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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Petrowna gesagt, als Dascha zwölf Jahre alt war, und da es in ihrem Wesen lag, jede Idee, die sie fesselte, jeden neuen Einfall, den sie hatte, jeden Gedanken, der ihr glücklich schien, auch sogleich hartnäckig und leidenschaftlich zur Ausführung zu bringen, so hatte sie sich sofort entschlossen, Dascha wie eine leibliche Tochter zu erziehen. Sie legte für sie unverzüglich ein Kapital beiseite und nahm eine Gouvernante, eine Miß Criggs, ins Haus, die bis zum sechzehnten Lebensjahre der Pflegetochter bei ihnen blieb; dann aber wurde ihr auf einmal aus irgendwelchem Grunde gekündigt. Nun folgten Lehrer aus dem Gymnasium, darunter ein Nationalfranzose, der Dascha im Französischen unterrichtete. Auch diesem wurde plötzlich gekündigt; ja, er wurde beinahe weggejagt. Eine arme, von auswärts zugezogene Dame, eine Witwe von Adel, gab ihr Klavierunterricht. Aber der eigentliche Erzieher war doch Stepan Trofimowitsch. In Wirklichkeit war er es gewesen, der als der erste Dascha entdeckt hatte: er hatte das stille Kind schon zu einer Zeit unterrichtet, als Warwara Petrowna an dasselbe noch gar nicht dachte. Ich wiederhole, was ich schon einmal gesagt habe: es war erstaunlich, wie die Kinder an ihm hingen. Lisaweta Nikolajewna Tuschina war von ihrem achten bis zu ihrem elften Lebensjahre seine Schülerin gewesen (natürlich unterrichtete Stepan Trofimowitsch sie ohne Honorar und hätte ein solches von Drosdows unter keinen Umständen angenommen). Aber er verliebte sich selbst in das reizende Kind und erzählte ihr eine Art von Dichtungen über die Einrichtung der Welt und der Erde und über die Geschichte der Menschheit. Die Unterrichtsstunden über den ersten Menschen und die ersten Völker waren interessanter als arabische Märchen. Lisa, die für diese Erzählungen schwärmte, kopierte bei sich zu Hause ihren Lehrer Stepan Trofimowitsch in außerordentlich lächerlicher Weise. Dieser erfuhr davon, kam einmal unerwartet dazu und überraschte sie dabei. In höchster Verlegenheit warf Lisa sich in seine Arme und fing an zu weinen; Stepan Trofimowitsch weinte ebenfalls, aber vor Entzücken. Aber Lisa reiste bald weg, und es blieb nur Dascha übrig. Als zu Dascha Lehrer ins Haus kamen, hörte Stepan Trofimowitsch auf, sie zu unterrichten, und kümmerte sich bald gar nicht mehr um sie. So verging eine lange Zeit. Einmal, als sie schon siebzehn Jahre alt war, war er plötzlich von ihrer lieblichen Erscheinung überrascht. Dies war in Warwara Petrownas Hause, bei Tische. Er knüpfte mit dem jungen Mädchen ein Gespräch an, war mit ihren Antworten sehr zufrieden und machte schließlich den Vorschlag, mit ihr einen ernsthaften, umfassenden Kursus der russischen Literatur durchzunehmen. Warwara Petrowna lobte ihn für den schönen Gedanken und dankte ihm; Dascha aber war entzückt. Stepan Trofimowitsch bereitete sich auf diese Unterrichtsstunden besonders vor, und endlich begannen dieselben. Er fing mit der ältesten Periode an; die erste Unterrichtsstunde nahm einen sehr interessanten Verlauf; Warwara Petrowna war dabei zugegen. Als Stepan Trofimowitsch geschlossen hatte und seiner Schülerin beim Weggehen mitteilte, er werde das nächstemal an die Würdigung des »Liedes vom Heereszuge Igors« 1 gehen, da stand Warwara Petrowna auf einmal auf und erklärte, die Unterrichtsstunden sollten nicht fortgesetzt werden. Stepan Trofimowitsch krümmte sich zusammen, schwieg aber; Dascha wurde dunkelrot vor Erregung. Damit hatte das Vergnügen ein Ende. Das hatte sich genau drei Jahre vor Warwara Petrownas jetzigem unerwarteten Einfall begeben.
    Der arme Stepan Trofimowitsch saß allein zu Hause und ahnte nichts. In trübem Nachdenken blickte er schon lange durch das Fenster, ob nicht irgendein Bekannter zu ihm komme. Aber es wollte niemand kommen. Es fiel ein feiner Sprühregen, und es war kalt geworden; es war nötig, den Ofen zu heizen; er seufzte. Auf einmal bot sich seinen Augen eine seltsame Vision dar: Warwara Petrowna kam in solchem Wetter und zu so ungewöhnlicher Stunde zu ihm! Und zu Fuß! Er war so verblüfft, daß er vergaß, sein Kostüm zu wechseln, und sie so, wie er war, empfing: in seiner ewigen rosafarbenen, wattierten Hausjacke.
    »Ma bonne amie! ...«
rief er ihr mit schwacher Stimme entgegen.
    »Sie sind allein; das freut mich; ich kann Ihre Freunde nicht leiden! Wie Sie immer rauchen! Mein Gott, was ist das für eine Luft! Sie haben auch Ihren Tee noch nicht ausgetrunken, und dabei ist es schon zwölf Uhr! Sie

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