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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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Nichols keine seltsamen Signale mehr aus dem Kosmos empfangen.
    Ihn und die Lokalitäten in Elkins hatten wir anhand der Rolle sieben identifiziert, die Roczinski und sein Kameramann Mike Callaghean am 23. Oktober letzten Jahres hier aufgenommen hatten.
    Ein Reiterstandbild war auf dem Film zu sehen, umgeben von einem Felsengarten, dahinter eine Kirche aus Feldsteinen und Holz. Gegenüber, dicht an der Hauptstraße, lag ein niederes, blaugestrichenes Gebäude mit der Aufschrift Elkins Tire Co. Reklame für Autoreifen und Elektroartikel. Vor dem Gebäude stand ein junger Mann in blauem Overall. Auf der Brusttasche war sein Name aufgestickt: Frank. Er lachte in die Kamera. In seinem lustigen Pferdegebiß steckte eine Pfeife.
     
    Rolle sieben:
    Roczinski stellt Frank der Kamera vor:
    »Mister Frank Nichols verkauft Autoreifen, Fernsehgeräte und Waschmaschinen an die Einwohner der Kleinstadt Elkins hier in Westvirginia. Vor sieben Jahren hat er eine empfindliche Strafe bekommen, er hatte sich einen privaten Fernsehsender gebaut und in Betrieb genommen – und das ausgerechnet auch noch im Sendeverbots gebiet um Green Bank. Seit damals hat er freundschaftliche Kontakte zu einigen Technikern des Observatoriums.«
    Die Antenne steht noch hinter dem Haus, sie ist drehbar. Frank Nichols demonstriert die Fernbedienung. Die Anlage dient nur noch dem Empfang.
    »Inzwischen läßt ihm das elterliche Geschäft kaum noch Zeit für derart kostspielige Hobbys.
    Aber immerhin, er ist es gewesen, der die Wissenschaftler von Green Bank auf die 400-Megahertz-Signale aufmerksam gemacht hat.«
    Die Reparaturwerkstatt hinter dem Laden. Zahlreiche Fernsehgeräte stehen herum – ältere und neuere Modelle, zum Teil bereits ausgeschlachtet. Frank Nichols stellt einen Schwarzweißapparat auf einen Hocker in die Mitte des Raumes. Er schließt Netz und Antenne an und einen Verstärker.
    Weißes Rauschen, Schnee wirbelt über die Scheibe. Nichols dreht, sucht die Kanäle ab. Das Rauschen wird leiser. Auf dem Bildschirm erscheinen Strukturen, ein keulenförmiges Muster wandert von oben nach unten, wechselt, springt um, stabilisiert sich. Nichols dreht die Antenne.
    Da kommt aus dem Lautsprecher das Signal, das wir aus dem Empfängerraum von Green Bank bereits kennen, das ›Sirius-Signal‹, erst leise, verwischt, überlagert von Fremdgeräuschen, dann deutlich, trotz des Rauschens – der rhythmische Takt, das schleifende, kreischende, abreißende Crescendo. Roczinski hat sein Mikrofon an den Lautsprecher gehalten. Jetzt wendet er sich ab:
    »Das Signal auf der Frequenz von 400 Megahertz. So hört es sich an, so sieht es aus, wenn man mit einem – fast – gewöhnlichen Fernsehgerät diese seltsamen Impulse empfängt. Voraussetzung ist ein enormer Verstärker und eine drehbare Antenne, die auf einen ganz speziellen Punkt ausgerichtet werden kann.«
    Nichols manipuliert an der Antennen-Fernsteuerung. Er dreht an der Kurbel. Das Signal verschwindet, ertrinkt im weißen Rauschen, taucht wieder auf.
    Roczinski starrt fasziniert auf den Schirm, hält sein Mikrofon wieder an den Lautsprecher.
    Deutlich und scharf füllt nun das Signal den Raum. Entnervendes Auf und Ab, ein sägendes, metallisches Kreischen. Dazwischen wie ein Raster das unbeirrte, regelmäßige Klopfen, der Rhythmus, der Taktgeber.
    Roczinski legt das Mikrofon zur Seite, nimmt die kleine Kristallpyramide, den ›Sender-Empfänger-Spion‹, das Relais aus der Tasche. Seine Finger spielen damit, er überlegt. Dann setzt er die Pyramide vorn auf das Fernsehgerät, drückt die selbsthaftende Basis fest gegen das Glas der Bildröhre. Eine Sekunde – dann reißt das Signal plötzlich ab. Eben noch deutlich zu sehen, gestochen scharf die keulenförmige Struktur auf dem Schirm – überlaut zu hören das rhythmische Kreischen – und nun weg, verschwunden. Weißes Rauschen flimmert wieder über den Schirm. Nichols dreht an der Antenne, am Verstärker, stimmt Frequenzen ab, sucht – vergeblich.
    Nachdenklich löst Roczinski die Kristallpyramide wieder vom Glas. Er steckt seinen Talisman in die Tasche. Der Film läuft aus.
     
    Roczinski schrieb in sein Tagebuch:
     
    23. Oktober
    Elkins/Westvirginia.
    Sicher kein Zufall. Die Unbekannten haben es bemerkt – sie haben meine Manipulation bemerkt – sie haben reagiert! Der Kontakt mit ihnen ist hergestellt – sinnlos zwar und mit negativem Ergebnis, denn sie haben abgeschaltet. Aber nun kennen sie meine Absicht.
    Wenn sie eine Botschaft

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