Die Dämonen
da brauchen Sie nicht neugierig zu sein. Natürlich müssen Sie sie selbst bitten, sie anflehen, Ihnen die Ehre zu erweisen; Sie verstehen? Aber beunruhigen Sie sich nicht; ich werde selbst nach dem Rechten sehen. Außerdem lieben Sie sie ja doch!«
Dem guten Stepan Trofimowitsch schwindelte der Kopf: die Wände drehten sich um ihn herum. Aber da war noch ein schrecklicher Gedanke, mit dem er in keiner Weise zurechtkommen konnte.
»Excellente amie!«
sagte er, und seine Stimme zitterte plötzlich, »ich ... ich hätte nie geglaubt, daß Sie sich entschließen würden, mich ... mit einer andern Frau ... zu verheiraten!«
»Sie sind kein Mädchen, Stepan Trofimowitsch; nur Mädchen werden verheiratet; aber Sie heiraten selbst,« erwiderte Warwara Petrowna bissig.
»Oui, j'ai pris un mot pour un autre. Mais ... c'est égal,«
versetzte er, indem er sie fassungslos anstarrte.
»Ich sehe, daß
c'est égal,
« antwortete sie verächtlich. »O Gott, da wird er gar ohnmächtig! Nastasja, Nastasja! Wasser!«
Aber die Anwendung des Wassers war nicht mehr nötig. Er kam von selbst zu sich. Warwara Petrowna griff nach ihrem Regenschirm.
»Ich sehe, daß mit Ihnen jetzt nicht zu reden ist ...«
»Oui, oui, je suis incapable.«
»Aber bis morgen werden Sie sich erholen und sich die Sache überlegen. Bleiben Sie zu Hause; wenn etwas vorfallen sollte, so benachrichtigen Sie mich, selbst wenn es in der Nacht ist. Schreiben Sie mir aber keine Briefe; ich werde sie nicht lesen. Morgen um diese Zeit werde ich selbst allein herkommen, um mir die endgültige Antwort zu holen, und ich hoffe, daß sie eine befriedigende sein wird. Sorgen Sie dafür, daß niemand hier ist, und daß es nicht schmutzig und unordentlich ist; denn jetzt sieht es ja unerhört aus. Nastasja, Nastasja!«
Natürlich erklärte er sich am andern Tage einverstanden; er konnte auch gar nicht anders. Es lag da ein besonderer Umstand vor ...
Fußnoten
1 Eines der ältesten Dokumente der russischen Nationalpoesie.
Anmerkung des Übersetzers.
VIII.
Das Gut, das wir bisher Stepan Trofimowitschs Gut genannt haben (es enthielt nach alter Rechnung fünfzig Seelen und lag dicht bei Skworeschniki), war überhaupt nicht das seinige, sondern hatte seiner ersten Frau gehört und war somit jetzt das Eigentum ihres und seines Sohnes Peter Stepanowitsch Werchowenski. Stepan Trofimowitsch war nur dessen Vormund gewesen und hatte dann, als der junge Vogel flügge geworden war, das Gut auf Grund einer von diesem ausgestellten formellen Vollmacht verwaltet. Die Abmachung war für den jungen Mann vorteilhaft: er erhielt von seinem Vater jährlich fest tausend Rubel als Einnahme von dem Gute, während dieses nach der Reform nur fünfhundert und vielleicht noch weniger einbrachte. Gott weiß, wie eine solche Abmachung hatte getroffen werden können. Übrigens schickte diese ganzen tausend Rubel Warwara Petrowna hin, während Stepan Trofimowitsch nicht einen einzigen Rubel dazu beitrug. Vielmehr behielt er die ganze Einnahme vom Gute in seiner Tasche und ruinierte dasselbe außerdem dadurch in Grund und Boden, daß er es an einen Geschäftsmann verpachtet und ohne Warwara Petrownas Wissen ein Wäldchen, in welchem der Hauptwert desselben steckte, zum Abholzen verkauft hatte. Dieses Wäldchen hatte er schon längst dann und wann in einzelnen Portionen verkauft. Es war zusammen mindestens achttausend Rubel wert gewesen, und er hatte nur fünftausend dafür bekommen. Aber seine Spielverluste im Klub waren manchmal gar zu groß, und er scheute sich dann, Warwara Petrowna um Geld zu bitten. Sie knirschte mit den Zähnen, als sie endlich alles erfuhr. Und nun teilte der Sohn auf einmal mit, er werde selbst kommen, um sein Gut um jeden Preis zu verkaufen, und beauftragte den Vater, unverzüglich sich um den Verkauf zu bemühen. Es war verständlich, daß Stepan Trofimowitsch bei seiner edelmütigen, selbstlosen Gesinnung sich vor
ce cher fils
schämte, den er übrigens zum letzten Male vor ganzen neun Jahren in Petersburg als Studenten gesehen hatte. Ursprünglich hatte das ganze Gut dreizehn-oder vierzehntausend Rubel wert sein können; jetzt hätte jemand kaum auch nur fünftausend dafür gegeben. Ohne Zweifel war Stepan Trofimowitsch nach dem Wortlaute der formellen Vollmacht vollständig berechtigt gewesen, den Wald zu verkaufen, und wenn er in Rechnung stellte, daß dem Sohne so viele Jahre lang jährlich pünktlich tausend Rubel geschickt waren, die doch aus dem Gute
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