Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Hunderte von Dukaten dafür ausgab, dass man Dinge für ihn stahl, war zu allem fähig.
Sie betraten einen Korridor und stiegen eine weitere Treppe hinauf, die diesmal aus Holz war und von Laternen, die an Haken an der Wand hingen, spärlich beleuchtet wurde. Neben dem Knarren ihrer Schritte hörte Grubb gedämpfte Geräusche von Leuten, die plauderten und lachten, mit den Füßen stampften, brüllten und sangen. Die Geräusche wurden lauter.
Am oberen Ende der Treppe kamen sie zu einem dicken roten Samtvorhang, der von einem Menschen und einem Troll in blütenweißen Hemden und roten Westen bewacht wurde, die beide mit einer kurzen Faustbüchse bewaffnet waren. Grubb schluckte und blieb stehen, doch Jeb stieß ihn vorwärts und nickte den Türstehern zu. Sie nickten zurück und zogen den Vorhang beiseite.
Dann waren sie drinnen.
Es war eine Art Theater. Das vermutete Grubb jedenfalls. Er war noch nie in einem Theater gewesen, hatte aber eine Vorstellung davon, wie es dort aussehen mochte. Ein riesiger kristallener Kronleuchter erhellte einen Zuschauerraum mit roten Tapeten und Messingbeschlägen, verschlungenen und mit Goldblatt beklebten Zierleisten und einem riesigen Deckengewölbe. Alles wirkte alt und heruntergekommen.
Der Lärm war nun ohrenbetäubend. Er kam hauptsächlich von unten, wo Grubb Zuschauer stehen sah, die sich auf den tieferliegenden Rängen und an den Rändern des Saals zusammendrängten. Sie rempelten einander an, winkten Bekannten und schubsten sich beiseite, um einen möglichst guten Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Allerdings konnte Grubb von dort, wo er stand, nicht erkennen, was sie sich ansahen.
Sie waren oben auf der Galerie hereingekommen, und die Zuschauer dort waren gut gekleidet und leise. Sie saßen in weich gepolsterten Sesseln, Ventilatoren liefen, und Pfeifenrauch hing schwer über ihren Köpfen. Im Hintergrund drückten sich einige Schlägertypen herum, aus deren Gürteln Grubb Säbel und Pistolen herauslugen sah und sogar hier und da eine Muskete. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so viele Waffen gesehen.
«Wo sind wir hier?»
Jeb machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, doch in diesem Moment brandete Jubel und Geschrei auf und übertönte seine Worte. Sie hörten sich an wie «Harrys Leihtischdecken».
Das konnte nicht stimmen.
Grubb sah sich nach einem Fluchtweg um.
Entlang der Galerie gab es einige Türen, doch er hatte das Gefühl, dass die gefährlich aussehenden Aufpasser auf Jebs Seite stehen würden, falls er einen Fluchtversuch unternahm.
Es war ausgeschlossen, an ihnen vorbeizukommen. Er saß weiter in der Falle.
«Jebilein, mein Bester!»
«Harry, du alter Halunke!»
Der Neuankömmling war ein großer, spindeldürrer Elf, unter dessen Dreispitz graue Locken hervorquollen. Er trug eine Jacke aus einem seltsamen grauen Material, das Grubb nicht kannte. Auf seiner Schulter saß eine Botenfee, deren Jacke und Hut identisch mit seinen waren.
Harry und Jeb fingen an, sich hastig und gedämpft zu unterhalten, zu gedämpft, als dass Grubb sie hätte verstehen können. Also arbeitete er sich stattdessen zum Rand der Galerie vor, um zu sehen, um was für ein Spektakel es sich eigentlich handelte.
Der Anblick verschlug ihm den Atem. Und ihm war augenblicklich klar, warum so viele bewaffnete Männer zugegen waren. Nun wusste er, wie Jebs Antwort gelautet hatte, als er wissen wollte, wo sie sich befanden. Und er wusste auch, aus welchem Material Harrys Jacke bestand.
Dort, wo eigentlich die ersten Sitzreihen und die Bühne hätten sein sollen, befand sich ein riesiges Wasserbecken, in dem es schäumte und brodelte.
Hier ging es wirklich nicht um Harrys Leihtischdecken. Das hier war Harrys
Haifischbecken
.
15. Kapitel
G rubb hatte alles über die Haifischbecken gehört.
Die Schwarzmäntel versuchten seit Jahren, sie zu schließen, doch im Stillen wurden sie überall in Fayt erfolgreich weiterbetrieben, versteckt in Lagerhäusern und Theatern wie diesem. Grubb versuchte im blutigen Wasser einen Haikämpfer auszumachen, aber die dunklen Gestalten bewegten sich zu schnell. Laut Mr. Lightly waren es Wasserleute. Ein Landbewohner hätte im Becken keine Chance. Manche machten es freiwillig, um der Ehre willen. In den meisten Fällen jedoch schickten die Besitzer der Haifischbecken ihre Männer mit Netzen aufs Meer, um Nachschub zu holen. Man sperrte sie wie Hummer in Unterwasserkäfige und ließ sie nur heraus, um sie zu trainieren und in den Becken
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