Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
den blutigen Dreizack. Sie hatte weißes Haar und grüne Augen, und als sie Grubbs Blick auf sich spürte, nickte sie ihm zu. Der Jubel der Zuschauer war ohrenbetäubend.
«Da haben wir dich, mein Junge», sagte der große Mann. «Es gehört sich nicht, Landbewohner ins Becken zu werfen.»
Grubb lief der Speichel im Mund zusammen, und er übergab sich auf die Schuhe seines Retters.
«Woah – pass doch auf, du Bastard», sagte der Mann.
«Tut mir leid», erwiderte Grubb matt. «Und vielen Dank.» Er sank dem Mann in die Arme und rang keuchend nach Luft. Er war am Leben. Matt, durchnässt und immer noch ein wenig von Übelkeit geplagt, aber am Leben. Überrascht stellte er fest, dass er nach wie vor das durchnässte Samtpäckchen umklammert hielt.
Drei weitere Männer sprangen über die Barriere und kamen schwankend auf sie zu. Sie hielten Humpen in der Hand, deren Inhalt in alle Richtungen schwappte.
«Ha, ha», sagte einer. «Ein Bastard in feinen Klamotten.»
«Ich will auch so einen», lallte ein anderer traurig.
«Nö, das ist kein Bastard», sagte der Dritte. «Der ist vom Himmel gefallen, oder nicht? Also ist er eine Sternschnuppe.»
Sie lachten, und einer bekam Schluckauf, was sie wieder zum Lachen brachte.
«He, Bastard», sagte der Erste und beugte sich zu Grubb vor. «Du kommst doch mit uns, oder? Einen Drink für den Mickerling, der zu Florence ins Becken gefallen ist und überlebt hat.»
«Wir sollten ihn als Glücksbringer behalten und ihm unsere Wünsche erzählen. Weil er doch ein Stern ist, versteht ihr?»
«Was meinst du, Bastard?»
Grubb versuchte darüber nachzudenken. Wer immer diese Kerle auch sein mochten, sie waren offensichtlich zu betrunken, um sich darum zu kümmern, warum er vom obersten Rang gefallen war. Und einer von ihnen war so anständig gewesen, ihn zu retten. Vermutlich war er bei ihnen besser aufgehoben als bei Jeb und Harry.
Vermutlich.
Er sah zu der Loge auf, in der seine Peiniger gestanden hatten. Sie waren verschwunden. Höchstwahrscheinlich waren sie schon unterwegs, um ihn zu schnappen …
«Einverstanden», sagte er. «Ich komme mit. Aber können wir bitte sofort gehen?»
Die Männer jubelten und prosteten sich mit ihren Humpen zu.
Während sie tranken, ließ Grubb das Päckchen wieder in seine Jackentasche gleiten. Er würde es bei der nächsten Gelegenheit aufmachen und herausfinden, was es enthielt. Es mochte Captain Clagg vielleicht nicht recht sein, aber nach der Begegnung mit Florence schien das für Grubb keine große Rolle mehr zu spielen.
Wenn er schon getötet wurde, dann hatte er zumindest verdient, den Grund dafür zu erfahren.
16. Kapitel
S lik war vermutlich die schlaueste Fee von Port Fayt. Auf jeden Fall viel zu schlau, um sich mit einem Paar stinkender Trolle abzugeben.
Bibbernd saß er hoch oben auf einer windigen Rahnock und wartete darauf, dass die beiden Bootles unten auf dem Deck endlich mit Umziehen fertig wurden. Die alte Schaluppe des Gespensts war der reinste Schrotthaufen, genau wie ihr ehemaliger Besitzer. Selbst sie drei konnten nur mit Mühe sicher darauf Platz finden. Nur Thalin wusste, was passieren würde, wenn Captain Gores Piraten an Bord getrampelt kamen.
Slik rieb sich die Augen, die in der frischen Meeresbrise tränten. Von dort, wo sie vor Anker lagen, konnte er sämtliche Schiffe im Hafen überblicken, die dank des Festivals noch zahlreicher waren als sonst. Dahinter erstreckte sich Port Fayt wie eine in mittägliches Sonnenlicht getauchte Spielzeugstadt.
«Seid ihr immer noch nicht fertig?», schrie er hinunter. Doch entweder hörten ihn die Zwillinge nicht, oder sie zogen es vor, ihn zu ignorieren.
Sie sahen absurd aus, fand Slik, zwei zu groß geratene, grünhäutige Monster in vornehmen Kaufmannsgewändern, mit Perücken und allem Drum und Dran. Die meisten Trolle waren viel zu dumm, um ihr Geld als Kaufleute zu verdienen, daher musste Captain Gore schon ein echter Grützkopf sein, wenn er darauf reinfiel. Zum Glück war er das allem Anschein nach wirklich.
Gores Galeone, die
Klaffende Wunde
, ankerte mit gerefften Segeln auf der anderen Seite der Bucht. Slik konnte gerade so ihren blutroten Rumpf erkennen. Irgendwo auf diesem Schiff war die Person, die sie suchten – Phineus Clagg. Captain Gore war an Land gegangen, aber wenn er zurückkehrte, würde er seinem Gefangenen die Nase polieren. Und vermutlich noch verschiedene andere Körperteile, wenn auch nur ein Bruchteil der Geschichten über Gore
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