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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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sterben. Das Unermeßliche und Unendliche ist dem Menschen ebenso notwendig wie der kleine Planet, auf dem er wohnt ... O meine Freunde, Sie alle, alle: es lebe der Große Gedanke! Der ewige, unermeßliche Gedanke! Jeder Mensch, wer er auch sei, muß sich vor der Tatsache beugen, daß der Große Gedanke existiert. Sogar für den dümmsten Menschen ist wenigstens irgend etwas Großes ein notwendiges Lebensbedürfnis. Peter ... Oh, wie gern möchte ich sie alle wiedersehen! Sie wissen nicht, sie wissen nicht, daß auch in ihnen derselbe ewige Große Gedanke verborgen liegt!«
    Doktor Salzfisch war bei der heiligen Handlung nicht zugegen gewesen. Als er jetzt eintrat, bekam er einen Schreck und trieb die Versammlung auseinander, indem er darauf bestand, der Kranke müsse vor Aufregung bewahrt werden.
    Stepan Trofimowitsch verschied drei Tage darauf, aber bereits in völliger Bewußtlosigkeit. Er erlosch still wie ein zu Ende gebranntes Licht. Warwara Petrowna ließ das Totenamt für ihn an Ort und Stelle halten und überführte dann den Körper ihres armen Freundes nach Skworeschniki. Sein Grab befindet sich auf dem die Kirche umgebenden Friedhofe und ist bereits mit einer Marmorplatte bedeckt. Die Anbringung einer Inschrift und die Aufstellung eines Gitters sind bis zum Frühjahr verschoben.
    Warwara Petrownas Abwesenheit aus der Stadt dauerte im ganzen acht Tage. Mit ihr zusammen, neben ihr im Wagen sitzend, kam auch Sofja Matwejewna an, um, wie es scheint, für immer bei ihr zu wohnen. Ich bemerke, daß, sowie Stepan Trofimowitsch das Bewußtsein verloren hatte (was noch an demselben Vormittage geschah), Warwara Petrowna sofort Sofja Matwejewna wieder entfernte, ganz aus dem Hause hinaus, und den Kranken persönlich und allein bis zu seinem Ende pflegte, daß sie sie aber, sowie er den Geist aufgegeben hatte, wieder herbeirief. Sofja Matwejewna war über den Vorschlag (richtiger: Befehl), für immer nach Skworeschniki überzusiedeln, sehr erschrocken; aber Warwara Petrowna wollte auf keine Einwendungen hören.
    »Das ist lauter dummes Zeug! Ich werde selbst mit dir zusammen Neue Testamente verkaufen gehen. Ich habe jetzt niemand mehr auf der Welt.«
    »Sie haben ja doch noch Ihren Sohn,« bemerkte Salzfisch.
    »Ich habe keinen Sohn!« erwiderte Warwara Petrowna kurz, – und das war gewissermaßen eine Prophezeiung.
     

Achtes Kapitel.
     
    Schluß.
     
    Alles, was an Ungebührlichkeiten und Verbrechen begangen war, kam mit großer Geschwindigkeit an den Tag, weit schneller, als es Peter Stepanowitsch vorausgesetzt hatte. Die Sache begann damit, daß die unglückliche Marja Ignatjewna in der Nacht, in der ihr Mann ermordet war, vor Tagesgrauen aufwachte, nach ihm hinfaßte und in unbeschreibliche Aufregung geriet, als sie ihn nicht neben sich sah. Es war damals zur Nacht eine von Arina Prochorowna angenommene Wärterin bei ihr. Diese vermochte sie schlechterdings nicht zu beruhigen und lief, sobald es hell wurde, um Arina Prochorowna selbst zu holen, indem sie der Kranken versicherte, die wisse, wo ihr Mann sei, und wann er zurückkehren werde. Inzwischen befand sich Arina Prochorowna ebenfalls in Sorge: sie wußte bereits durch ihren Mann von der nächtlichen Tat in Skworeschniki. Er war schon zwischen zehn und elf Uhr abends nach Hause zurückgekehrt, in schrecklichem Zustande und Aussehen; die Hände ringend warf er sich, mit dem Gesicht nach unten, auf das Bett und sagte, von konvulsivischem Schluchzen erschüttert, einmal über das andere: »Das ist nicht das Richtige, nicht das Richtige; das ist gar nicht das Richtige!« Selbstverständlich endete die Sache damit, daß er der hinzukommenden Arina Prochorowna alles gestand, übrigens nur ihr allein im ganzen Hause. Diese ließ ihn auf dem Bette liegen, nachdem sie ihm streng eingeschärft hatte, wenn er schluchzen wolle, so solle er das Gesicht ins Kissen drücken, damit es nicht zu hören sei; sie fügte hinzu, er werde ein Dummkopf sein, wenn er sich morgen etwas anmerken ließe. Sie selbst jedoch dachte über das Ereignis ernstlich nach und begann sogleich, für jeden Fall Vorkehrungen zu treffen: anstößige Papiere und Bücher, vielleicht sogar Proklamationen, versteckte oder vernichtete sie schleunigst. Darauf kam sie zu der Ansicht, daß eigentlich sie, ihre Schwester, ihre Tante die Studentin und vielleicht auch ihr langohriger Bruder nichts zu fürchten hätten. Als am Morgen die Krankenwärterin zu ihr gelaufen kam, ging sie, ohne sich zu besinnen, zu

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