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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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begleitete mich mit einer Laterne zum Haustor, um hinter mir zuzuschließen.
    »Selbstverständlich ein Verrückter!« sagte ich mir im stillen. Im Tore hatte ich ein neues Zusammentreffen.
     
IX.
     
    Kaum hatte ich den Fuß über die hohe Schwelle des Pförtchens gesetzt, als mich auf einmal eine starke Hand an der Brust packte.
    »Werda?« brüllte eine Stimme. »Freund oder Feind? Steh Rede!«
    »Es ist einer von den Unsrigen, einer von den Unsrigen!« kreischte daneben Liputins schwache Stimme. »Es ist Herr G***w, ein junger Mann, der eine klassische Bildung hat und in den höchsten Kreisen verkehrt.«
    »Das gefällt mir, in den höchsten Kreisen, klass ... klassisch ... also sehr ge-gebildet ... Hauptmann a.D. Ignat Lebjadkin; stehe der Welt und den Freunden zu Diensten ... wenn sie treu sind, wenn sie treu sind, die Schurken!«
    Hauptmann Lebjadkin, ein Hüne von Gestalt, dick, fleischig, kraushaarig, rot im Gesicht und stark betrunken, konnte kaum vor mir auf den Beinen stehen und brachte die Worte nur mit Mühe heraus. Ich hatte ihn übrigens auch früher schon von weitem gesehen.
    »Ach, auch der ist da!« brüllte er wieder, als er Kirillow erblickte, der mit seiner Laterne immer noch nicht fortgegangen war. Er wollte schon die Faust erheben, ließ sie aber sogleich wieder sinken.
    »Ich verzeihe Ihnen wegen Ihres Wissens! Ignat Lebjadkin ist ein hoch-hoch-ge-gebildeter ...
     
    Die Liebe fiel mit süßem Schmerz
    Wie eine Bombe in mein Herz.
    Ich büßte (o wie kummervoll!)
    Den Arm ein bei Sewastopol.
     
    Ich bin allerdings nicht bei Sewastopol gewesen und bin auch nicht einmal einarmig; aber was sagen Sie zu den Versen?« Dabei kam mir der Betrunkene mit seinem übelriechenden Gesichte näher.
    »Der Herr hat keine Zeit, keine Zeit; er muß nach Hause gehen,« redete ihm Liputin zu. »Er wird morgen alles Lisaweta Nikolajewna wiedererzählen.«
    »Lisaweta! ...« heulte er wieder. »Halt! Gehen Sie nicht weg! ... Noch ein andres Gedicht:
     
    Vergleichbar dem leuchtenden Sterne,
    Jagt die Reit'rin einher wie der Wind;
    Es grüßt mich mit Lächeln von ferne
    Das ari-sto-kratische Kind.
     
    An die sterngleiche Reiterin.«
    Ja, sehen Sie wohl, das ist ein Hymnus! Das ist ein Hymnus, wenn Sie kein Esel sind! Die Tagediebe, die haben kein Verständnis dafür! »Halt!« schrie er und klammerte sich an meinen Paletot fest, obwohl ich mich mit aller Kraft durch das Pförtchen drängte. »Bestellen Sie ihr, daß ich ein Ritter bin, der Ehre im Leibe hat; und Dascha ... diese Dascha werde ich mit zwei Fingern ... Diese leibeigene Magd wird nicht wagen ...«
    Hier fiel er hin, weil ich mich mit Gewalt aus seinen Händen riß und auf die Straße lief. Liputin folgte mir dorthin.
    »Alexei Nilowitsch wird ihn schon aufheben. Wissen Sie, was ich soeben von ihm erfahren habe?« schwatzte er eifrig. »Haben Sie die Verse gehört? Nun, diese selben Verse an die ›sterngleiche Reiterin‹ hat er drucken lassen und wird sie morgen mit seiner vollen Namensunterschrift an Lisaweta Nikolajewna schicken. Was sagen Sie zu einem solchen Menschen?«
    »Ich möchte darauf wetten, daß Sie selbst ihn dazu veranlaßt haben.«
    »Sie werden die Wette verlieren!« versetzte Liputin lachend. »Er ist verliebt, verliebt wie ein Kater, und wissen Sie wohl, daß die Geschichte mit Haß begonnen hat? Er hat Lisaweta Nikolajewna anfangs wegen ihres Reitens dermaßen gehaßt, daß er beinahe auf der Straße laut auf sie geschimpft hat; und er hat es auch wirklich getan! Noch vorgestern hat er auf sie geschimpft, als sie vorbeiritt; zum Glück hörte sie es nicht. Und nun auf einmal heute Verse! Wissen Sie wohl, daß er es wagen will, ihr einen Antrag zu machen? Im Ernst, im Ernst!«
    »Ich muß mich über Sie wundern, Liputin; überall, wo solch ekelhaftes Treiben stattfindet, überall sind Sie der Anführer!« rief ich zornig.
    »Da übertreiben Sie doch, Herr G***w! Hat Ihnen nicht das Herzchen gepuckert aus Angst vor dem Nebenbuhler? Wie?«
    »Wa-a-as?« rief ich, stehen bleibend.
    »Sehen Sie, nun werde ich Ihnen zur Strafe auch nichts weiter sagen! Und wie gern würden Sie es hören! Schon allein das, daß dieser Dummkopf jetzt kein einfacher Hauptmann ist, sondern ein Gutsbesitzer unseres Gouvernements, und noch dazu ein ziemlich bedeutender, da Nikolai Wsewolodowitsch ihm sein ganzes Gut, seine früheren zweihundert Seelen dieser Tage verkauft hat, und Gott straf mich, ich lüge Ihnen nichts vor. Ich habe es eben erst

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