Die Delegation
Stelle dieser indischen Riesenwerke der Literatur wird der Schnelltransport über große räumliche Abstände mit der gleichen Selbstverständlichkeit erwähnt, mit der man heute einen Polflug von Kopenhagen nach Tokio schildert. In den Kriegen der Römer gegen die Karthager wurden kämpfende Truppen durch ›Fliegende Schilde‹ in Furcht und Schrecken versetzt – wie übrigens auch Besatzungen von Royal-Air-Force-Kampfflugzeugen im Zweiten Weltkrieg während ihrer Feindflüge gen Osten von ›foe-fighter‹ genannten Leuchterscheinungen im Wirbelfeld hinter Tragflächen und Rumpf gejagt wurden.
In den leider extrem seltenen Fällen, wo eine optische UFO-Beobachtung durch synchrone Radar-Anzeige bestätigt wurde, entfallen natürlich Erklärungen, die sich auf Autosuggestion und Halluzination beziehen. Aber auch dann ist immer noch die Verwechslung mit an sich bekannten Flugobjekten möglich. Jahrzehntelang haben NASA und Air-Force im geheimen und auch halböffentlich versucht, Ordnung in die Unzahl von Beobachtungsmeldungen zu bringen.«
»Also gut, Herr Riedel, was sind die UFOs wirklich?«
»Unter wirklich stellt man sich etwas Greifbares, Dreidimensionales vor. Auch der Kugelblitz ist mit Sicherheit ›wirklich‹, wenn auch seine naturwissenschaftliche Erklärung sich auf einige widersprüchliche Hypothesen beschränkt. In Spannung und Leistung fast naturgetreu simulierte Blitzentladungen im Hochspannungslabor sind altbekannt. Aber einen Kugelblitz hat noch kein Labor ›fabriziert‹. Mit Recht kann man daher den Kugelblitz ebenfalls als UFO, als unidentifizierbares Objekt, bezeichnen, wie auch singuläre Plasmaballungen, also dichte, ionisiertes Gas.
Warum soll es also nicht noch unbekannte atmosphärische Naturerscheinungen ähnlicher Art geben, die ebenfalls noch der Klärung bedürfen?
Andererseits: Obwohl unsere technische Zivilisation wenig mehr als hundert Jahre jung ist, gelingt es den Raumfahrt-Nationen bereits, Mond, Venus und Mars mit ständig verfeinerten Mitteln eindringlich zu untersuchen. Unbemannte Vorbeiflüge an den Planeten Jupiter, Saturn und Pluto sind von August 1977 bis Dezember 1985 geplant – an Jupiter, Uranus und Neptun von November 1979 bis Februar 1988 möglich! Zehntausend Millionen Jahre sind seit dem letzten Urknall verstrichen – davon hat der Homo faber nur winzige Bruchteile, von seinem ›Baum-Dasein‹ bis zu seinem Griff nach den nächsten Planeten, erlebt.
Denken wir uns eine ferne Zivilisation in fünf, zehn oder fünfzig Lichtjahren Abstand von uns, die tausend oder gar einige hunderttausend Zeitjahre Entwicklungsvorsprung vor der Menschheit hat. Jene alterfahrene Intelligenz mag sehr wohl fähig sein, seit Tausenden von Jahren unbemannte Sonden, also Raumspione, ausschwärmen zu lassen zu fernen Sonnensystemen, die womöglich Planeten mit Spuren intelligenten Lebens besitzen – wie unsere Erde. Die gigantischen Abstände zwischen solchen Rauminseln zwingen zwar zu jahrzehnte- oder auch jahrhundertelangen Reisezeiten, setzen aber nicht unbedingt Antriebsarten voraus, die von menschlichen Ingenieuren und Physikern noch nicht entwickelt wären.
Nennen Sie das eine Hypothese, eine Gedankenspielerei – naturwissenschaftlich enthält sie keine Unmöglichkeiten!« Eine Meldung war um die Welt gegangen, gerade jetzt vor wenigen Tagen: Über einem Fußballstadion bei Rio de Janeiro seien während eines abendlichen Spiels acht UFOs aufgetaucht. Die Spieler unterbrachen das Match, die Zuschauer wurden Zeugen des Formationsfluges, ein Rundfunkreporter schilderte ›live‹ das Ereignis und beschrieb die orangefarben leuchtenden Objekte.
»Damit ist der Nachweis für die Existenz von UFOs entgültig erbracht!« Hans Gottschalk hatte die Zeitungsausschnitte der brasilianischen Nachrichtenagentur AJB auf seinem Tisch. »Wenn brasilianische Fußballspieler ein Match unterbrechen! Wenn sich – in Brasilien! – Zuschauer und Reporter vom Spiel abwenden! Da ist kein Irrtum mehr möglich!« Gottschalk ist leidenschaftlicher Fußballfan, fast so leidenschaftlich wie ein echter Brasilianer. Er mußte es wissen!
Walther Riedel hatte inzwischen das schriftliche Protokoll des Filmmaterials durchgelesen.
Roczinskis Filme waren geschnitten worden, das heißt, wir hatten den Ton zum Bild angelegt, fremdsprachige Texte übersetzt und das Ganze in eine zeitliche Reihenfolge gebracht. Immer und immer wieder hatten wir uns die elf Rollen vorgeführt. Von Mal zu Mal waren mehr
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