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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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hatte nicht geglaubt, dass er aufstehen könnte. Doch er stand auf. Er spuckte Blut von der zerschnittenen Wange aus. Fasste das Schwert fester.
    »Auf Thanedd« – Vilgefortz kam näher, schlug mit der Stange eine Mühle – »habe ich dich nur ein bisschen zerdroschen, rücksichtsvoll, denn es sollte eine Lehre sein. Da sie nichts gefruchtet hat, werde ich dich diesmal gründlich zerbrechen, in ganz kleine Knochenstückchen. So, dass dich niemals wieder jemand zusammenflicken kann.«
    Er griff an. Geralt floh nicht. Er nahm den Kampf an.
    Die Stange huschte pfeifend hin und her, der Zauberer umkreiste den tänzelnden Hexer. Geralt wich den Schlägen aus und erteilte selbst welche, doch Vilgefortz parierte sie geschickt, und dann ächzte klagend der auf Stahl treffende Stahl.
    Der Zauberer war schnell und gewandt wie ein Dämon.
    Er täuschte Geralt mit einer Rumpfdrehung und einem markierten Schlag von links und versetzte ihm von unten einen Stoß in die Rippen. Noch ehe der Hexer das Gleichgewicht fand und wieder Luft bekam, erhielt er einen so kräftigen Hieb auf die Schulter, dass er auf ein Knie sank. Mit einem Sprung zur Seite rettete er seinen Schädel vor einem Schlag von oben, entging aber nicht dem Rückschlag von unten, über die Hüfte. Er taumelte und stieß mit dem Rücken an die Wand. Er hatte noch genug Geistesgegenwart, sich zu Boden fallen zu lassen, denn die Eisenstange streifte seine Haare und krachte gegen die Wand, dass die Funken sprühten.
    Geralt warf sich herum, die Stange schlug Funken aus dem Fußboden, gleich neben seinem Kopf. Ein anderer Hieb traf das Schulterblatt. Es gab eine Erschütterung, einen lähmenden Schmerz, in die Beine rinnende Schwäche. Der Zauberer hob die Stange. In seinen Augen stand Triumph.
    Geralt umklammerte mit der Faust Fringillas Medaillon.
    Die Stange sauste herab, dass es schepperte. Sie traf den Boden einen Fuß vom Kopfe des Hexers entfernt. Geralt warf sichherum und kam rasch auf ein Knie. Vilgefortz sprang herzu, schlug. Wieder verfehlte die Stange das Ziel um etliche Zoll. Der Zauberer schüttelte ungläubig den Kopf, zögerte für einen Moment.
    Er seufzte, als er plötzlich begriff. Seine Augen blitzten. Er sprang, holte aus. Zu spät.
    Geralt hieb ihm scharf über den Bauch. Vilgefortz schrie auf, ließ die Eisenstange los, tappte zusammengekrümmt rückwärts. Der Hexer war schon bei ihm. Er stieß ihn mit dem Stiefel auf den Stumpf einer zerbrochenen Säule, schlug weit ausholend zu, schräg, vom Schlüsselbein zur Hüfte. Blut rann auf den Boden, malte darauf ein Wellenmuster. Der Zauberer schrie auf, fiel auf die Knie. Er senkte den Kopf, schaute auf Bauch und Brust. Er konnte den Blick lange nicht von dem wenden, was er sah.
    Geralt wartete ruhig, in Fechthaltung, den Sihill zum Schlag bereit.
    Vilgefortz stöhnte durchdringend und blickte auf. »Ge raaalt   …«
    Der Hexer ließ ihn nicht ausreden.
    Lange Zeit war es sehr still.
    »Ich wusste nicht   …«, sagte Yennefer schließlich, während sie sich von dem Schutthaufen hochrappelte. Sie sah schrecklich aus. Das aus der Nase fließende Blut hatte ihr das ganze Kinn und das Dekolleté überzogen. »Ich wusste nicht«, wiederholte sie, als sie Geralts verständnislosen Blick sah, »dass du Illusionszauber kennst. Noch dazu solche, die Vilgefortz täuschen konnten   …«
    »Das war mein Medaillon.«
    »Aha.« Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Interes sant . Wir leben sowieso nur dank Ciri.«
    »Wie bitte?«
    »Sein Auge. Er hat keine vollständige Koordination zustande gebracht. Hat nicht immer getroffen. Ich aber verdanke mein Leben vor allem   …« Sie verstummte, blickte auf die Überbleibselder geschmolzenen Säule, in der man die Umrisse einer Gestalt erkennen konnte. »Wer war das, Geralt?«
    »Ein Freund. Er wird mir sehr fehlen.«
    »War er ein Mensch?«
    »Er war die Menschlichkeit in Person. Was hast du, Yen?«
    »Ein paar gebrochene Rippen, eine Gehirnerschütterung, Hüftgelenk, Kreislauf. Ansonsten bestens. Und du?«
    »Mehr oder weniger das Gleiche.«
    Sie schaute gleichmütig auf den Kopf von Vilgefortz, der genau in der Mitte des Fußbodenmosaiks lag. Das kleine, schon glasige Auge blickte die beiden mit stummem Vorwurf an.
    »Ein schöner Anblick«, sagte sie.
    »Stimmt«, gab er nach einer Weile zu. »Aber ich habe mich schon sattgesehen. Wirst du gehen können?«
    »Mit deiner Hilfe, ja.«
     
    Und sie trafen sich, alle drei, an dem Ort, wo die Korridore

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