Die Delegation
ausgesprochen spekulativ.«
Ich hatte noch eine letzte Frage an ihn:
»Ist Ihr Institut oder Ihr Komitee, wie Sie es nennen, nun staatlich oder halbstaatlich oder privat, und wer finanziert es?« Pause. Mr. Lore dachte nach.
»Ich würde sagen, wir sind ›öffentlich‹, zumindest sind wir unabhängig. Und was die Finanzierung betrifft, da fragen Sie besser unseren Präsidenten, Major Keyhoe.« Donald E. Keyhoe hatte in seinem ersten Buch über die UFOs die Recherchen des Pentagons beschrieben. Das hatte damals viel Ärger gegeben.
Aber das Buch wurde ein weltweiter Erfolg. Und zahlreiche Bücher und Veröffentlichungen folgten. Der Major saß gerade wieder über einer neuen Arbeit, aber das war nicht der einzige Grund, warum er hier in Washington bei der NICAP nur noch selten anzutreffen war; er kam nur ein-, zweimal im Monat. Die UFO-Front war abgekühlt. Es waren keine Sensationen mehr zu vermelden, auch keine zu erwarten. Von UFOs nichts Neues.
Wir fuhren zu ihm nach Luray im Staate Virginia. Zwei Stunden Fahrt auf der Straße 211 durch den Shenandoah-Nationalpark. Major Keyhoe erwartete uns in seinem ›Studio‹, einem Holzhaus mit winzigem Arbeitsraum, dicht neben der Straße. Ein hagerer Mann Ende der Fünfzig, vielleicht auch älter. Es schien, als habe er ein wenig resigniert.
»Damals im Pentagon, als täglich neue und sensationelle Meldungen einliefen, da dachten wir alle, das ist nur noch eine Frage von Tagen oder Wochen, höchstens von einigen Monaten, und das Rätsel um die UFOs ist gelöst.
Das war vor etwa fünfzehn Jahren.
Wie ein Vorgeplänkel wirkte das alles, und wir erwarteten den großen Schlag.
Jede Theorie wurde seither durchdiskutiert und wieder verworfen. Das Interesse der Öffentlichkeit wurde angeheizt und erlahmte wieder, das ging immer hin und her, auf und ab. Aus einem strategischen, wissenschaftlichen Problem wurde nun ein politisches. In vielen Zeitungsarchiven liegen unsere Berichte dicht neben denen vom Ungeheuer von Loch Ness. Und dann tauchen sie wieder auf in der Sommerflaute, in der Sauregurkenzeit. Na ja, daran gewöhnt man sich.«
Gewöhnt man sich wirklich daran? Wie lange kann ein Mensch ohne Erfolgserlebnisse leben? Wie lange hält das ein Mann durch, der eine Weltsensation vor Augen hatte – und immer noch darauf wartet, sie einer breiten Öffentlichkeit hieb- und stichfest beweisen zu können?
Wie lange kämpft man gegen die Windmühlenflügel der Ignoranz?
»Woran schreiben Sie jetzt gerade, Major?« Keyhoe spielte mit einem Flugzeugmodell, einem kleinen, mörderischen Kampfflugzeug aus Bronze mit einem Sockel aus Alabaster, einem Briefbeschwerer.
»Ich versuche, den Colorado-Report zu widerlegen. Das ist wichtig. Ich halte auch dieses Ergebnis für eine politische Entscheidung. Dagegen muß man etwas unternehmen.« Dann bauten wir Lampen und unsere Kamera auf und befragten Major Keyhoe offiziell:
»Was ist in den letzten Jahren, seit dem Erscheinen Ihrer Bücher, alles passiert?«
»In der Zwischenzeit erhielten wir einige tausend Berichte, speziell von Air-Force- und Verkehrspiloten, von Wissenschaftlern und Luftraumüberwachern, die diese Objekte exakt beschreiben. Es ist doch unmöglich, daß diese Leute sich alle geirrt haben sollen.« Nun kam ich zum Thema Roczinskis:
»Major, hat man Ihnen auch Landungen gemeldet? Ich meine bemannte Landungen. Ist Ihnen das Auftauchen einer … sagen wir mal: extraterrestrischen Delegation gemeldet worden, in Kanada, in den USA?«
»O ja, vor einiger Zeit. Solche Meldungen erscheinen in der Presse, landen auf meinem Schreibtisch. Aber bisher konnte unser Komitee keinen einzigen dieser Fälle bestätigen. Bis wir die Meldung erhalten, ist es meistens zu spät, um sie zu überprüfen.«
Ja, ja, die mangelnde Koordination mit den staatlichen Stellen. Wir legten dem Major nun die Fotos auf den Tisch. Die Fotos der fahlen Wesen, aufgenommen von der Lehrerin Verena Cumber am 9. September letzten Jahres.
»Major, was halten Sie von diesen Bildern? Könnten diese Leute hier zur Besatzung eines außerirdischen Raumschiffs gehören?«
Eine nachdenkliche Pause entstand. Major Donald E. Keyhoe schüttelte skeptisch den Kopf.
»Über neunzig Prozent aller Bilder, die man uns vorlegt, sind Unsinn oder Fälschungen oder zeigen bekannte Objekte wie Wetterballons, Zugvögel, Nordlichter. Trotzdem bleiben uns noch genügend fotografische Beweise.
Aber um über diese Fotos hier etwas auszusagen, brauche ich erst einmal
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