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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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wir wissen bis heute noch nicht, warum das so ist, wie sich diese kleine Auswahl steuert. Als Beispiel: Aufgrund ihrer Struktur sind unzählige verschiedene Aminosäuren denkbar, aber im Vergleich entstehen immer nur jene neunzehn, die auch zum Aufbau der Proteine nötig sind …« Der nächste Absatz befaßt sich ausführlich mit den Nukleinsäuren, der DNS, der RNS.
    In der Doppelspirale der Desoxyribonukleinsäure ist das Geheimnis des Lebens, jeder Art, jeder Form, jeder organischen Funktion als Bauplan sinnvoll verschlüsselt. Und dieser Code ist vermutlich nicht nur hier auf unserer Erde, sondern überall im Universum der gleiche – das sei natürlich nur eine Hypothese und erst zu beweisen. Wenn es gelingt, von anderen Planeten Proben organischer Substanzen herunterzuholen, wird man weitersehen. Vielleicht bekommt man sie auch durch Meteore frei Haus geliefert.
    Und Foster fährt fort:
    »Materie scheint gleichmäßig über den Kosmos verteilt zu sein. Die Grundstoffe, die chemischen Elemente sind überall die gleichen. Wenigstens so in etwa.
    Jetzt scheint es wichtig, erdähnliche Bedingungen vorzufinden, nicht zu nah, nicht zu weit entfernt von einer Sonne, denn das, was wir ›Leben‹ nennen, scheint auf einen sehr engen Temperaturbereich beschränkt zu sein. Eine geeignete Umwelt also, so nehmen wir Biologen an, und schon entwickelt sich Leben …«
    Das hatten bereits die Wissenschaftler beim Projekt OZMA durchgerechnet, in Green Bank, und auch Professor Oberth hatte sich vor Roczinskis Kamera ähnlich geäußert. Und da ich vorhabe, von Green Bank, wo wir ja auch gewesen sind, noch eingehend zu berichten, kann ich diesen Teil des Briefes, der sich mit der Vielzahl von möglichen belebten Welten befaßt, überspringen.
    »Die Umweltbedingungen bestimmen das Gesicht des Lebens, sagte Roman Carries, mein alter Lehrer. Denn alle Formen sind möglich, die Evolution probiert gewissermaßen alle Möglichkeiten durch, und was paßt, bleibt übrig. Das Prinzip der natürlichen Auslese. Wir sind übriggeblieben – zum Beispiel. So wie wir ausgebildet sind, wie wir aussehen, war das für die hiesigen Bedingungen die beste Lösung, um zu überleben.
    Andere Welten haben andere Bedingungen: Die größere oder kleinere Schwerkraft, je nach der Größe des Planeten, Temperatur- und Luftdruckunterschiede, eine andere Zusammensetzung der Atmosphäre – all das bedingt andere Lebensformen, andere Lebensweisen.
    Deshalb werden die Lebewesen, die sich im Laufe der Jahrmillionen auf den Planeten anderer Sonnensysteme gebildet haben, auch große Unterschiede aufweisen. Aber unter den Millionen belebter Welten dürfte es auch welche geben, die genau die gleichen Bedingungen aufweisen wie unsere Erde. Und nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, der Synchronität der Entwicklung, ob heute, ob schon vor hunderttausend Jahren oder ob erst in einer Million Jahre dort intelligente Wesen leben, gelebt haben, leben werden, die uns auch äußerlich gleichen.
    Dies ist, so möchte ich sagen, in gewisser Weise denkbar und möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich.
    Aber ich halte es für unmöglich, daß Sie ein Foto von diesen Wesen besitzen.
    Und das war ja wohl ursprünglich Ihre Frage, wenn ich mich recht erinnere: Ob ich das für möglich halte. Zwar sind wir nicht allein im Kosmos, aber wir sind unerreichbar, einsam – und einsam werden wir bleiben …«

 
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    An dieser Stelle ist eine Episode nachzutragen, eine Begegnung, die in New York stattgefunden hat: Wir wohnten im McAlpine-Hotel am Broadway, Ecke 34. Straße. Das hatte unserem Spesensatz angemessene zivile Preise und gab außerdem noch Gruppenrabatt.
    Der Keller des Hauses war ein buntgekacheltes Gewölbe und nannte sich ›Tyrol‹. Abends spielten dort bayerische Schrammein in Miesbacher Tracht, die kamen aus Kentucky, morgens servierten holländische Mädchen das Frühstück. Eines der Mädchen war aus Bangkok und bezauberte alle mit ihrem thailändischen Charme. Besonders Edward McCraight wandte keinen Blick von ihr, wenn sie in unserer Nähe auftauchte. Er war vor etlichen Jahren in Bangkok gewesen. Jetzt war er Redakteur bei Newsweek und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim NBC Fernsehen. Science-fiction-Leser kennen ihn unter seinem Pseudonym John Allister.
    Ich hatte ihn angerufen; wir hatten uns zum Frühstück verabredet, morgens um halb acht. Und trotz der frühen Stunde und der Ablenkung durch die zierliche Thailänderin wurde es ein interessantes

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