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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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rief Julija Michailowna in heftiger Entrüstung. »Diese Dummheit, diese Taktlosigkeit, diese schändliche Gemeinheit, dieses Attentat? Oh, Sie reden absichtlich so! Danach muß man annehmen, daß Sie selbst mit diesem Menschen im Komplott sind!«
    »Unzweifelhaft; ich habe im Hintergrunde gesessen, mich versteckt gehalten und die ganze Maschinerie in Bewegung gesetzt. Aber wenn ich an einem Komplott beteiligt gewesen wäre, dann würde (das sollten Sie begreifen) die Sache mit der Liputinschen Geschichte allein nicht zu Ende gewesen sein! Also Ihrer Ansicht nach habe ich mit meinem Papa ein Komplott gemacht, damit er absichtlich einen solchen Skandal hervorrufen sollte? Na, wer ist denn schuld daran, daß Papachen eine Vorlesung halten durfte? Wer hat Sie gestern davon zurückzuhalten gesucht, noch gestern, noch gestern?«
    »Oh,
hier il avait tant d'esprit
ich rechnete so auf ihn; und dabei besitzt er gute Manieren: ich dachte, der und Karmasinow ... und nun!«
    »Ja, und nun! Aber trotz
tant d'esprit
hat Papachen die Sache verdorben; wenn ich aber selbst voraus wußte, daß er die Sache verderben würde, hätte ich dann als Mitglied eines unzweifelhaft gegen Ihr Fest gerichteten Komplotts Ihnen gestern davon abgeredet, den Bock zum Gärtner zu machen? Nun aber habe ich Ihnen gestern davon abgeredet, habe Ihnen davon abgeredet, weil ich eine Ahnung hatte. Alles vorherzusehen war natürlich unmöglich: wahrscheinlich hat nicht einmal er selbst eine Minute vorher gewußt, wie er losschießen werde. Diese nervösen alten Herren haben ja gar keine Ähnlichkeit mit anderen Menschen. Aber die Sache läßt sich noch retten: schicken Sie gleich morgen zur Genugtuung des Publikums mittels administrativer Anordnung und mit aller schuldigen Rücksicht zwei Ärzte zu ihm, um seinen Gesundheitszustand festzustellen; es würde sogar heute schon gehen; und dann geradeswegs in eine Kaltwasserheilanstalt mit ihm! Wenigstens werden alle lachen und einsehen, daß sie keinen Grund haben, sich für beleidigt zu halten. Ich werde davon gleich heute auf dem Balle in meiner Eigenschaft als sein Sohn Mitteilung machen. Mit Karmasinow ist es eine andere Sache; der ist als grüner Esel aufgetreten und hat das Publikum mit seinem Opus eine ganze Stunde gelangweilt, – der ist also ohne Zweifel mit mir im Komplott! Er hat gewiß zu mir gesagt: ›Erlauben Sie, daß ich ebenfalls das Fest verderbe, um Julija Michailowna zu schaden!‹«
    »Oh, Karmasinow,
quelle honte!
Ich wollte in den Boden sinken vor Scham über unser Publikum!«
    »Na, ich wäre nicht in den Boden gesunken, sondern hätte mir Herrn Karmasinow selbst gehörig vorgenommen. Das Publikum hatte ja ganz recht. Und wer ist nun wieder an Karmasinow schuld? Habe ich ihn Ihnen ans Kleid gehängt? Habe ich mich an seiner Vergötterung beteiligt? Na, hol ihn der Teufel, aber der dritte, der politisierende Schauspieler, na, mit dem ist es etwas anderes. Dabei haben wir alle einen Bock geschossen und nicht nur mein Verschwörerbund!«
    »Ach, reden Sie nicht davon; das ist ja schrecklich, ganz schrecklich! An dem bin ich allein schuld!«
    »Gewiß, aber hier habe ich für Sie eine Entschuldigung in Bereitschaft. Wer in aller Welt soll sie genau kennen, diese ›Aufrichtigen‹? Selbst in Petersburg kann man sich nicht vor ihnen hüten. Er war Ihnen ja doch empfohlen, und noch dazu wie! Geben Sie also selbst zu, daß Sie jetzt sogar verpflichtet sind, auf dem Balle zu erscheinen. Denn das ist doch eine ernste Sache, daß Sie ihn selbst auf das Katheder geführt haben. Sie müssen jetzt öffentlich erklären, daß Sie mit ihm nicht solidarisch sind, daß der dreiste Mensch sich schon in den Händen der Polizei befindet, und daß Sie auf eine unbegreifliche Weise getäuscht worden sind. Sie müssen mit Entrüstung erklären, daß Sie das Opfer eines Verrückten geworden sind. Denn ein Verrückter ist er ja, weiter nichts. In diesem Sinne muß auch über ihn nach oben berichtet werden. Ich kann diese bissigen Kerle nicht ausstehen. Ich äußere mich ja selbst vielleicht noch ärger, aber doch nicht vom Katheder herab. Und gerade jetzt machen die Leute ein Gerede von einem Senator.«
    »Von was für einem Senator? Wer macht Gerede?«
    »Sehen Sie, ich selbst begreife nichts davon. Ist Ihnen, Julija Michailowna, nichts von einem Senator bekannt geworden?«
    »Von einem Senator?«
    »Sehen Sie, die Leute sind davon überzeugt, daß in Petersburg bereits ein Senator dazu designiert ist, Sie

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