas schon eingegossen war; es wurde noch ein Stück hineingelegt. »Noch mehr, noch mehr!« Es wurde zum dritten Male und zuletzt auch noch zum vierten Male Zucker hineingetan.
    Der Kaufmann begann ohne Widerspruch seinen Sirup zu trinken.
    »O Gott!« flüsterten die einfachen Leute und bekreuzten sich.
    Der Gutsbesitzer seufzte wieder laut und tief.
    »Väterchen! Semjon Jakowlewitsch!« rief auf einmal die ärmliche Dame, welche die Unsrigen an die Wand gedrückt hatten, mit kummervoller Stimme, die aber schärfer klang, als man hätte erwarten können. »Eine ganze Stunde lang warte ich schon auf deine Wohltat, Liebster, Bester! Sprich zu mir Ärmsten, entscheide mein Schicksal!«
    »Frage sie!« befahl Semjon Jakowlewitsch dem Kirchendiener.
    Dieser trat an das Gitter heran.
    »Hast du das ausgeführt, was dir Semjon Jakowlewitsch das vorige Mal befohlen hat?« fragte er die Witwe leise und gemessen.
    »Wie konnte ich es denn ausführen, Väterchen Semjon Jakowlewitsch? Wie soll man es denn ausführen, wenn die so sind?« heulte die Witwe. »Menschenschinder sind sie; sie machen eine Eingabe gegen mich beim Bezirksdirektor und drohen mir mit dem Senat; so benehmen sie sich gegen ihre leibliche Mutter!«
    »Gib ihr den!« befahl Semjon Jakowlewitsch, auf einen Hut Zucker weisend.
    Der Knabe sprang herzu, nahm den Hut Zucker und trug ihn zu der Witwe hin.
    »Ach, Väterchen, deine Gnade ist groß. Was soll ich denn mit soviel?« fing die Witwe wieder an.
    »Noch einen, noch einen!« befahl Semjon Jakowlewitsch zur Belohnung.
    Es wurde noch ein Hut Zucker zu ihr hingeschleppt. »Noch einen, noch einen!« ordnete der Gottesmann an, und es wurde ein dritter und schließlich ein vierter hingetragen. Die Witwe war von allen Seiten mit Zuckerhüten umstellt. Der Mönch aus dem Kloster seufzte; all dies hätte gleich heute nach dem Kloster gebracht werden können, wie das früher geschehen war.
    »Aber was soll ich denn mit soviel?« stöhnte die Witwe demütig. »Es wird mir ja übel werden, wenn ich das allein verzehren soll! ... Liegt

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