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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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es ausdrücklich an. Auch Lisaweta Nikolajewna gegenüber habe ich mich schuldig gemacht; aber das wissen Sie; das haben Sie alles beinah vorhergesagt.
    Das Beste ist, Sie kommen nicht. Daß ich Sie zu mir rufe, ist eine große Gemeinheit. Und wozu sollten Sie auch Ihr Leben mit mir begraben? Sie sind mir lieb; es tat mir wohl, im Kummer neben Ihnen zu sein: nur zu Ihnen konnte ich laut von mir selbst sprechen. Aber daraus folgt noch nichts. Sie haben sich selbst zur ›Krankenwärterin‹ bestimmt; das war Ihr Ausdruck; aber wozu wollen Sie ein so großes Opfer bringen? Beachten Sie auch, daß ich Sie nicht bedaure, wenn ich Sie rufe, und Sie nicht hochschätze, wenn ich auf Sie warte. Trotzdem aber rufe ich Sie und warte ich auf Sie. Jedenfalls muß ich von Ihnen Antwort haben, weil ich sehr bald abreisen muß. Nötigenfalls werde ich allein reisen.
    Ich hoffe nichts von Uri. Ich reise einfach hin. Ich habe nicht mit Absicht einen so unfreundlichen Ort gewählt. In Rußland bin ich durch nichts gebunden; ich fühle mich in meinem Vaterlande ebenso fremd wie überall. Ich habe hier allerdings noch weniger gern gelebt als anderwärts; aber auch hier habe ich nichts hassen können!
    Ich habe überall meine Kraft auf die Probe gestellt. Sie rieten mir das, damit ich mich kennen lernen möchte. Bei den Proben, die ich teils in meinem Interesse, teils bloß zur Schau anstellte, erwies sich meine Kraft, ebenso wie auch früher in meinem ganzen Leben, als unbegrenzt. Vor Ihren Augen habe ich die Ohrfeige ertragen, die mir Ihr Bruder versetzte; ich habe meine Ehe öffentlich bekannt. Aber wozu ich diese Kraft verwenden soll, das habe ich nie eingesehen und sehe ich auch jetzt nicht ein, trotz Ihrer Ermutigungen in der Schweiz, denen ich Glauben schenkte. Ich kann, ganz ebenso wie früher immer, wünschen, eine gute Tat zu tun, und empfinde von ihr Vergnügen; daneben aber habe ich auch den Wunsch, Schlechtes zu tun, und empfinde davon ebenfalls Vergnügen. Aber sowohl das eine wie das andere Gefühl ist, gerade wie früher, immer nur sehr schwach, niemals bedeutend. Meinen Wünschen mangelt es an Energie; sie können mich nicht leiten. Auf einem Balken kann man über einen Fluß schwimmen, aber nicht auf einem Span. Das sage ich, damit Sie nicht denken, ich ginge mit irgendwelchen Hoffnungen nach Uri.
    Wie früher gebe ich niemandem die Schuld. Ich habe es mit einem sehr ausschweifenden Leben versucht und in ihm meine Kräfte erschöpft. Aber ich bin kein Freund von Ausschweifungen und fand kein Gefallen daran. Sie haben mich in der letzten Zeit beobachtet. Wissen Sie wohl, daß ich sogar auf die alles verneinenden Unsrigen voll Haß blickte, weil ich sie um ihre Hoffnungen beneidete? Aber Sie hegten ohne Grund Befürchtungen; ich konnte kein Genosse dieser Menschen sein, mit denen ich nichts gemein hatte. Und es bloß zum Spotte, aus Bosheit sein, das konnte ich auch nicht, und zwar nicht weil ich mich vor der Lächerlichkeit gefürchtet hätte (die Lächerlichkeit kann mich nicht schrecken), sondern weil ich doch die Gewohnheiten eines anständigen Menschen habe und dieses Treiben mich anekelte. Aber wenn meine Bosheit und mein Neid gegen sie stärker gewesen wären, dann wäre ich vielleicht mit ihnen zusammen gegangen. Nun urteilen Sie selbst, wie leicht mir ums Herz war, und wie ich mich hin und her gewendet habe!
    Liebe Freundin, Sie sanftes, hochherziges Geschöpf, das ich ganz verstanden habe! Vielleicht hegen Sie die phantastische Hoffnung, Sie könnten mir so viel Liebe geben und so viel Schönes aus Ihrer schönen Seele auf mich ausgießen, daß Sie imstande wären, eben dadurch mir endlich ein Ziel vor Augen zu stellen? Nein, seien Sie lieber vorsichtig; meine Liebe wird ebenso kleinlich sein wie ich selbst, und Sie werden unglücklich sein. Ihr Bruder hat zu mir gesagt, wer die Verbindung mit seinem Heimatlande verliere, der verliere auch seine Götter, das heißt all seine Ziele. Über alles kann man endlos hin und her streiten; aber ich habe immer nur Verneinung produziert ohne alle Hochherzigkeit und ohne alle Kraft. Selbst die Verneinung habe ich nicht eigentlich produziert. Alles war bei mir immer kleinlich und matt. Der hochherzige Kirillow vermochte seine Idee nicht zu ertragen und erschoß sich; aber ich sehe ja ein, daß er deswegen hochherzig war, weil er nicht seinen gesunden Verstand hatte. Ich kann nie den Verstand verlieren und kann nie an eine Idee in dem Grade glauben wie er. Ich kann mich mit

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