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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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nicht ohne Schwierigkeiten. Zwischen uns und den Vertretern fremder Welten muß sie erst mal unmöglich sein. Aber dieser Einwand wird ganz einfach auf die Seite geräumt: Telepathie! Eine großartige Erklärung für alles, was man nicht erklären kann!«
    »Warum sind Sie so wütend, Juliette? Sie glauben doch auch an Telepathie …?«
    »Aber ich will nicht, daß man diesen Begriff mißbraucht!« Die Bücher hatten sie offenbar nicht überzeugt. Macht nichts. Viele Zeitgenossen glauben auch nicht an Telepathie. Und Charly hatte eine Idee:
    »Warum reist man nicht gleich telepathisch oder mittels Psychokinese von Stern zu Stern? Das würde der NASA viel Geld und Wernher von Braun viele Sorgen ersparen …«
    »Seht ihr, man nimmt uns nicht ernst!« Juliette lachte gar nicht mehr. »Deswegen bin ich wütend auf so etwas!« Sie schlug auf die Bücher und erschreckte den Kellner, der Scotch und Cola abstellen wollte.
    »Wir haben schon genug zu kämpfen gegen Vorurteile der konservativen Wissenschaft.«
    »Also Charlys Idee ist gar nicht so abwegig. Darauf komme ich noch zurück.« Aber im Augenblick interessierte mich etwas anderes mehr. »Was sagt Goldstone? Glaubt er an extraterrestrischen Besuch, an UFOs, an die Erlebnisse seiner Hypnose-Patienten?«
    Juliette goß die halbe Flasche Cola in den schönen Scotch, weiß Gott, wo sie sich diese Barbarei angewöhnt hatte. In Frankreich bestimmt nicht. Und dann kippte sie das Ganze in einem Zug weg. »Noch einmal, bitte!« – Das galt dem Boy, der die Aschenbecher leerte. Sie zeigte auf ihr Glas. »Also Goldstone. Ja, der ist sauer. Euch hat er abgewimmelt und zu uns geschickt, und jetzt komme ich zu ihm. Das war ein Bumerang für ihn. Ob er an UFOs glaubt? Ich weiß nicht. Er ist zu vorsichtig, um sich festzulegen.
    Zu den beiden Fällen Mailer und Cumber äußert er sich nicht gerne. Er glaubt an seine Wissenschaft, an Hypnose, an Psychologie. Natürlich. Aber nun wird er von uns als Zeuge verhört, als Experte für Phänomene, die nicht sein Metier sind. Als Gutachter soll er auf Fragen antworten, soll er Kommentare geben, wo er doch nur Dolmetscher war, Übersetzer von unbewußten Informationen. Ob das, was er aus dem Unterbewußtsein dieser Leute herausgeholt hat, die Wahrheit gewesen ist, ob diese weggeschlossenen und blockierten Erlebnisse, die er sichtbar gemacht hat, auch verifiziert werden können, das ist nicht sein Problem.«
    Der nächste Scotch wurde aufgefüllt mit dem restlichen Cola. Weg damit! Noch einen!
    »Aber, Juliette, Goldstone glaubt doch an Telepathie!«
    »Naturellement, er glaubt an Telepathie! Aber er hält es für ausgeschlossen, daß er selber diese Geschichten auf die Patienten übertragen haben könnte – und daß die ihm dann die gleichen Geschichten in der Hypnose wiedererzählt haben. Das war doch der Verdacht von Roczinski. Goldstone meint, das müßte dann schon eine Art Rückkoppelungseffekt sein, ›feed back‹, ›action-reaction‹, und das wäre ihm sehr neu. Und solche Geschichten von UFOs und Extraterristen, das sind nicht seine Ideen, das paßt nicht zu ihm, solche Phantasien sind nicht in seinem Kopf.«
    Sobald es um sachliche und fachliche Informationen ging, war Juliettes Akzent völlig verschwunden. Diskussionen dieser Art waren ihr wohl aus Freiburg geläufig.
    Ihr zuzuhören bereitete mir ein geradezu sinnliches Vergnügen, die Art, wie sie argumentierte, wie sie mit ihren langen, schmalen Händen, an denen sie seltsame, exotische Ringe trug, ihre eigenen Ideen und die Gedanken anderer gleichsam in Körpersprache übertrug, wie sie mit graziösen, freien Gesten ihre Formulierungen unterstützte, ausschmückte, abrundete – das war einfach erfreulich und schön.
    Jetzt spielte sie mit dem leeren Glas, ihre Ringe klimperten dagegen, ihr Blick folgte ihren spielenden Fingern, und dabei hörte sie mir zu, wach und konzentriert.
    »Ich habe noch so eine Theorie: Nehmen wir an, die Bilder der Extraterristen wurden auf die ›Augenzeugen‹, also auf die Mailers und auf Verena Cumber, telepathisch übertragen. Die hatten also selbst gar nichts erlebt, hatten diese Informationen nur aufgefangen. Irgendwie und von irgendwoher. Von Goldstone stammten ’sie nicht. Gut. Vielleicht aber von Dritten. Wäre so etwas denkbar?«
    »Denkbar, ›imaginable‹, wie wir sagen, ›vorstellbar‹ – sicher, warum nicht? Aber das Auto mit laufendem Motor bei Cleveland und die Mailers 3000 km entfernt in El Paso? Es hilft nichts, wir

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