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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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kurz nach der Tat an Her Schweizer Grenze verhaftet worden war, und im KZ Dachau, wo ihn die tödliche Kugel eines SS-Schergen traf, wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner.
    Als der Sommer zu Ende ging, war der Film fertiggestellt. Dann erst fuhren wir los.
    Das gleiche Team wie beim ›Attentäter‹: Charly Steinberger, der Kameramann, sein Assistent Ernstl Schmid, ein bayerisches Original aus Altperlach, Manfred Thust mit seinem Tonbandgerät und Henry Sokal, Cutter und Allround-Organisator, als Kenner von Land und Landessprache. Er ist Franzose, lebt in Deutschland, ist in Kalifornien zur Schule gegangen, auf irgendein berühmtes College in Los Angeles. Im Gegensatz zu uns anderen liebt er die USA – ohne Vorbehalte und ohne Vorurteile.
    Er hatte auch das Material von Roczinski in einem seiner Koffer. Eine Kopie, natürlich. Einzelne Filmbilder hatten wir vergrößern lassen, um Schauplätze und Personen leichter identifizieren zu können.
    Ein Reiseplan war erstellt worden, eine sorgfältige Kalkulation; der Etat war äußerst knapp und erlaubte keine großen Sprünge. Für alle Fälle genehmigte man uns den Spesensatz vom vergangenen Jahr – der lag fünfundzwanzig Prozent unter dem neuen.
    Nach einer letzten Vereidigung auf die ehrsamen Prinzipien der Sparsamkeit, nach einer allerletzten Ermahnung, die eingepackten Akkreditive und Dollar-Schecks nur unter unausweichlichem Zwang ungünstiger Verhältnisse einzulösen, flogen wir ab.
    Am 9. September, dem ersten Jahrestag der sensationellen UFO-Sichtungen, trafen wir in Sudbury ein.

27
     
     
     
    Vor dem Abflug allerdings hatte ich noch etwas nachzuholen: einen Besuch bei Frau Roczinski. Sie wohnte in Neu-Isenburg bei Frankfurt in einem Reihenhaus. Vormittags, solange ihre achtjährige Tochter in der Schule war, arbeitete sie am Flughafen.
    Der Besuch war mir ein wenig peinlich; ich glaube, es ging ihr ebenso.
    Das Wohnzimmer war unpersönlich und steril wie in einer Möbelausstellung. Sie hatte vermutlich Ordnung gemacht, ›aufgeräumt‹, als sie erfuhr, daß ich kommen würde. Alles stand oder lag auf zugewiesenen Plätzen: hier eine Vase, dort eine Schale, ein Aschenbecher, Zündhölzer im Brokatfutteral, ein Buch. Auf dem abgeräumten, nackten Schreibtisch stand ein gerahmtes Bild von Roczinski – ohne dunkle Brille. Sie brachte eine Flasche Weinbrand und ein Messingtablett mit verschiedenfarbigen Schwenkern. »Nein, danke, ich möchte nichts trinken.« Das ZDF zahlte ihr, ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs, wie es hieß, eine Unterstützung, trotz der fristlosen Entlassung damals im Oktober, kurz vor Roczinskis Tod. Sie waren zehn Jahre verheiratet gewesen. »Haben Sie irgendwann einmal in diesen Jahren bei Ihrem Mann etwas bemerkt, das man, wie soll ich sagen, das man als ein gewisses Faible für phantastische Dinge bezeichnen könnte?«
    »Im Gegenteil.«
    Sie hatte keine Lust, sich über Will Roczinski ausfragen zu lassen.
    »Hat er sich mit Science fiction beschäftigt?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Mit utopischen Geschichten, Zukunftsromanen…«
    »Er las nicht sehr viel.«
    Das schien zu stimmen. Im Regal lagen nur ein paar Fachbücher über Fotografie, ein Stapel Der Spiegel, das oberste Heft vom August letzten Jahres, einige Hefte Das Beste aus Reader’s Digest.
    »Er war ja immer unterwegs. Er war oft nur wenige Tage im Monat zu Hause.«
    Das hatte ich so ähnlich schon von Frau Hanniek gehört. »Hatte er irgendwelche religiösen Bindungen?«
    »Nein. Nein, er war eben katholisch. Er war ja Österreicher. Aber…«
    »Irgendeinen Hang zu Meditation und Mystik?«
    »Nein. Dazu war er viel zu realistisch. Kein einziges Mal hat er mit mir über diese Dinge gesprochen, über diese UFOs. Nie.«
    »Hat er überhaupt jemals über seinen Beruf mit Ihnen geredet, erzählt, was er vorhat?«
    »Ja, natürlich.«
    Sie holte einen Karton mit Fotos: Roczinski auf dem Roten Platz in Moskau, Roczinski auf dem Münchener Olympiagelände, zwischen Mannequins, zwischen Pferden, eine Tanzgruppe, Artisten in einer Manege. Roczinski interviewt Prominente, Künstler, bekannte, und unbekannte. Ein Starkbierfest, eine Müllhalde, der erste Jumbo-Jet. »Ich muß sie irgendwann einkleben, muß mir ein Album besorgen.«
    »Wer hat die Aufnahmen gemacht?«
    »Weiß nicht, Kollegen vielleicht, der Kameraassistent.«
    »Das waren alles seine Reportagen?«
    »Nicht nur. Auch Privataufnahmen – hier.« Jugendbilder. Die Familie. Ein altes Paßbild. Seine Frau,

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