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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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und Umhängen, darauf das Zeichen eines silbernen Salamanders. Die Söldner Skellens, laut und drohend angerufen, ließen klirrend die Waffen fallen, einer nach dem anderen. Auf die Zögerlichen wurde mit Armbrüsten, Glevenspitzen und Wurfspeeren gezielt, sie wurden mit noch bedrohlicheren Schreien gedrängt. Jetzt gehorchten alle, denn es war zu sehen,dass die schwarzen Soldaten darauf brannten, jemanden kaltzumachen, und nur auf einen Vorwand warteten. Der Uhu blieb unter einer Säule stehen, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Wunderbare Rettung?«, murmelte Ciri. Geralt schüttelte verneinend den Kopf.
    Die Armbrüste und Stahlspitzen zielten auch auf sie.
    »Glaedyvvan vort!«
    Widerstand war zwecklos. Von schwarzen Soldaten wimmelte es am Fuße der Treppe wie von Ameisen, sie aber waren schon sehr, sehr erschöpft. Doch sie ließen die Schwerter nicht fallen. Sie legten sie sorgfältig auf den Stufen ab. Dann setzten sie sich. Geralt fühlte die warme Schulter Ciris, hörte sie atmen.
    Von oben kam Yennefer herab, umging Leichen und Blutlachen, zeigte den schwarzen Soldaten die unbewaffneten Hände. Geralt fühlte Wärme auch an der anderen Schulter. Schade, dass es nicht immer so sein kann, dachte er. Doch er wusste, dass es das nicht konnte.
    Die Leute des Uhus wurden gefesselt und einer nach dem anderen abgeführt. Es wurden immer mehr schwarze Soldaten in Mänteln mit dem Salamander. Plötzlich erschienen unter ihnen hochrangige Offiziere, zu erkennen an weißen Federbüschen und silbernen Beschlägen auf den Rüstungen. Und an dem Respekt, mit dem man ihnen Platz machte.
    Einem der Offiziere, dessen Helm besonders reich mit Silber geschmückt war, wurde mit besonderem Respekt Platz gemacht. Sogar mit Verbeugungen.
    Ebendieser verharrte vor dem unter der Säule stehenden Skellen. Der Uhu – das war sogar beim unsteten Licht der Fackeln und der in den eisernen Körben niederbrennenden Bilder deutlich zu sehen – wurde kreidebleich.
    »Stefan Skellen«, sagte der Offizier mit tönender Stimme, einer Stimme, die geradezu vom Gewölbe widerhallte. »Du wirst vor Gericht gestellt. Du wirst für deinen Verrat bestraft werden.«
    Der Uhu wurde abgeführt, doch ihm wurden nicht wie den Gemeinen die Hände gefesselt.
    Der Offizier wandte sich um. Von einem Wandteppich weiter oben löste sich ein brennender Fetzen, fiel herab, wirbelte wie ein großer Feuervogel. Der Feuerschein spielte auf den silbernen Beschlägen der Rüstung, auf dem bis zur Hälfte der Wangen reichenden Helmvisier, das – wie bei allen schwarzen Soldaten – die Form eines monströsen gezähnten Kiefers hatte.
    Jetzt sind wir an der Reihe, dachte Geralt. Er irrte sich nicht.
    Der Offizier schaute Ciri an, und seine Augen brannten in den Öffnungen des Helms, bemerkten und registrierten alles. Die Blässe. Die Narbe auf der Wange. Das Blut am Ärmel und an den Händen. Die weißen Strähnen im Haar.
    Dann wandte sich der Nilfgaarder dem Hexer zu. »Vilge fortz ?«, fragte er mit seiner tönenden Stimme.
    Geralt schüttelte verneinend den Kopf.
    »Cahir aep Ceallach?«
    Wieder eine verneinende Kopfbewegung.
    »Ein Gemetzel«, sagte der Offizier mit Blick auf die Treppe. »Ein blutiges Gemetzel. Aber nun ja, wer das Schwert nimmt   … Außerdem hast du dem Henker Arbeit erspart. Einen weiten Weg hast du hinter dir, Hexer.«
    Geralt antwortete nicht. Ciri schniefte laut und wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab. Yennefer bedachte sie mit einem tadelnden Blick. Der Nilfgaarder bemerkte es, lachte.
    »Einen weiten Weg hast du hinter dir«, wiederholte er. »Du bist vom Ende der Welt hierhergekommen. Um ihretwillen. Schon allein dafür gebührt dir etwas. Herr de Rideaux!«
    »Zu Befehl, Euer Kaiserliche Majestät!«
    Der Hexer wunderte sich nicht.
    »Findet bitte ein diskretes Zimmer, in dem ich in Ruhe, ohne von wem auch immer gestört zu werden, mit Herrn Geralt von Riva reden kann. Währenddessen sollen den beiden Damen bitte alle Vergünstigungen und Dienste zur Verfügungstehen. Versteht sich, unter sorgfältiger und unablässiger Bewachung.«
    »Jawohl, Euer Kaiserliche Majestät.«
    »Herr Geralt, folgt mir bitte.«
    Der Hexer stand auf. Er schaute Yennefer und Ciri an, wollte sie beruhigen, sie warnen, ja keine Dummheiten zu machen. Doch das war nicht notwendig. Beide waren ungeheuer erschöpft. Und resigniert.
     
    »Einen weiten Weg hast du hinter dir«, wiederholte, während er den Helm abnahm, Emhyr var Emreis, Deithwen Addan

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