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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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finden Ihre ganze Seligkeit in der Unordnung und Ihren ganzen Genuß im Schmutze! Was sind das für zerrissene Papiere auf dem Fußboden? Nastasja, Nastasja! Was macht denn Ihre Nastasja? Mach die Fenster und die Türen auf, Nastasja, alles sperrangelweit! Und wir wollen in den Salon gehen; ich komme in einer ernsten Angelegenheit zu Ihnen. Fege doch wenigstens einmal im Leben aus, Nastasja!«
    »Er macht ja doch alles gleich wieder schmutzig und unordentlich!« erwiderte Nastasja in gereiztem, klagendem Tone.
    »Fege du nur aus; fege fünfzehnmal am Tage aus! Einen elenden Salon haben Sie« (sie waren inzwischen in den Salon getreten). »Machen Sie die Tür fester zu; sie wird horchen. Sie müssen den Salon unbedingt umtapezieren lassen. Ich habe Ihnen ja doch den Tapezier mit Mustern zugeschickt; warum haben Sie sich keines ausgesucht? Setzen Sie sich, und hören Sie zu! So setzen Sie sich doch endlich hin, ich bitte Sie! Wo wollen Sie hin? Wo wollen Sie hin? Wo wollen Sie hin?«
    »Ich ... sofort!« rief Stepan Trofimowitsch aus dem anstoßenden Zimmer. »Da bin ich wieder!«
    »Ah, Sie haben den Anzug gewechselt!« sagte sie spöttisch, indem sie ihn musterte. (Er hatte einen Oberrock über die Hausjacke gezogen). »Das wird in der Tat zu unserem Gespräche besser passen. Setzen Sie sich doch endlich hin, ich bitte Sie!«
    Sie setzte ihm alles mit einem Male auseinander, scharf und eindringlich. Sie deutete auch auf die achttausend Rubel hin, die er dringend nötig hatte. Ausführlich sprach sie von der Mitgift. Stepan Trofimowitsch riß die Augen auf und fing an zu zittern. Er hörte alles; aber er vermochte nicht, es klar zu erfassen. Er wollte etwas erwidern; aber immer versagte ihm die Stimme. Er wußte nur, daß alles so geschehen werde, wie sie es sagte, daß ein Widerspruch, eine Ablehnung ein Ding der Unmöglichkeit und er selbst unwiderruflich ein verheirateter Mann war.
    »
Mais, ma bonne amie,
zum drittenmal und in meinen Jahren ... und mit einem solchen Kinde!« sagte er endlich.
»Mais c'est une enfant!«
    »Ein Kind, das glücklicherweise schon zwanzig Jahre alt ist! Verdrehen Sie doch nicht so die Augen, ich bitte Sie; Sie sind hier nicht auf dem Theater. Sie sind ein sehr kluger gelehrter Mann; aber Sie verstehen nichts vom Leben; auf Sie muß beständig eine Wärterin aufpassen. Ich werde sterben, und was wird dann aus Ihnen werden? Aber sie wird für Sie eine gute Wärterin sein: sie ist ein bescheidenes, energisches, vernünftiges Mädchen; außerdem werde ich selbst nach dem Rechten sehen; ich werde nicht gleich sterben. Sie ist häuslich; sie ist ein Engel an Sanftmut. Dieser glückliche Gedanke ist mir schon gekommen, als ich noch in der Schweiz war. Verstehen Sie auch wohl, was das heißen will, wenn ich selbst Ihnen sage, daß sie ein Engel an Sanftmut ist?« schrie sie plötzlich heftig. »Bei Ihnen sieht es wüst und unsauber aus; da wird sie für Reinlichkeit und Ordnung sorgen, und alles wird wie ein Spiegel sein ... Na, Sie bilden sich wohl ein, wenn ich Ihnen ein solches Kleinod bringe, müßte ich mich noch tief vor Ihnen verbeugen, Ihnen alle Vorteile aufzählen und Ihnen wer weiß wie zureden! Nein, Sie müßten auf den Knien ... O, Sie einfältiger, kleinmütiger Mensch!«
    »Aber ... ich bin ein alter Mann!«
    »Was wollen Ihre dreiundfünfzig Jahre besagen! Fünfzig Jahre sind nicht das Ende, sondern die Mitte des Lebens. Sie sind ein schöner Mann und wissen das selbst. Sie wissen auch, wie sehr sie Sie verehrt. Wenn ich sterbe, was wird dann aus ihr werden? Aber als Ihre Frau kann sie ruhig sein, und auch ich bin dann beruhigt. Sie besitzen Ansehen, einen Namen, ein liebendes Herz; Sie erhalten ein Jahrgeld, das zu zahlen ich für meine Pflicht halte. Sie werden sie vielleicht retten, ja retten! In jedem Falle werden Sie ihr eine Ehre erweisen. Sie werden sie für das Leben bilden, ihr Herz entwickeln, ihren Gedanken die Richtung geben. Wie viele Menschen gehen heutzutage zugrunde, weil ihre Gedanken eine üble Richtung haben! Zugleich wird auch Ihr Werk fertig werden, und Sie werden sich mit einem Male auf sich selbst besinnen.«
    »Ich habe gerade vor,« murmelte er, durch Warwara Petrownas geschickte Schmeichelei gekitzelt, »ich habe gerade vor, mich an meine ›Erzählungen aus der spanischen Geschichte‹ zu machen ...«
    »Na sehen Sie wohl! Sehen Sie, wie gut das stimmt!«
    »Aber ... sie? Haben Sie schon mit ihr gesprochen?«
    »Beunruhigen Sie sich nicht über sie;

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