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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad Mason
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Fingerknöchel. Sie spähte über die Reling. Das Deck war leer, bis auf einen Mann, der mit so viel Seil an den Mast gebunden war, dass man damit einen Riesen hätte aufhängen können. Der Mann war übergewichtig und verdreckt, und die langen, fettigen Haare hingen ihm verfilzt um das Gesicht. Es konnte sich nur um Phineus Clagg handeln.
    Als sie über die Reling kletterte, hob er den Kopf, und ein hoffnungsvolles Grinsen überzog sein Gesicht.
    «Tag auch», sagte er. «Ich bin Clagg. Captain Clagg.»
    Ohne auf ihn zu achten, schlich Tabitha über das Deck, Hal folgte ihr auf den Fuß. Sie hielt das Messer wurfbereit und sah sich nach Gores Piraten um. Aber es waren keine da. Offensichtlich hatte der Kapitän beschlossen, seine gesamte Mannschaft einzusetzen, um die Truhen mit nicht vorhandenen Kleidern auf seine Galeone zu schaffen.
    Enttäuschend.
    «Das gefällt mir nicht», sagte Hal und spähte in eine Luke. «Irgendjemand muss an Bord sein. Gore würde doch seinem Gefangenen keine Gelegenheit zur Flucht geben.»
    Tabitha zuckte die Achseln und wandte sich den Seilen zu, mit denen man Clagg an den Mast gebunden hatte.
    «Wo Sie gerade da sind», sagte Clagg und lächelte etwas angestrengt, «hätten Sie vielleicht die Güte, mir ein wenig zur Hand zu gehen?»
    «Schon gut», sagte Tabitha. «Brechen Sie sich mal keine Verzierung ab. Wir sind hier, um Sie zu retten.»
    «Äh … wirklich?»
    «Ja, wirklich. Also halten Sie die Klappe und tun Sie, was wir Ihnen sagen.» Sie ließ ihr Messer wirbeln und machte sich daran, die Knoten zu lösen. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis Clagg frei war. Grinsend rieb er sich die Arme, dort, wo die Seile ihm ins Fleisch geschnitten hatten.
    «Vielen Dank auch, Miss. Ich bin Ihnen sehr verbunden.»
    «Wunderbar», sagte Hal. «Verschwinden wir von diesem Schiff. Ich lege keinen Wert darauf, hier zu sein, wenn unser freundlicher Gastgeber zurückkommt.»
    «Stimmt», sagte Clagg. «Dann will ich mal.»
    «Nein», sagte Tabitha. «Sie kommen mit uns.»
    «Äh, das ist wirklich ein nettes Angebot, aber Sie sind sicher vielbeschäftigte Leute. Da will ich mich nicht aufdrängen.»
    «Sie kommen mit uns, hab ich gesagt.»
    Tabitha packte ihn am einen Arm, und Hal übernahm den anderen. Dann wandten sie sich in die Richtung, in der ihr Boot lag, und erstarrten.
    Zwischen ihnen und der Strickleiter stand ein vierschrötiger, muskelbepackter Troll mit einer schmuddeligen Weste, Kniebundhosen und einem winzigen Dreispitz, der ihm geradezu aberwitzig schief auf dem Kopf saß. Auf einem seiner grünen Arme war eine spektakuläre Auswahl an Tätowierungen zu sehen: ein abgetrennter Kopf, ein Skelett mit Hörnern und eine bluttriefende Axt. Der andere Arm hielt eine echte Axt umklammert, deren Klinge so groß war wie Tabithas Kopf. Zum Glück schien an ihr kein Blut zu kleben. Noch nicht.
    «Wer seid ihr?», fragte der Pirat einfältig.
    Darauf gab es nur eine Antwort.
    Tabitha schwang ihr Messer und ließ es durch die Luft sausen. Es war genau wie beim Werfen auf Zielscheiben. Nur dass das Messer diesmal in der Hand des Trolls landete statt mitten im Schwarzen.
    « UUUUNNNGGAAARGGH !»
    Hal flüsterte hastig etwas und zeigte auf den Troll. Dieser hatte die Axt fallen gelassen und umklammerte vornübergebeugt seine Hand, während er schrie wie eine Möwe, die in einem Fass gefangen saß. Dann schien die Luft zu beben, der Troll hielt inne, wurde stumm und schlapp, als habe ihn auf einen Schlag alle Kraft verlassen. Sein riesiger Leib schwankte erst in die eine, dann in die andere Richtung und brach schließlich mit einem gewaltigen Plumps auf dem Deck zusammen.
    Tabitha bemühte sich, wieder normal zu atmen. Sie hatte selbst das Gefühl, kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen.
    «Das Messer wäre nicht unbedingt nötig gewesen», sagte Hal und fuhr sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
    «Tja, wenn du ihn ein bisschen schneller verhext hättest, dann hätte ich es auch nicht einsetzen müssen.»
    Der Zauberer schnaufte.
    «Der Zauberspruch ist kompliziert und verlangt höchste Konzentration. So etwas lässt sich nicht übereilen. Außerdem weißt du, dass ich Gewalt verabscheue.»
    «Äh, ’tschuldigung», sagte Clagg. «Können wir jetzt gehen?»
    «Sie halten die Klappe», fauchte Tabitha. «Aber ja, gehen wir.»
    Sie kletterten ins Boot hinab, wobei Tabitha immer noch ein wenig zitterte. Sie hatte zum ersten Mal ein Messer nach jemandem geworfen und war sich nicht sicher,

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