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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Unsinn herausstellen sollte. »Er will sich in den Augen der Vorgesetzten in Petersburg auszeichnen,« dachte unser schlauer Ilja Iljitsch, als er von Herrn v. Lembke herauskam; »na, schön, mir kann's recht sein!«
    Aber ich bin überzeugt, daß der arme Andrei Antonowitsch, auch um sich auszuzeichnen, keine Rebellion gewünscht hätte. Er war ein äußerst gewissenhafter Beamter, der bis zu seiner Verheiratung durchaus harmlos dahingelebt hatte. Und konnte er etwas dafür, daß statt harmlosen fiskalischen Holzes und eines ebenso harmlosen Minchens eine vierzigjährige Prinzessin ihn zu sich emporgehoben hatte? Ich weiß so gut wie sicher, daß gerade von diesem verhängnisvollen Vormittage an die ersten deutlichen Symptome jenes Zustandes sich zu zeigen begannen, der, wie man sagt, den armen Andrei Antonowitsch in ein gewisses besonderes Institut in der Schweiz gebracht hat, wo er angeblich jetzt neue Kräfte sammelt. Aber wenn man einmal zugibt, daß sich gerade von diesem Vormittage an deutliche Anzeichen »eines gewissen Zustandes« bemerklich machten, so kann man meines Erachtens auch zugeben, daß schon tags zuvor ähnliche Anzeichen hervorgetreten sein konnten, wenn auch nicht so deutlich. Es ist mir aus ganz intimen Mitteilungen bekannt (na, der Leser mag annehmen, daß mir in der Folgezeit Julija Michailowna selbst, und zwar nicht mehr in triumphierender, sondern beinah in reuiger Gemütsverfassung – denn vollständig bereut eine Frau niemals – einen kleinen Teil dieser Geschichte erzählt hat), es ist mir bekannt, daß Andrei Antonowitsch am vorhergehenden Tage, noch tief in der Nacht, zwischen zwei und drei Uhr morgens, zu seiner Gemahlin kam, sie aufweckte und von ihr verlangte, sie solle »sein Ultimatum« anhören. Dieses Verlangen stellte er in so energischer Weise, daß sie genötigt war sich von ihrem Lager mit Unwillen im Herzen und mit Papilloten in den Haaren zu erheben und auf einer Chaiselongue sitzend ihren Mann anzuhören, allerdings mit spöttischer Geringschätzung, aber doch ihn anzuhören. Hier begriff sie zum ersten Male, wie weit es schon mit ihrem Andrei Antonowitsch gekommen war, und bekam im stillen einen Schreck. Sie hätte ja nun freilich zur Besinnung kommen und nachgeben sollen; aber sie verheimlichte ihren Schreck und zeigte sich noch hartnäckiger und eigensinniger als vorher. Sie (wie wohl alle Ehefrauen) hatte ihre eigene Methode, Andrei Antonowitsch zu behandeln, eine Methode, die sie schon zu wiederholten Malen erprobt hatte, und durch die er bereits mehrmals in Wut versetzt worden war. Julija Michailownas Methode bestand in einem verächtlichen Stillschweigen, das eine Stunde, zwei Stunden, einen Tag und bis zu drei Tagen dauerte, in einem Stillschweigen unter allen Umständen, er mochte reden und tun, was er wollte, und wenn er aufs Fensterbrett gestiegen wäre, um sich vom dritten Stockwerk hinabzustürzen, eine Methode, die für einen Menschen mit Gefühl und Empfindung geradezu unerträglich ist! Ob nun Julija Michailowna ihren Gemahl für die in den letzten Tagen von ihm begangenen Mißgriffe und für seinen eifersüchtigen Neid als Verwaltungschef auf ihre administrativen Fähigkeiten bestrafen wollte, oder ob sie darüber unwillig war, daß er ohne jedes Verständnis für ihre feinen, weitausschauenden politischen Absichten ihr Verhalten den jungen Leuten und unserer ganzen Gesellschaft gegenüber sich zu kritisieren erlaubte, oder ob sie über seine dumme, sinnlose Eifersucht auf Peter Stepanowitsch zornig war: wie dem auch sein mochte, jedenfalls nahm sie sich vor, auch jetzt nicht nachzugeben, trotzdem es drei Uhr in der Nacht war, und trotz Andrei Antonowitschs noch nie dagewesener Aufregung. Während er ganz außer sich auf den Teppichen ihres Boudoirs hin und her und nach allen Richtungen herumwanderte, setzte er ihr alles auseinander, alles, allerdings ohne allen Zusammenhang, aber dafür auch alles, was in ihm kochte; denn »es überschreite schon alle Grenzen«. Er begann mit der Mitteilung, daß alle sich über ihn lustig machten und ihn »an der Nase herumführten«. »Der Ausdruck ist dabei ganz gleichgültig,« schrie er sofort, da er ihr Lächeln bemerkte; »dem Sinne nach ist es die Wahrheit! ... Nein, gnädige Frau, der richtige Augenblick ist da; wissen Sie, daß jetzt Lachen und die Kunstgriffe weiblicher Koketterie nicht am Platze sind! Wir sind nicht im Boudoir einer affektierten Dame, sondern gleichsam zwei abstrakte Wesen auf einem

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